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Wieviel verdient die Regierung an Euch? (Gelesen: 7522 mal)
Klaus-Dieter
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Beiträge: 12
04.07.06 um 16:24:06
 
Hallo an alle die ihrgendwie Myanmar auf der Landkarte gefunden haben und sich fragen, soll ich nach Myanmar reisen oder nicht?

Bin ein recht neues Mitglied und heute beim stoebern auf folgende Bemerkung gestossen:

oh ja. Ein Reisebericht von solch einer doch eher fraglichen Package-Tour nach Myanmar würde mich auch interessieren. In welchen Hotels habt ihr geschlafen? In welche Restaurants seid ihr denn gebracht worden? Wieviel Dollar Eintrittsgelder habt ihr denn gelassen? Hast du vielleicht eine Ahnung wieviel die Regierung an Euch verdient hat?
Das Reisen dieser Art dem Land bestimmt nicht weiterhelfen, sollte doch allseits bekannt sein oder?

Grüße,
Markus

Geht es jetzt nur darum ob Package-Tour oder nicht, oder darum wie man dem Land und den Leuten die in Myanmar leben wirklich helfen kann?

Will man wirklich, dass keine Touristengelder in die Staatskasse (Taschen der Generaele) fliessen, duerfte keiner nach Myanmar reisen, oder glaubt Ihr wirklich, dass nur Package-Touristen dem Staat Geld bringen? Bitte nicht wieder davon anfangen wer mehr in die Staatskasse bezahlt und wer weniger.

Wollen wir ganz konsequent sein, dann muesste jeder um Myanmar einen Bogen machen. Ob Package-Tourist oder nicht. Das sagt ja auch schon Daw Aung San Suu Kyi. Hat sie damit aber wirklich recht?
Sollen wir wirklich diese Menschen auch in Zukunft vom Rest der Welt isolieren?
Was wuerde sich dadurch aendern und wuerde es den Leuten heute ohne Tourismus besser gehen?

Klaus-Dieter

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Gerald(Guest)
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Antwort #1 - 07.07.06 um 14:11:10
 
Hallo Klaus-Dieter,

erst einmal möchte ich mich dafür bedanken, dass es durch dieses Forum die Möglichkeit gibt über solche Fragen zu diskutieren.

Wieviel und ob Touristen in Myanmar Schaden anrichten, insbesondere durch Devisen in die Junta-Kasse, ist hier im Forum an vielen Stellen angesprochen worden. Ebenso, ob man durch behutsames und bewußtes Verhalten doch eher zur Unterstützung der unterdrückten Bevölkerung beiträgt. Ich traue mir nicht ein solche Rechnung aufzumachen. Wie mir scheint, gibt es zu viele unkalkulierbare Unbekannte. Viele Menschen, die in Burma am Tourismusgeschäft partizipieren können und dürfen, gehören ebenfalls zum System oder werden instrumentalisiert.
Selbst das kleinste Dorf hat einen Bürgermeister, der von der Regierung gestellt wurde. Ein Aufpasser, der über alles wacht und berichtet.

Ich selbst war vor zwei Jahren in Burma und verfolge die Lage seither intensiv.
Viele Ungereimtheiten und Ahnungen, die mir damals bei der Reise aufgefallen sind, haben sich im nachhinein als politische Repressionen wie Zwangsarbeit oder als Gespräche mit Spitzeln herausgestellt.
Wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt was Menschrechtsorganisationen und andere Organe berichten, dann kann kein Reisender in Burma sicher sein mit wem er es gerade zu tun hat und wohin sein Geld fließt.
Die politische Situation hat sich weiter zugespitzt und inwieweit man von aussen oder als Reisender im Land etwas gegen die Unterdrückung tun kann, bleibt mir schleierhaft.

Ich hatte ein zweite Reise nach Burma geplant und dann leider abgebrochen.
Mit dem was ich an Informationen erfahren habe, hätte ich ein ungutes Gefühl gehabt, vorallem dass meine Reise auf irgend eine Weise der Militärjunta signalisieren könnte, dass ich sie tolleriere und die Lage im Land so schlimm nicht sein kann, wenn immer noch Touristen kommen.

