Mir ist ähnliches passiert.....
ich fuhr im Januar diesen Jahres vormittags um 9:30 von Bagan die 3 Stunden in fantastischer Fahrt auf einem alten Seelenverkäufer, der die Strecke täglich nach Pakkoku und zurück befährt. Ein Traveller aus La Reunion, den ich bereits in Yangon auf seinem Fahrrad kennen gelernt hatte, fuhr schon 2 Tage vor mir die gleiche Strecke von Bagan nach Pakkoku und ich begleitete ihn an seinem Abfahrtstag noch zum Bootspier am Flußufer in Bagan. Es war ein interessanter Morgen, so am Pier inmitten der vielen Horsecars und Tryshaws bei einem Coffemix auf das Boot zu warten. Dazu all die neugierigen Burmesen um uns herum, vor einem kleinen Essenstand am steil abfallenden Flußufer sitzend.
2 Tage nach dem Radfahrer befuhr ich dann die selbe Strecke und kam nach 3 Stunden Bootsfahrt in Pakkoku, dem Ort des Demonstrationsbeginns von 2007 an. Schon am Pier in Pakkoku kamen mir die Horsecar- und Tryshawfahrer entgegen, um mich in den eigentlichen Ort zu fahren, der gut 4 Km entfernt lag. Ich hatte einen Tryshawfahrer gefunden, der mich für 1000 Kyat in den Ort zu einem Gh. fahren wollte. Man reichte mir noch am Pier ein Heft zu, ich solle Name, Herkunftsland, Passportnr. usw. eintragen. Auf der Fahrt mit der Tryshaw in Richtung Gh., die recht lange dauerte - der Fahrer fuhr sicher um die 20 Minuten, vorbei an unzähligen Klöstern und Pagoden, kam ein Moped von hinten angefahren und ein Burmese im Longyi gekleidet unterhielt sich während der Fahrt mit meinem Tryshawfahrer. Später erfuhr ich, dass der Typ auf dem Moped von der Geheimpolizei der Regierung war. Man kann diese Typen ja nie von den normalen Leuten unterscheiden, da sie völlig normal burmesisch gekleidet sind, so wie andere auch.
Wir erreichten schließlich das Gh., dass einen recht alten aber trotzdem sehr interessanten burmesischen Eindruck machte. Das Haus war sehr alt und vermittelte dennoch unheimlich viel Charm. Als ich mein Gepäck von der Tryshaw bekam, war die Situation plötzlich sehr eigenartig und ich verstand zunächst nicht, um was es eigentlich ging. Das Besitzerehepaar stand vor dem Gh. und unterhielt sich mit dem Tryshawfahrer und anderen umher stehenden Leuten. Es war nicht die normale Begrüßung, als komme man an und suche ein Zimmer und werde ins Haus geführt. Ich merkte das etwas nicht in Ordnung war und das ich evtl. nicht erwünscht sei. Die beiden sehr freundlichen Besitzer, ein älteres Ehepaar, deren Frau fantastisch gutes Englisch sprach, baten mich dann in ihr Haus und wiesen mir im vorderen Hausflur auf einer Holzbank einen Platz zu. Der Mann des Hauses unterhielt sich unterdessen draußen mit dem Tryshawfahrer und der Geheimpolizist auf dem Moped war plötzlich auch wieder da und sprach mit dem Tryshawfahrer.
Die Frau des Gh. sprach dann mit mir und sagte, dass es ihr unheimlich leid täte, mich nicht in ihrem Hause übernachten lassen zu können, da es in der Vergangenheit einen Vorfall gab und dass man ihr von Regierungsseite her enorme Schwierigkeiten bereite und das ausländische Touristen hier nicht mehr erwünscht seien. Sie habe im letzten Jahr sehr viele Probleme mit den Behörden und mit der Regierung gehabt. Ständig kreuzten bei ihr merkwürdige Leute auf und wollten etwas von ihr und ihrem Mann. Beide würden ständig beobachtet und bespitzelt und man ließe sie nicht mehr in Ruhe. Sie müsse ständig auf die Behörden gehen, unnötige Formulare ausfüllen und Geldbeträge für Nichtigkeiten zahlen. Sie meinte man möge sie wohl nicht, weil sie ursprünglich Hilltribe sei und vor vielen Jahren aus dem Norden nahe Myitkyina nach Pakkoku kam. Vor gut einem Jahr habe ein Franzose bei ihr für einige Tage gewohnt und sei dann weiter nach Bagan und später nach Mandalay gereist. In Mandalay sei er dann offenbar politisch aktiv geworden und man habe ihn von Regierungsseite dabei beobachtet und schließlich festgenommen. Man verfolgte von Behördenseite daraufhin alle Orte, in denen er zuvor alles gewesen und übernachtet hatte und stieß dabei auch auf ihr Gh. in Pakkoku und entzog ihr und ihrem Mann daraufhin die Lizenz für ausländische Gäste. Sie habe alles mögliche versucht, die Lizenz wieder zurück zu bekommen, da sie ja keinerlei Schuld in dieser Angelegenheit hatte, aber bisher erfolglos. Wenn sie 3000 $ zahlen würde, könne sie die Lizenz evtl. wieder bekommen, aber das viele Geld habe sie natürlich nicht.
