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Tourist in der aktuellen Zeit (Gelesen: 5102 mal)
Klassefrau
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Beiträge: 2
17.03.09 um 18:46:16
 
Ich war im Februar bis Anfang März in diesem wunderschönen Land und bin noch immer überwältigt von den Landschaften, der Kultur und den herzlichen Menschen. Vielen Dank an alle Aktiven in diesem Forum - ich konnte im Vorfeld der Reise so viele Informationen aus Euren Berichten herauslesen.

Hier noch ein paar Infos zur aktuellen Situation aus meiner Sicht:

Kurs:
Der Kurswert hat in den letzten Wochen wirklich sehr geschwankt. Wir haben zwischen 900 und 1.000 Kyats für einen Doller bekommen. Also lieber ein paar Scheine zur Sicherheit mehr einplanen.

Sicherheit:
Obwohl man ja oft sein ganzes Bargeld dabei hat, habe ich mich immer top-sicher gefühlt. Auch als Frau alleine unterwegs wurde ich nicht einmal (!) dumm von irgendjemand angesprochen. Es brauchte ein paar Tage bis ich dieses entspannte Gefühl so richtig genießen konnte - man hat ja in so vielen Länder schon so viel andere prägende Erfahrungen gemacht... was für eine Erleichterung so unbeschwert durch die Straßen gehen zu können.

Tourismus aktuell:
Myanmar steckt gerade tief in der Tourismusflaute. Das ist für die Bevölkerung beängstigend, weil so viele Jobs vom Tourismus abhängen. Hotels und Restaurants stehen leer und jeder Essensgast wurde geradezu verwöhnt, damit er wieder kommt. Ähnlich ist es bei den Souvenirhändlern (z.B. in Bagan). Dort war ich bei abgelegenen Tempeln teilweise der einzige Tourist und man hat mich fast schon angefleht, doch zumindest eine Kleinigkeit zu kaufen. Leider kann man nicht allen den Gefallen tun.
Mein Appell: Bitte fahrt hin! Die Menschen, die vom Tourismus leben brauchen Euch!

Geschenke:
Mit meinen Schampoos und Haarspangen stand ich ein bisschen blöde da. Die sind gerade nicht aktuell (gibt es in inzwischen in jedem Kiosk). Auch die richtigen Abnehmer für T-Shirts und ähnliches auszumachen, war nicht so einfach: Die offensiv gebettelt haben, denen wollte ich es nicht geben - die bedürftig aussahen, konnte ich es schlecht aufdrängen. Der typische Konflikt. Ich habe dann versucht den berühmten Mittelweg zu finden *seufz*.
Was aber sicherlich Sinn macht, sind Waren zu tauschen. Ganz hoch im Kurs sind wirklich Parfums und Lippenstifte (ist hier bereits in einigen Beiträgen zu lesen) und Euro-Münzen.

Betteln:
Durch die wenigen Touristen werden einige Einheimische (vor allen Dingen Kinder) doch etwas sehr "anhänglich". Wie oben beschrieben, wurden wir oft angebettelt. Inzwischen auch von Mönchen! Auch findet man nun ab und an das altbekannte Touristenspiel "erst winken, fotografieren lassen, dann Hand aufhalten". Glücklicherweise noch vereinzelt, aber da ändert sich gerade etwas...

Kontakt mit Einheimischen:
Auf der anderen Seite haben wir so viele wunderbare Menschen getroffen, die uns ganz offen und mit einem großen Lächeln begegnet sind. Diese Herzlichkeit und der aus dem tiefsten Innersten gelebte Buddhismus hat mich sehr beeindruckt. Wir hatten sehr berührende Begegnungen, die mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben werden.
Riesenspaß macht es übrigens, ein paar Brocken Burmesisch zu lernen und so auf den ein oder anderen schüchternen Annährungsversuch reagieren zu können bzw. Freude beim Handeln zu haben, z.B. (nur so wie ich es durchs Hören gelernt habe - ist sicher nicht so ganz korrekt, aber ich wurde verstanden)
- Mingalabaa = Begrüßung
- (T)da (T)da = zum Abschied
- Tschesuppe = Danke
- Tschesubade = Vielen Dank
- Gaunde = Gut
- Lade = Schön (Gegenstück zu beautyful)
- Pe male intha = Wo ist die Toilette?
- ... shila = ....möchte ich, z.B. "Beer, shila" = ich möchte ein Bier
- Pe lau le = Wieviel kostet das?
- Oh, se tschide = Oh, das ist aber teuer
- Se schoppa = Bitte etwas den Preis reduzieren
und schon hat man mit einem Lächeln ein charmantes Verkaufsgespräch