Grüße
Gerald

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big4
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Beiträge: 360
Antwort #2 - 16.07.06 um 08:18:52
 
Man muss großen respekt vor den menschen haben, die wegen gewissenskonflikten von einer reise nach myanmar absehen.
ich warne aber davor, die menschen mit gewissenskonflikten in ihrer ernsthaftigkeit höher oder nachhaltiger einzustufen als diejenigen, die trotz jener gewissenskonflikte eine andere entscheidung treffen und das land bereisen.
es geht dabei wohl weniger, ob und was die regierung durch eine reise verdient... es geht wohl mehr um das prinzip, ob man das grundsätzlich tun sollte.
wenn es aber ums prinzip ginge, dann dürfte man aus den gleichen prinzipien auch nicht in andere länder reisen, die die menschenrechte mißachten.
ginge es ums geld, ist es lächerlich anzunehmen, dass dies ein hebel wäre, die machthaber zu entmachten.
im gegenteil meine ich, dass das ein oder andere projekt nicht durchgeführt worden wäre, von denen die bevölkerung profitiert und, wenn es nur die bessere strasse ist, die nicht mehr überflutet ist oder die brücke, die gebaut ist.
abgesehen von der direktzuwendung an kleine familienbetriebe, wie z.b. die anmietung eines fahrers.
ich erinnere, dass der (stellvertretende) opositionsführer franz josef strauss derzeit einen millliardenkredit an die ddr gegeben hatte, weil sie zahlungsunfähig war; heute bestreitet keiner mehr, ob das richtig war.
eine demokratisierung des landes muss von innen her kommen. ich meine, dass es weiniger das geld der touristen ist, die die menschen dort daran hindern, als eher die bedingungen, wie z.b. die religion und chinas umklammerung, die eine befreiung niemals zulassen würde, (s. tibet).
wie damals der schlüssel in moskau lag, was die aufhebung der ddr bedeutet, liegt. m.e. der schlüssel in china für eine befreiung myanmars. ohne china sähe es noch trüber aus und wäre myanmar gar nicht lebensfähig. ALLEINE CHINA schafft die politischen und wirtschaftlichen voraussetzungen für myanmars existenz, unabhängig, ob jemand als touri dorthin fährt oder nicht. trotzdem mein hoher respekt für die, die sich anders entscheiden und nicht hinfahren.
gruß
gruß
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Gerald(Guest)
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Antwort #3 - 24.07.06 um 10:59:57
 
Hallo big4,

'... die menschen mit gewissenskonflikten in ihrer ernsthaftigkeit höher oder nachhaltiger einzustufen als diejenigen, die trotz jener gewissenskonflikte eine andere entscheidung treffen und das land bereisen.'
Ich möchte mich davon distanzieren einen 'besseren Weg' gehen zu wollen. Ferner geht es mir nicht um Gewissen sondern um Wissen. Die Frage für mich ist, ob ich eine Reise in ein Land, das seine Bevölkerung unterdrückt und ausbeutet, unternehmen will und welche Motivation mich dazu veranlasst es trotzdem zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich das Unscharfzeichnen und sogar Verharmlosen der Situation in Burma beeinflusst hat. Lieber wäre mir gewesen genauere Informationen vermittelt zu bekommen. Aber leider ging es meistens um Fahrmöglichkeiten, Unterkünfte, Essen und wie freundlich die Menschen dort sind. Einer meiner Bekannten meinte, dass ihm seine Burmareise wie Tourismus vor 100 Jahren vorkam.
Der Wunsch auf der Welt noch etwas relativ Unberührtes, Authentisches und noch dazu Preiswertes erleben zu können ist manchmal stärker als die Rücksichtnahme auf politische Zustände. Das ist menschlich und keinesfalls verwerflich. Daher bleibt es schwer eine Haltung zu finden, die den Tatsachen angemessen zufriedenstellend ist. Das müssen letztendlich Alle mit sich allein ausmachen. Ich finde es hervorragend, dass hier so unterschiedliche Positionen Ausdruck finden dürfen. Dabei sollte Keine allumfassend und leitbildhaft in den Vordergrund gestellt werden. Ebenso wenig sollte allerdings auch eine Unbedenklichkeit attestiert werden.

'... wenn es aber ums prinzip ginge, dann dürfte man aus den gleichen prinzipien auch nicht in andere länder reisen, die die menschenrechte mißachten. '
Sehr richtig! Niemand hat behauptet, dass nur Burma für Reisen bedenklich sein.

