Guten Morgen,
ich bin gestern nach knapp 3 Wochen wieder aus Myanmar zurückgekommen. Bei der Einreise wurden die angkommenden Reisenden gefilmt. Die Maschine war ca. zur Hälfte voll. Touris, soweit ich sie identifizieren konnte, waren mit mir nur 4 weitere an Bord.
Vorort konnte ich viele meiner Freunde wieder treffen. Das war das dritte mal, dass ich in diesem schönen Land war. Die anderen Traveller waren meistens Leute die entweder länger in Asien unterwegs sind oder die auch schon öfters in Myanmar waren. Die Grund war meistens zu sehen, wie es den Freunden und Bekannten geht. Leider sitzt einer meiner Freunde in Knast, da er bei den Demonstrationen mitgemacht hat und später erwischt worden ist. Kurz bevor ich zurückgeflogen bin, habe ich wieder mehr Reisegruppen gesehen. Auch aus Deutschland. Die Deutschen führen zusammen mit den Franzosen laut Aussage einiger Hotelbetreiber die Länder aus denen die Besucher kommen an. Auch sind im Moment relativ viele Amerikaner im Land. Belgier, Russen, Italiener und Israelis. Die Russen sind diejenigen die in den teureren Hotels, z.B. in Bagan, absteigen. Denen scheint es im Moment richtig gut zu gehen.
Meine Wahrnehmung, was die Stimmung im Land angeht, war relativ unterschiedlich.
Zum Teil habe ich absolut keinen Unterschied zu den letzten beiden Male festgestellt zum anderen sind die Menschen die vorher vor allem mit Tourismus ihr Geld verdient haben ziemlich verzweifelt und enttäuscht darüber dass die Vorkommnisse zu einem so drastischen Rückgang an Besuchern geführt hat. Manche geben sogar den Mönchen die Schuld daran und werfen ihnen schlechte Organisation der Aktionen vor. Sie hätten besser koordiniert und komplett landesweit zur gleichen Zeit stattfinden sollen. Auch die Berichterstattung in den Medien führt sicherlich dazu bei, dass die meisten Touristen derzeit ihren geplanten Urlaub storniert bzw. umgebucht haben.
Die Menschen in den Dörfern sind zum Teil weder interessiert noch wissen Sie im Detail was eigentlich genau los ist. Warum sie weniger Geld in den Taschen haben und wie Sie zukünftig überhaupt überleben sollen. Wer keine große Familie hat die einen unterstützen kann hat so ziemlich die A-Karte gezogen. Am Inle-Lake mussten zahlreiche Restaurants schließen. Die Hotels haben bis zu 70 Prozent ihrer Angestellten entlassen müssen weil sie sie nicht mehr bezahlen können. Die Menschen gehen dann zurück in die Dörfer und Arbeiten als Fischer oder Erntehelfer was Sie zu Konkurenz derer macht, die den Job dort schon immer machen. Da es dadurch für diese Jobs ein höheres Angebot an Helfern bzw Waren wie z.B. Fische gibt, sinken natürlich die Preise auch hier. Die Gehälter der Mitarbeiter die in den Hotels bleiben dürfen werden gekürzt.
Eine Bedienung bekommt in Myanmar pro Monat zwischen 20.000 und 25.000 Kyat. Leute die an der Rezeption arbeiten vielleicht 30.000 bis 35.000 Kyat. Durch die notwendigen Einsparungen werden dann schnell mal aus 30.000 nur noch 25.000 Kyats die monatlich ausgezahlt werden können. Teilweise haben die Restaurants nur noch 1-2 Gäste alle 3 Wochen. In den Hotel, in denen durschnittlich 10-15 Gäste hausten, sind es z.T. nur noch 3-6. Für manche, die sich total auf den Tourismus konzentriert haben, leider eine sehr dramatische Entwicklung.