Aktuelle politische Situation:
Wir haben auf der Tour so hautnah nicht wirklich viel von den politischen Problemen am eigenen Leib erlebt, aber uns haben mehrere Menschen von ihren persönlichen Schicksalen erzählt. Wir konnten somit Hintergründe erfahren, die das Herz ganz schön schwer machen. Trotz aller Schönheit in diesem Land, trotz all dem Lächeln in den Gesichter - viele Menschen leiden.
Im Spiegel dieser Woche (Ausgabe 12 vom 16.03.09) ist gerade wieder ein Artikel drin... da schluckt man schon heftig.

Was mir noch wichtig ist zu vermitteln:
Ich habe einige Touristen gesehen, die durch diesen Land wie der bekannte Elefant durch Porzellan stampfen.
Hier ein paar Beispiele:
- Ohne ein Wort Englisch oder ein paar Brocken Burmesisch auf Deutsch auf die verdatterten Burmesen einreden und dann aggressiv reagieren, wenn man nicht gleich verstanden wird.
- Aus dem Bus raus und das das "Motiv" scharenweise mit Foto/Videokamera möglichst hautnah "abschießen". (Auch wenn sich viele Burmesen gerne fotografieren lassen - 10cm vor dem Gesicht hat keiner gerne die Fotolinse, oder?)
- Mit kurzen Hosen und Tops in Tempel laufen
- Hart um die letzten 500 Kyats verhandeln und die Verkäufer an die absoluten Grenzen treiben, dabei sind es für uns nur läppische 40 Cent - für die Burmesen zählt es aber viel mehr
- Die freundlichen Annäherungsversuche von Englischstudenten, Händlern, beschäftigungssuchende Guides oder einfach nur neugierigen Einheimischen barsch abweisen, dabei tut ein freundliches "No, thank you" doch nicht weh, oder?

Ich habe mich oft für meine Landsleute geschämt und bitte alle Reisewilligen inständig, dieser tolle Kultur und diesen liebenswerten Menschen freundlich und respektieren zu begegen - das haben sie echt verdient. So, das war mir noch ein echtes Anliegen.

Das war jetzt mein geballter Input. Falls ich sonst noch Fragen beantworten kann - gerne! Ich bin jedoch die nächste Zeit nur unregelmäßig online, es kann also etwas mit der Antwort dauern.

Jedem, der noch eine Reise vor sich hat, wünsche ich ebenso wunderbare, unvergleichliche und unvergessliche Tage in diesem Land wie ich sie hatte.

Herzlichst grüßt Euch
Klassefrau


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eva
Member*
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Beiträge: 54
Antwort #1 - 18.03.09 um 20:09:34
 

Vielen Dank, fliegen am freitag und dann ab montag 26 Tage und bin sehr gespannt und auch aufgeregt.

Ansonsten eine Frage: Wie ist die Preisentwicklung bei Unterkünften durch die Tourismus Flaute ?

Muss man mehr oder weniger Geld f. ein Zimmer einplanen ?

wir reisen individuell, also ohne irgendeinen Veranstalter, deshalb müssen wir recht gut vorplanen.

..und vielen Dank für das Burmesisch, werd ich mir notieren  und auf dem Flug üben !
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reisefuzzi
New Member
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Beiträge: 22
Antwort #2 - 18.03.09 um 21:41:36
 
Hallo Eva,
wir sind gestern wieder heim gekommen und wie es Klassefrau schon geschrieben hat... genau das alles können wir nur bestätigen.

Das Land durstet nach Touris, egal wo: Hotel, Restaurant, Händler, Taxifahrer... etc. etc. überall wurden wir so herzlich empfangen, wie selten in einem Land (naja, vielleicht doch etwas vergleichbar mit Syrien, wo wir vor 2 Jahren waren... aber die Asiaten sind ein anderer Schlag, da fühlt man sich doch gleich wohl Zwinkernd).
Wir hatten im Vorfeld die Hotels und Inlandsflüge über Columbus Reiseagenturc in Yangon reservieren lassen und entsprechend das bezahlt, wie die Preise angegeben waren (in USD). Der aktuelle kurs war 900 bis 1.000 Kyats für einen USD (bzw. 1.230 Kyats für einen Euro)... auf jeden Fall haben wir festgestellt, dass lieber Kyats genommen wurden, als USD.... von daher mußt du schon damit rechnen, dass die Reise (etwas) teurer wird.