'... ginge es ums geld, ist es lächerlich anzunehmen, dass dies ein hebel wäre, die machthaber zu entmachten. '
Das versteh ich nicht. Was soll daran lächerlich sein? Wenn es Dir nicht gelingt an Geld heranzukommen, also alle Kanäle für Dich verschlossen sind, was würdest Du wohl tun? Ich würde versuchen mich zu arrangieren, damit ich existieren kann.
Und warum wohl sperrt die Schweiz die Konten der Junta (s. The Irrawaddy, 29.06.2006: Swiss Banks Freeze Burma Accounts.

‘... der schlüssel in china für eine befreiung myanmars.'
Das stimmt zum Teil. Die Waffen liefern allerdings Russland und Thailand mischt im Energiesektor mit; was leider die Vertreibung von bis zu 100.000 Shan aus der Staudammbauregion am Salween-River zur Folge hat. Wie bedrohlich, man höre und staune selbst für China bedenklich, die Lage ist, zeigt sich an der Verhängung eines Importstopps für Teakholz aus Burma. China ist der größte Abehmer. Wobei ich nicht sicher bin, ob das ein Faktum ist oder lediglich ein taktische Überlegung.


Viele Grüße
Gerald

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big4
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Beiträge: 360
Antwort #4 - 24.07.06 um 14:46:55
 
Lieber Gerald,
bald weiß ich wieder mehr, weil ich für 3 monate ins land gehe.
ich beziehe meine statements hier aus nächtelangen gesprächen mit politisch motivierten oppositionellen, die studierte akademiker sind und aus gewissengründen die kaste verlassen haben, der sie vorher angehört haben und der grund war, dass sie studieren durften und heute in projekten arbeiten, wie z.b. der aids aufklärung.
eine motivation war auch, dass diese leute  touristen treffen wollen, um ihre botschaft rauszutragen, wenn sie auf interessierte treffen.
ich bin ermutigt, ins land zu reisen und meine erst dadurch eine differenzierte sichtweise bekommen zu haben.
nicht immer kann man mit westlicher denkweise religiöses, kulturbestimmtes, von tradition geprägtes oder auch familiär motiviertes handeln verstehen oder nachvollziehen.
meine reisen sind nicht dadurch bestimmt: wie komme ich durch das land?
höchstens, wie kann ich 3 oder 4 monate bleiben, ohne ernsthafte probleme zu bekommen?
thema staatshaushalt:
die tyranneien in der welt von marcos über chauscesku bis Bocassa sind nicht verschwunden, weil man geldhähne abgedreht hat. im gegenteil mussten diese völker dafür noch mehr bluten und wurden strenger geknechtet (s. auch besonders africa).
zur (milit.) abhängigkeit:
ich habe bisher keine russische waffe gesehen, sehe aber, auch z.t. bei den umzugstransporten in die neue hauptstatt ausschliesslich chinesisches material. werde auch in meiner beobachtung von den o.g. leuten bestärkt. es gibt keine brücke oder großes projekt, dass nicht von china gebaut wird. ich treffe burmesen, die chinesisch sprechen und sehe im strassenbild neben burmesen eigentlich ausschliesslich chinesen. fast jedes moped, jede baumaschine im hoch -oder strassenbau ist chin. produkt. habe noch keinen russen getroffen, der irgendwelche waffen warten sollte.

zum staudamm: da halte ich mich raus! nur soviel: eine staudamm ist eine natürliche energiequelle. energie ist knapp und der inle-see- damm produziert nicht genug. ohne energie keine entwicklung.
sollten die chinesen atomkraftwerke liefern???  wie und wodurch sollte die energielücke geschlossen werden?
was die behandlung der anrainer angeht, das ist chinesisches vorbild: siehe jangtze-staudamm und vertreibung der menschen dort ohne die versprochene entschädigung zu zahlen.
China wird den damm bauen und die thais dürfen dann strom abkaufen, um devisen ins land zu holen. wenn der damm auf dem plan steht, wird er gebaut werden.
(hier wurde auch derzeit mit polizeigewalt die startbahn west, das endlager gorleben, die kastortransporte, und der bau von atomkraftwerken durchgesetzt, trotz expertisen, die erhöhtes krebsrisiko für die anrainer nachwiesen und noch heute nachgewiesen sind. und bei jedem autobahnbau verloren  besitzer ihr eigentum. das rechtfertigt natürlich nicht das dortige unrecht).