Am Inle Lake war ich auf einem Festival. Dort gab es ein Life Konzert in einer großen "Halle". Die Leute durften aber nicht stehen. Nach den Musik-Acts klatschte fast keiner und alle starrten nur auf die Bühne. Irgendwie war die Stimmung sehr ungewöhnlich.
Der aktulle Wechselkurz in Yangon ist 1$ = 1.300 Kyat mal 50-100 Kyat höher mal niedriger, je nach dem wieviel man wechselt. Den besten Kurs bekommt man wohl für 100$-Scheine auf dem Schwarzmarkt. Viele fragen nach Euro weil man dafür mehr Kyats bekommt. Welch Überraschung

Fazit:
Teilweise haben die Menschen nun noch weniger als sie vorher haben. Die Sanktionen, der Einburch des Tourismusses bringt viele an den Rand der Existenz.
Trotz der schlechten und verzweifelten Situation geben sie einem Geschenke und freuen sich wenn Sie feststellen dass sie nicht ganz alleine gelassen werden. Sie haben nichts und geben alles.
In den großen Städten hoffen sie nun auf eine baldige Besserung durch die politischen Aktivitäten z.B. eines Herrn Gambari der Myanmar besucht und viele Gespräche führt.
Das Land ist aus meiner Sicht für Ausländer sehr sicher wenn man nicht unbedingt mit Demonstationsschildern in das Land einreist oder selbst auf die Straße gehen will um zu demonstrieren. In jedem Land gibt es Demonstationen bei denen Steine fliegen. Der einzige Unterschied ist vielleicht der Einsatz von Schusswaffen und dass war wahrscheinlich der große Fehler den die Militärdiktatur gemacht hat. Die Menschen in den Großstädten sind nach eigener Aussage sehr gut organisiert und jeder hilft jeden so gut es geht. Wenn man in Yangon oder Mandalay von Mönchen oder anderen Leuten direkt auf die politische Lage angesprochen wird, kann es sein, dass man sich ohne das man es merkt mit einem regierungsfreundlichen Menschen unterhält, da es viele Spitzel vor allem in den Großstädten gibt. Unabhängig davon kann man seine Meinung sagen. Man sollte nur nicht auf im Land lebende Menschen verweisen oder deren Namen und Adresse nach einen 15 Minuten Gespräch preisgeben. Das "Lokal people" eher Probleme bekommen können als man selber, hat sich nicht geändert.
Mein Rat: Reist in dieses Land. Es ist super schön, die Menschen unglaublich freundlich und gerade jetzt, in den schwierigen Zeiten ist es wichtig die Menschen zu unterstützen. Sei es durch die bloße Anwesenheit oder durch kleine Geschenke die man mitbringen kann. Wenn jemand fragt, erzählt ihnen was Demokratie ist. Auch das Demokratie nicht nur Vorteile hat und nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann, da es ansonsten Zustände wie im Irak gibt und das will nun wirklich keiner. Ganz im Gegenteil. So war ich Zeuge von lokalen Streitigkeiten und die Myanmesen gehen ziemlich schnell und ziemlich brutal mit den Fäusten aufeinander los. Aus meiner Sicht wäre es fatal wenn es auch nur für kurze Zeit in dem Land keine Exekutive geben würde.
Meiner Meinung nach ist das Land für Ausländer sehr sicher und in Deutschland würde ich mich auch von Demonstrationen mit "Steinewerfern" vernhalten. Das Kinder zur Militär eingezogen werden wird zum Teil von Einheimischen selbst dementiert. Zumindest keine 10-jährigen. Asiaten sehen zum Teil jünger aus als sie sind und die, die im Fernsehen gezeit wurden sind wahrscheinlich schon 17-20 Jahre alt aber mit Sicherheit keine 10 mehr.
Allen die sich entscheiden doch noch dieses Jahr nach Myanmar zu reisen wünsch ich viel Glück und tolle Erlebnisse. JEDEN den ich im Land getroffen habe, hat es nicht bereut diese Entscheidung getroffen zu haben.
Beste Grüße
Steve