Beste Grüße und ja, wie gerne würde ich sofort wieder nach Myanmar reisen...
tom
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eva
Member*
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Beiträge: 54
Antwort #3 - 19.03.09 um 23:50:22
 
Naja wenn ich -euro kyat tausche, mache ich mir nicht so grosse Sorgen, aber nochmal.

wer weiss wie die preise in hotels sind, normalerweise ist es so das die Preise sinken, wenn die nachfrage gering ist, habe aber von burma schon gegenteiliges gehört..

und mein budget ist mein budget , da wir neun wochen haben ...werden wir halt insges. so viel ausgeben wie andere allein in einem land.

....und das muss reichen, wir sind reich ja, für menschen aus armen ländern, aber wir sind nicht bereit uns abzocken zu lassen, dafür können wir uns benehmen und die regeln anderer länder einhalten..was klassefrau schreibt, macht mir sorgen , wenn ich nur einen doofen touri sehe, der da on the run einen burmesen auf deutsch volllabert, dann wird der wenig spass haben, solche leute sollten einfach zuhause bleiben..

freu mich schon sehr, habe seifenblasen und wasserbomben gekauft !!!
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mingalaba2006
Member*
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Beiträge: 66
Antwort #4 - 20.03.09 um 14:13:36
 
Hallo Eva, was Deine Frage zu den Hotelpreisen betrifft, kann ich nur sagen, im Januar 2009 habe ich i.d.R. für ein Zimmer mit eigenem Bad  für eine Person um die 10 Dollar bezahlt, im Okinawa (Sule Pagode) 8 Dollar - hier allerdings ohne eigenes Bad. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Preise aufgrund fehlender Nachfrage nach unten korrigiert wurden - zumindest nicht in Yangoon, Mandalay,Toungoo und Pathein. Am Chaunghtha beach habe ich allerdings auf Nachfrage einen kleinen "discount" gegenüber 2006 für einen halben Bungalow bekommen (25 Dollar in 2006, 22 Dollar in 2009). Also wenn etwas Preisnachlaß, dann wohl eher im höherpreisigen Unterkünften - wobei das sicher hier auch von der Nachfrage abhängt.
Ansonsten denke ich, dass ihr immer noch die Möglichkeit habt, die Ausstattung Eurer Unterkünfte entsprechend Eures Budgets zu wählen, so war das AD1 in Mandalay in der Vergangenheit mit 4 bzw. später 5 Dollar (mit eigenem Bad) unschlagbar. Mit eigenem Bad ist es immer etwas teurer - was aber nicht heißt, das die Sauberkeit zu kurz kommen muß.
Viel Spaß und dann bis bald
Mingalaba
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mingalaba2006
Member*
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Beiträge: 66
Antwort #5 - 20.03.09 um 14:18:19
 
Sorry, der letzte Satz sollte heißen: Mit eigenem Bad ist es immer etwas teurer - was aber nicht heißt, das bei Zimmern ohne eigenes Bad die Sauberkeit/Hygiene in den Unterkünften zu kurz kommen muß.

Mingalaba
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chinchok
New Member
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Beiträge: 13
Antwort #6 - 29.03.09 um 23:20:24
 
Mingalaba,
(Möge Segen über Dich kommen)

Wir sind am 19.03.09 aus Myanmar zurückgekehrt. Es war die schönste Reise, die wir bis jetzt hatten. Ich kann Klassefrau nur zustimmen.

Es ist aber ein deutlicher Unterschied zu letztem Jahr zu verzeichnen. Der Tourismus hat noch mehr nachgelassen. Aber das Land und die Leute sind nach wie vor unheimlich herzlich. Jedoch lässt sich eine gewisse Depression nicht verleugnen.