ich empfinde nicht, dass wir zu sehr kontrovers diskutiert haben, aber mit gegenseitigem respekt. habe versucht, etwas mehr licht ins dunkle zu bringen. ich bin sicher, es ist mir nicht gelungen.
gruß
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vorort
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Beiträge: 392
Antwort #5 - 27.07.06 um 11:50:35
 
hallo diskussionsrunde,

habe eure beitraege mit grossem interesse gelesen, weil man spuerte, das hier mit ernsthaftigkeit und gegenseitiger achtung meinungen ausgetauscht werden.

ich lebe seit mehr als 6 jahren hier und habe schon diverse anfaelle bekommen ueber die zustaende hier. auch nach so langer zeit, geht man immer wieder mit europaeischem gedankengut und denkweise an die probleme ran - um eine bauchlandung zu machen.

tourismus ist schon deswegen gut, weil dadurch zumindest ein teil der einheimischen bevoelkerung mit auslaendern in kontakt kommt und auch geld verdient, wenn sie ansonsten nichts verdienen wuerden. Was die einnahmen der spitzenkaste angeht, so sind die gelder, die durch touristen zusammenkommen nahezu uninteressant. Da laufen hier ganz andere summen, unter 6-stellig tut sich gar nichts bei denen. Nur diejenigen touristen, die wirklich teure reisen hier im land durchfuehren, bringen richtig geld fuer die topkaste, denn die sind in nahezu allen teuren unterkuenften beteiligt.

atomkraftwerke: es scheint sich noch nicht so richtig rumgesprochen zu haben, dass die russen und ukrainer seit einger zeit einen"versuchs"reaktor hier aufbauen. zur abwechslung mal nicht die chinesen. Aber Big4 hat recht, der chinesische einfluss hier ist enorm. Es ist aber auch seit langer langer zeit bekannt, dass china eine nzugang zur andamansee haben will, vor allem von suedchina aus. das verkuerzt die handelswege in den westen nachhaltig.

Man sollte bei den betrachtungen ueber dieses land auch den westlichen nachbarn nicht vergessen, der aus eigennuetzigen motiven absolut null unternimmt. Indien aus nur an dem erdgas hier interessiert und natuerlich am warenaustausch, aber bitte nur in eine richtung. der pharmamarkt ist praktisch fest in indischer hand.

zur zeit laeuft auch in puncto handel sehr wenig. mehrere hundert container stehen im hafen und niemand ist so richtig an dem inhalt interessiert. hintergrund: aus unbekannten gruenden wurde ganz oben entschieden gegen korruption im zoll vorzugehen und einige spitzenbeamte atmen zur zeit hinter schwedischen gardinen zusammen mit ein paar haendlern. Die haendler hatten falsche papiere fuer ihre container eingereicht (im container war wesentlich mehr als in den papieren stand) und offensichtlich wussten das einige vom zoll. Nun traut sich keiner mehr an die container ran, weil deren inhalt wohl dubios ist, um es vorsichtig auszudruecken. Die auswirkungen sind zum teil schon im markt zu spueren.

Leider muss ich hier auch mal sagen, dass mein respekt und meine hochachtung vor oppositionellen zum teil schwer gelitten hat. In einigen gruppen ist wahrheit kein hehres prinzip mehr sondern nur die finanziellen zuwendungen. ausserdem erwartete ich von diesen oppositionellen, dass sie als burmesen besser zwischen den unzahligen geruechten und den fakten unterscheiden koennen sollten.

was diesem kland an erster stelle fehlt, ist eine persoenlichkeit, die dem land auch eine echte zukunft versprechen koennte. Die zur ikone hochstilisierte Aung San Su Kyi ist es meiner ansicht nach nicht, ihre umgebung schon gar nicht. Von den im ausland aktiven oppositionellen ist mir auch noch niemand besonders positiv aufgefallen. ASSK steht komplett unter dem einfluss der US regierung und wird von dort auch mit allem versorgt inklusive anweisungen was zu tun ist. ASSK hat damit auch schon grandiose bauchlandungen gemacht, aber man kann das rad der geschichte eben nicht zurueckdrehen.

