Ich war im Februar bis Anfang März in diesem wunderschönen Land und bin noch immer überwältigt von den Landschaften, der Kultur und den herzlichen Menschen. Vielen Dank an alle Aktiven in diesem Forum - ich konnte im Vorfeld der Reise so viele Informationen aus Euren Berichten herauslesen.
Hier noch ein paar Infos zur aktuellen Situation aus meiner Sicht:
Kurs:
Der Kurswert hat in den letzten Wochen wirklich sehr geschwankt. Wir haben zwischen 900 und 1.000 Kyats für einen Doller bekommen. Also lieber ein paar Scheine zur Sicherheit mehr einplanen.
Sicherheit:
Obwohl man ja oft sein ganzes Bargeld dabei hat, habe ich mich immer top-sicher gefühlt. Auch als Frau alleine unterwegs wurde ich nicht einmal (!) dumm von irgendjemand angesprochen. Es brauchte ein paar Tage bis ich dieses entspannte Gefühl so richtig genießen konnte - man hat ja in so vielen Länder schon so viel andere prägende Erfahrungen gemacht... was für eine Erleichterung so unbeschwert durch die Straßen gehen zu können.
Tourismus aktuell:
Myanmar steckt gerade tief in der Tourismusflaute. Das ist für die Bevölkerung beängstigend, weil so viele Jobs vom Tourismus abhängen. Hotels und Restaurants stehen leer und jeder Essensgast wurde geradezu verwöhnt, damit er wieder kommt. Ähnlich ist es bei den Souvenirhändlern (z.B. in Bagan). Dort war ich bei abgelegenen Tempeln teilweise der einzige Tourist und man hat mich fast schon angefleht, doch zumindest eine Kleinigkeit zu kaufen. Leider kann man nicht allen den Gefallen tun.
Mein Appell: Bitte fahrt hin! Die Menschen, die vom Tourismus leben brauchen Euch!
Geschenke:
Mit meinen Schampoos und Haarspangen stand ich ein bisschen blöde da. Die sind gerade nicht aktuell (gibt es in inzwischen in jedem Kiosk). Auch die richtigen Abnehmer für T-Shirts und ähnliches auszumachen, war nicht so einfach: Die offensiv gebettelt haben, denen wollte ich es nicht geben - die bedürftig aussahen, konnte ich es schlecht aufdrängen. Der typische Konflikt. Ich habe dann versucht den berühmten Mittelweg zu finden *seufz*.
Was aber sicherlich Sinn macht, sind Waren zu tauschen. Ganz hoch im Kurs sind wirklich Parfums und Lippenstifte (ist hier bereits in einigen Beiträgen zu lesen) und Euro-Münzen.
Betteln:
Durch die wenigen Touristen werden einige Einheimische (vor allen Dingen Kinder) doch etwas sehr "anhänglich". Wie oben beschrieben, wurden wir oft angebettelt. Inzwischen auch von Mönchen! Auch findet man nun ab und an das altbekannte Touristenspiel "erst winken, fotografieren lassen, dann Hand aufhalten". Glücklicherweise noch vereinzelt, aber da ändert sich gerade etwas...
Kontakt mit Einheimischen:
Auf der anderen Seite haben wir so viele wunderbare Menschen getroffen, die uns ganz offen und mit einem großen Lächeln begegnet sind. Diese Herzlichkeit und der aus dem tiefsten Innersten gelebte Buddhismus hat mich sehr beeindruckt. Wir hatten sehr berührende Begegnungen, die mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben werden.
Riesenspaß macht es übrigens, ein paar Brocken Burmesisch zu lernen und so auf den ein oder anderen schüchternen Annährungsversuch reagieren zu können bzw. Freude beim Handeln zu haben, z.B. (nur so wie ich es durchs Hören gelernt habe - ist sicher nicht so ganz korrekt, aber ich wurde verstanden)
- Mingalabaa = Begrüßung
- (T)da (T)da = zum Abschied
- Tschesuppe = Danke
- Tschesubade = Vielen Dank
- Gaunde = Gut
- Lade = Schön (Gegenstück zu beautyful)
- Pe male intha = Wo ist die Toilette?
- ... shila = ....möchte ich, z.B. "Beer, shila" = ich möchte ein Bier
- Pe lau le = Wieviel kostet das?
- Oh, se tschide = Oh, das ist aber teuer
- Se schoppa = Bitte etwas den Preis reduzieren
und schon hat man mit einem Lächeln ein charmantes Verkaufsgespräch
Aktuelle politische Situation:
Wir haben auf der Tour so hautnah nicht wirklich viel von den politischen Problemen am eigenen Leib erlebt, aber uns haben mehrere Menschen von ihren persönlichen Schicksalen erzählt. Wir konnten somit Hintergründe erfahren, die das Herz ganz schön schwer machen. Trotz aller Schönheit in diesem Land, trotz all dem Lächeln in den Gesichter - viele Menschen leiden.
Im Spiegel dieser Woche (Ausgabe 12 vom 16.03.09) ist gerade wieder ein Artikel drin... da schluckt man schon heftig.
Was mir noch wichtig ist zu vermitteln:
Ich habe einige Touristen gesehen, die durch diesen Land wie der bekannte Elefant durch Porzellan stampfen.
Hier ein paar Beispiele:
- Ohne ein Wort Englisch oder ein paar Brocken Burmesisch auf Deutsch auf die verdatterten Burmesen einreden und dann aggressiv reagieren, wenn man nicht gleich verstanden wird.
- Aus dem Bus raus und das das "Motiv" scharenweise mit Foto/Videokamera möglichst hautnah "abschießen". (Auch wenn sich viele Burmesen gerne fotografieren lassen - 10cm vor dem Gesicht hat keiner gerne die Fotolinse, oder?)
- Mit kurzen Hosen und Tops in Tempel laufen
- Hart um die letzten 500 Kyats verhandeln und die Verkäufer an die absoluten Grenzen treiben, dabei sind es für uns nur läppische 40 Cent - für die Burmesen zählt es aber viel mehr
- Die freundlichen Annäherungsversuche von Englischstudenten, Händlern, beschäftigungssuchende Guides oder einfach nur neugierigen Einheimischen barsch abweisen, dabei tut ein freundliches "No, thank you" doch nicht weh, oder?
Ich habe mich oft für meine Landsleute geschämt und bitte alle Reisewilligen inständig, dieser tolle Kultur und diesen liebenswerten Menschen freundlich und respektieren zu begegen - das haben sie echt verdient. So, das war mir noch ein echtes Anliegen.
Das war jetzt mein geballter Input. Falls ich sonst noch Fragen beantworten kann - gerne! Ich bin jedoch die nächste Zeit nur unregelmäßig online, es kann also etwas mit der Antwort dauern.
Jedem, der noch eine Reise vor sich hat, wünsche ich ebenso wunderbare, unvergleichliche und unvergessliche Tage in diesem Land wie ich sie hatte.
Herzlichst grüßt Euch
Klassefrau