Folgenden Aspekt darf man bei diesem Land nie vergessen:
Theoretisch herrschte Ne Win in Burma von 1962 bis 1988, aber in Wahrheit viel länger. Bevor Ne Win an die Macht kam, war Burma das reichste Land Südostasiens und wirtschaftlich einer der „asiatischen Tiger“. Das Land ist doppelt so groß wie Deutschland. In den 26 Jahren direkter Herrschaft Ne Wins wurde Burma jedoch durch Misswirtschaft, Korruption, Inkompetenz und Ineffizienz zu einem der ärmsten Länder der Welt. Im Dezember 1986 mußte Burma bei der UNO den Status eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt (Least Developed Countries, LDC) beantragen. Burma erhielt diesen Status 1987 und trägt diese unrühmliche Auszeichnung bis zum heutigen Tag. http://www.un.org/special-rep/ohrlls/ldc/list.htm
Wir haben festgestellt, dass die Hotels wenig verhandlungsbreit und die Preise insgesamt höher sind. Von den wenigen Touristen, die dort sind, wird der doppelte bis 3-fache Preis abverlangt. Der Kurs ist in der Tat zurzeit sehr schlecht, für einen Dollar haben wir zwischen 850 und 900 Kyat bekommen. Aber das wird sich in Kürze wieder ändern.
Myanmar erwartet eine Spende in Höhe von ca. 100 Millionen Dollar, da wurde die inländische Währung eben mal schnell angehoben, die Differenz zum normalen Kurs wird dann eben von den richtigen Stellen entsprechend vereinnahmt. Danach wird der Kurs wieder um die 1200 Kyat/Dollar, oder 1800 Kyat/1 Euro an Wert haben, so wie letzte Jahr… aber man weiß ja nicht, was da noch kommt….

Insgesamt gibt es zum Vorjahr viel weniger Händler z.B. in Bagan, die ihre Waren an den Tourist bringen wollen bzw. können. Die Lage hat sich sehr für die Einheimischen stark verschlechtert.

Wenn man wie Klassefrau schon geschrieben hat, über ein paar Wörter auf Burmesisch verfügt, die Menschen begrüßen und fragen kann, wie es ihnen geht, fragen und antworten kann, ob man schon gegessen hat, die Türen stehen offen für viel, viel mehr.

Mann bekommt sehr schnell den Kontakt zu den Einheimischen und wird als Freund gesehen. Diese typischen, unfreundlichen Touristen beschränken sich nicht nur auf Deutsche. Wir haben wieder so viele Freunde dieses Jahr gewonnen, diese haben uns genug ihrer Erlebnisse mit Touristen unterschiedlichster Herkunft erzählt.

Letztes Jahr waren wir ja mit dem Auto unterwegs, jetzt sind wir von Yagoon nach Bagan und von Bagan nach Ngapali Beach geflogen.

Ngapali Beach ist schon sehr schön, aber wollen wir mal ganz ehrlich sein, die Preise für die Hotels sind völlig überzogen. Fast nur Luxus-Hotels, zu Preisen, da muss ich nicht in den Urlaub fahren. Es gibt nur wenige Unterkünfte, die einen akzeptablen Preis haben.

Traurig ist mit anzusehen, dass durch diese Hotels die Einheimischen vom Strand vertrieben wurden. Es gibt nur noch wenige Flächen, fast keine mehr, wo die Einheimischen Fischer ihre Einbaumboote an den  Strand legen dürfen, wo sie zum Sonnenuntergang schwimmen gehen können, oder einfach nur am Strand sitzen und den Sonnenuntergang genießen dürfen.

Dort, wo diese ach so tollen Hotels sind, ist der Strand für die Einheimischen tabu! Sehr traurig.  Aber wir waren in der glücklichen Lage, direkt in einem Abschnitt zu wohnen, wo das ursprüngliche Leben noch stattfinden darf, ganz in der Nähe  zum Fischerdorf.

Ich möchte diesen Urlaub nicht eine Sekunde missen, besonders die Zeit, in der wir mit den Einheimischen zusammen waren, gelacht und gefeiert haben. Auch Trauer, Panik und viele, viele Emotionen mehr miterleben durften. Wir waren für 3 Wochen sozusagen hautnah dabei. Diese Menschen haben es einfach verdient, dass man in ihr Land reist und sie kennen und lieben lernt. Man hat es selbst in der Hand, in wieweit man das Regime unterstützt….wenn man es möchte und darauf achtet, geht 80% des eigenen Geldes an die Einheimischen, it is up to you!!!

Dada,
Chinchok
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