Ein bewusster und aufmerksamer tourismus wird dem land gut tun. schnell geht hier sowieso nichts ausser der einlieferung in eine staatspension.

gruss
vorort

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Gerald(Guest)
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Antwort #6 - 29.07.06 um 14:07:34
 
Hallo vorort,

es scheint eine fast unlösbare Aufgabe für alle in Burma/Myanmar lebenden Volksgruppen zu sein eine friedliche und menschwürdige Situation zu gestalten.
Viele Andere sind genau so wie ich auf Informationen Dritter angewiesen um Genaueres über dieses Land zu erfahren und deshalb freud mich Dein Beitrag, da Du dort lebst und dies einen besonderen Kontakt ermöglicht.
Einige Deiner Beobachtungen habe ich in anderem Kontext von anderen Personen erfahren und so sind diese noch aussagekräfiger geworden. 

Oft taucht dabei das Argument mit dem westlichen Denken auf.
Mir ist nur zum Teil klar was damit bedeutet werden soll.
Sicherlich, dass es ein Fehler ist oder zu mindest problematisch von unserem (europäischen) Standpunkt aus beurteilen zu können was dort gut und böse ist.
Das führt dann sehr schnell zu der Einbildung sich einmischen zu dürfen?
Dies kann man durchaus als arrogante Haltung und Besserwisserei bezeichnet.

Nun, wie sieht es aus, wenn jemand darüber empört ist, dass bestimmte Personen andere unterdrücken, für eigene Machtinteressen missbrauchen, morden oder rücksichtslos gegen Alles (z.B. auch im Umgang mit Resourcen) vorgehen?
Ist dieses Denken dann wirklich westlich oder eher menschlich, ethisch ortientiert?
So viel ich verstanden habe, ist den Menschen in asiatischen Länder gegenseitiger Respekt ein hohes Gut und die Unversehrtheit des Lebens ist ein Menschrecht, das alle Völker der Erde anerkennen.
Ich bilde mir nicht ein die Lage in Burma beurteilen zu können, aber die Vielzahl der Informationen – und ich weiss, dass man auch diese manipulieren und instrumentalisieren kann – ist erdrückend.
Schreckliches geschieht überall, nur die Häufigkeit und Willkür der man ausgesetzt ist unterscheidet sich.

Ich möchte mich hüten Äpfel mit Birnen zu vergleichen, aber die politische Situation in Burma kommt mir schon einzigartig vor.
Die Junta kann nur solange herrschen bis entweder die Bevölkerung sie stürzt, oder die Länder, die an dem Fortbestand der Verhältnisse interessiert sind und davon profitiern ihre Verbindungen abbrechen.
Beides wird nicht geschehen, weil das Volk keine Mititärgewalt besitzt und die Anreiner skrupellos ihre Geschäfte treiben wollen.
Eine Patsituation.

Und was würde passieren, wen das Militär das Land nicht mehr gewaltsam zusammenhält?
Könnte eine Persönlichkeit die schwierige Aufgabe bewältigen, Burma in eine menschenfreundliche Gesellschaft zu steuern ohne dass das Land zerbricht?
Die zum Teil sehr unterschiedlichen Völkergruppen werden ihre Unabhängigkeit und Globalplayer ihren Anteil aggressiv einzufordern versuchen.

Das Volk der Kachin ist beispielhaft für viele Volksstämme.
Als wir 2004 im Winter in Myitkyina waren teilen uns verschiedene Personen mit, dass sie das gleiche Schiksal wie die Kurden tragen.
Kolonialherren und Nachbarländer teilten diese Region nach politisch komplett anders motivierte Grenzen ein, so dass das Land der Kachin in einem indischen, burnamesischen und chinesischen Teil aufgespalten wurde.
Die Kachin Independent Army verfolgt das Ziel der Wiedervereinigung.

Es ist eine Tragödie und wir sind das Publikum im Zuschauerraum.
Vielleicht kann eine Reise nach Burma den Menschen dort tatsächlich etwas Abwechslung, Hoffnung und finanzielle Unterstützung verschaffen.
Ob sich dadurch letztendlich etwas nachhaltig Wünscheswertes entwickeln kann, will ich für meine Person nicht behaupten und ist eventuell ebenfalls eine auf westlichen Denkmustern basierend Anmaßung.