Das einzige, was sie und ihr Mann für mich machen könnten wäre, mir auf dem Busterminal ein Ticket nach Monywa besorgen, damit ich diesen Ort wieder verlassen könne, sagte sie zu mir. Dies sei das, was beide tagtäglich für die internationalen Traveller machen würden, die hier ankämen, um in ihrem Gh. übernachten zu wollen, es jedoch nicht dürfen. Viele Reisende kommen spät am Abend oder gar in der Nacht meinte sie und sie müsse dann auf umständlichen Wegen Kopien der Traveller vom Pass und andere Dokumente anfertigen lassen, obwohl es dann gar keinen Strom gibt. Es sei für beide jedes mal ein unheimlicher und kostspieliger Aufwand wenn ausländische Gäste kämen, weil sie dann so viel besorgen und organisieren müsse. Es gebe in Pakkoku ein anderes, jedoch nicht sehr empfehlenswertes Gh. sagte sie, in das sie diese Gäste dann zu später Stunde schickt. Dieses Gh. habe die entsprechende Lizenz, es sei für ausländische Gäste allerdings nicht zu empfehlen, da Mäuse im Zimmer, schmutzig und laut. Ich fragte dann, ob mein Kumpel, der Radfahrer aus La Reunion hier auch vorbei kam und übernachten wollte. Sie sagte daraufhin, dass der Mann hier gewesen war, zuvor aber bereits in dem anderen Gh. eingecheckt hatte und am liebsten sofort wieder verschwinden wollte und auf der Suche nach einer besseren und saubereren Unterkunft war. Sie erzählte ihm die selbe Story wie mir und er musste dann doch wieder zurück in sein Gh. Das erfuhr ich dann später, als ich den Radfahrer nochmal in Kalaw wieder traf. Die Gh.-Besitzerin reichte mir ein Gästebuch, in das ich einen Kommentar schreiben sollte und ich fand endlose Texte internationaler Traveller, die hier ihren Unmut über die Behördenwillkür und die zuvorkommende Freundlichkeit beider Gh.-Besitzer zum Ausdruck brachten, da sie nicht in diesem schönen alten Gh. wohnen durften. Ich bekam unterdessen Coffemix mit Kuchen gereicht und schrieb ebenfalls einen Text in ihr Gästebuch, von denen es bereits 2 Bücher gab. Es gab wohl angeblich auch noch eine andere Französin, die vor längerer Zeit in Pakkoku gewohnt hatte und einen Mönch in einem Kloster interviewt hatte und dabei beobachtet wurde und man sie daraufhin festnahm. Somit wäre es für mich in Pakkoku auch unmöglich gewesen, irgendwelche Klöster zu besuchen, da diese ohnehin für Ausländer tabu waren, sagte sie mir.
Ihr Mann war unterdessen mit dem Fahrrad zum Busterminal unterwegs, um mir ein Busticket nach Monywa zu besorgen. Nach gut 20 Minuten kam er wieder und begleitete mich dann zu Fuß zum 10 Minuten entfernten Busterminal. Er hatte merkwürdigerweise einen Platz für mich und einen weiteren Platz für meinen Rucksack reserviert, was ich gar nicht wollte. Er sagte jedoch, dass die Buscompany das so wolle. Ob dies so stimmte weiss ich nicht. Somit war der Platz neben mir frei, obwohl der Bus voll besetzt war. Das war mir sehr peinlich den anderen burmesischen Fahrgästen gegenüber. Lieber hätte ich gestanden. Vielleicht war dies aber auch eine von den Behörden auferlegte Maßnahme, nicht mit anderen Burmesen in Kontakt zu kommen. Für den freien Platz neben mir musste ich natürlich bezahlen. Die Fahrt nach Monywa erschien mir endlos lang. Der Geländebus sprang und holperte in endloser Fahrt nach Monywa.
Somit wäre es ratsam, von Monywa aus an einem Tag über Pakkoku gleich weiter nach Bagan oder umgekehrt zu reisen.
Yin