Viele Grüße
Gerald
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vorort
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Antwort #7 - 30.07.06 um 13:01:22
 
Hallo Gerald,

wenn ich etwas fuer mich beurteilen moechte, benoetige ich dafuer einen ausgangspunkt. Wenn es um lebensverhaeltnisse im weitesten sinne geht, dann kann das fuer mich als europaeer und deutscher eigentlich nur der europaeische wertestandard sein. Dieser allerdings auch mit einer kritischen einstellung. Auf keinen fall nach dem motto: Ihr muesst nach unserer facon gluecklich werden.

Fuer mich hier ist das groesste moegliche schreckensbild, dass das militaer nach argentinischem vorbild die brocken hinschmeisst und sich in die kasernen zurueckzieht. Ich bin davon ueberzeugt, dass dies zu einem unglaublichen blutvergiessen fuehren wuerde, von dem wir un sin europa keine vorstellung machen koennen.

Ich habe noch nie in meinem leben derart viel abneigung, misstrauen und auch hass gegenueber anderen teilen des gleichen volkes erlebt wie hier. Und ich habe im ehemaligen jugoslawien nach den dortigen kriegen gelebt.

Keiner der uebrigen volksstaemme haelt was von den Birmanen, aber shan moegen kachin nicht, die mon sind sowieso das letzte. Die Chin sind doch wilde, und die staemme in rakhine sind doch alles muslime, denen kann man soswieso nicht trauen.

Ja, wo soll denn das hinfuehren?

gruss
vorort
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big4
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Antwort #8 - 31.07.06 um 16:38:44
 
hallo vorort,
das, was du da beschreibst, klingt für mich sehr explosiv und höre das in dieser form zum ersten mal.
zumindest haben meine (reise-)begleitungen immer mit  respekt von den anderen volkgruppen geredet, jedenfalls nie abwertend. (habe ja demnächst 3 monate zeit, mein augenmerk mal darauf zu lenken.)

Wenn das richtig ist, was du sagst, würde dies bedeuten, dass die jetzige regierung nicht nur notwendig, sondern geradezu erwünscht ist. verständlich vor dem hintergrund die parallele und guten beziehungen zu china.

habe einmal erlebt bei einer rast auf den weg zum goldenen felsen, dass in der raststätte bewaffnete soldaten mit blauen uniformen waren, deren fahrzeuge draußen nicht chinesischer herkunft waren, sondern 4WD japanischer oder koreanischer herkunft neuesten baujahres.
mein unverständnis wurde damit beantwortet, dass die MON ein sonderabkommen mit der regierung hätten, ihr gebiet selber zu schützen.
vor diesem hintergrund verstehe ich jetzt, warum sie die sondergenehmigung haben und vor wem sie sich möglicherweise schützen; von den vorteilen ganz zu schweigen, die die grenzkontrolle zu thailand beinhaltet (siehe die neuesten 4WD vor der tür)!
weißt du, ob die Mon die einzigen sind, die ihr gebiet auch militärisch kontrollieren?
gruß

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mhnessie
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Antwort #9 - 31.07.06 um 17:17:58
 
Hallo Big4,

mir fallen da z.B. noch die Pa-O (richtig geschrieben?) ein die meines Wissens auch eine gewisse Autonomie geniessen.
Wer am Inle Lake den Ausflug nach Kekku machen will kommt mit den etwas anderen Bedingungen in Berührung, eine Pa-O Begleitung ist ebenfalls obligatorisch.

Viele Grüße

Marco




big4 schrieb am 31.07.06 um 16:38:44:
hallo vorort,
das, was du da beschreibst, klingt für mich sehr explosiv und höre das in dieser form zum ersten mal.
zumindest haben meine (reise-)begleitungen immer mit  respekt von den anderen volkgruppen geredet, jedenfalls nie abwertend. (habe ja demnächst 3 monate zeit, mein augenmerk mal darauf zu lenken.)

Wenn das richtig ist, was du sagst, würde dies bedeuten, dass die jetzige regierung nicht nur notwendig, sondern geradezu erwünscht ist. verständlich vor dem hintergrund die parallele und guten beziehungen zu china.

habe einmal erlebt bei einer rast auf den weg zum goldenen felsen, dass in der raststätte bewaffnete soldaten mit blauen uniformen waren, deren fahrzeuge draußen nicht chinesischer herkunft waren, sondern 4WD japanischer oder koreanischer herkunft neuesten baujahres.
mein unverständnis wurde damit beantwortet, dass die MON ein sonderabkommen mit der regierung hätten, ihr gebiet selber zu schützen.
vor diesem hintergrund verstehe ich jetzt, warum sie die sondergenehmigung haben und vor wem sie sich möglicherweise schützen; von den vorteilen ganz zu schweigen, die die grenzkontrolle zu thailand beinhaltet (siehe die neuesten 4WD vor der tür)!
weißt du, ob die Mon die einzigen sind, die ihr gebiet auch militärisch kontrollieren?
gruß


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big4
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Antwort #10 - 31.07.06 um 17:24:52
 
hallo marco,
lose kontrolle und obgligatorische führer/innen ist nicht selten, ist auch nichts besonderes (wenn man z.b. in der südsee zu den chiefs möchte, muss man sich auch anmelden und ist in steter begleitung); hier war das besondere die uniformiertheit ( nicht der bekannte burmesische tarnanzug) und die bewaffnung.
gruß
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Gerald(Guest)
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Antwort #11 - 31.07.06 um 20:07:59
 
Hallo vorort,

diese Beobachtung entspricht genau meinen Befürchtungen.
Der Ausbruch eines Bürgerkriegs.

Genau dieses Schreckensszenarios bedient sich die Junta um ihre Haltung zu rechtfertigen.
Nach dem Tenor: Wenn wir das Land nicht zusammenhalten, geht es unter und wird von den Anrainern kassiert. Der Zweck heiligt die Mittel und daher ist Gewalt bzw. Isolation notwendig um Frieden und Einheit zu gewährleisten.

Die Reaktion anderer Forumsteilnehmer zeigt mir wie wichtig es ist sich darüber auszutauschen, da die Desinformation scheinbar groß ist.
Denn wer von den Reisenden kommt schon in die Gegenden wo es unangenehm wird und die Willkür der Macht für jeden deutlich zu spüren ist.

Burma ist in seiner heutigen Form – so viel ich weiss – kein gewachsener Staat.
Durch die Kolonialzeit geprägt und vorbestimmt ging er nach dem 2. Weltkrieg unmittelbar in ein System über, dessen Streben es war und ist nie wieder in eine vollkommene Abhängigkeit von anderen Ländern zu geraten.
Die Volksstämme haben jedoch kein Mitsprscherecht, sondern ihre Zugehörigkeit wird vorausgesetzt. 
Die wirklichen Profiteure dieser Geisternation sind die Militärs und ihre Verbündeten?

Gruß
Gerald


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mhnessie
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Beiträge: 537
Antwort #12 - 01.08.06 um 11:06:35
 
big4 schrieb am 31.07.06 um 17:24:52:
hallo marco,
lose kontrolle und obgligatorische führer/innen ist nicht selten, ist auch nichts besonderes (wenn man z.b. in der südsee zu den chiefs möchte, muss man sich auch anmelden und ist in steter begleitung); hier war das besondere die uniformiertheit ( nicht der bekannte burmesische tarnanzug) und die bewaffnung.
gruß


....hmmmmm...da weiß ich nun wirklich nicht recht ob die Soldaten an den Strassensperren/Zugängen zum Pa-o Gebiet auch andere Uniformen/Waffen trugen ?
Habe damals auch nicht so drauf geachtet.....

Viele Grüße

Marco
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Stefan(Guest)
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Antwort #13 - 01.08.06 um 17:58:45
 
Hallo vorort,
in diesem Fall kann ich deine Auffassung nicht teilen. Ich habe schon mit vielen Menschen in Burma über ihre Problem im Land gesprochen. Und dabei war kein einziger, der sich nicht gewünscht hätte, kein Militärregime zu haben. Und jeder wollte nichts anderes als einfach in Freiden leben. Ich bin mir sicher, dass die Friedlichkeit der Menschen ohne Militär nicht verloren gehen würde.
Gruß Stefan
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Gerald(Guest)
Gast
Antwort #14 - 01.08.06 um 20:31:46
 
Hallo Stefan,

zwischen 1935 und 1944 hättest Du in Deutschland auch Probleme gehabt jemanden zu finden, der Dir offen gesagt hätte, was er von der Militärdiktatur hält. Und viele, wenn nicht sogar alle, wollten in Frieden leben.
Was die Friedlichkeit der Menschen angeht, hoffe ich mit Dir.

Gruß
Gerald
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