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The Never-Ending Myanmar Nightmare (Gelesen: 5012 mal)
ullim
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Beiträge: 264
12.10.06 um 23:33:09
 
Wie ich finde ein sehr lesenswerter Artikel im Spiegel. Ich frage mich allerdings, warum er nur in Englisch verfügbar ist.
http://www.spiegel.de/international/0,1518,439596,00.html

Sollte der Link für Mitglieder des Forums, die in Myanmar leben, Probleme bedeuten, bitte löschen.

Ulli
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vorort
Member***
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Beiträge: 392
Antwort #1 - 16.10.06 um 06:03:54
 
Hallo ullim,

danke fuer den link, habe den artikel gerade hier gelesen - was ein wunder!

Wie ueblich wird bei aller berechtigten kritik an der regierungsform hier und an dem verhalten der anrainerstaaten ein wichtiger hinweis "vergessen": Auch die USA sind hier wirtschaftlich aktiv ueber tochterfirmen von halliburton. Die erschliessung und bewertung der riesigen erdgasfunde ermoeglicht es diesen firmen auch ein stueck vom kuchen abzubekommen.
Bei all den diskussionen wohin myanmar gehen soll wird vollkommen uebersehen, dass es keinerlei grundlagen fuer eine irgendwie geartete demokratie nach europaeischem vorbild hier gibt - weder auf dem bildungssektor, noch bei justiz, verwaltung, infrastruktur, sozialwesen oder informationspolitk. Selbst der uns europaeern einleuchtende grundsatz der unverletzlichkeit des koerpers und geistes stoesst hier in diskussionen sehr sehr oft auf unverstaendnis - sprich: ist unbekannt, selbst im denkansatz. Lasst uns in den diskussionen  aber auch nicht vergessen, dass wir in europa auch ein paar jahrhunderte gebraucht haben, bis wir den heutigen stand erreicht hatten und er ist immer noch nicht unumstoesslich im denken und verhalten aller europaeer verankert, stimmts?
Sanktionen sind das duemmste und klaeglichste aller mittel um in asien - aber nicht nur in asien - etwas erreichen zu wollen. Andere wege muessen gefunden werden ohne grosses geschrei in der presse und vor allem muessen persoenlichkeiten gefunden werden, die bereit sind dieses land aus seiner misere herauszufuehren und die die dafuer noetige unterstuetzung im in- und ausland haben. Meines wissens sind die noch nicht erkennbar.

gruss
vorort
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Eskimo
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Beiträge: 9
Antwort #2 - 24.01.07 um 22:27:44
 
Hallo vorort ,

Aber es muß doch einen Denkansatz einen Generalplan der Opposition in Myanmar geben,
welcher einen realistischen Weg aufzeigt.  Wie kann es in 10 Jahren aussehen . Auch unter Einbeziehung jetzt aktuell einflußreicher Kräfte .
Ich möchte betonen ich bin nur einer, der sich etwas hier im Forum umgeschaut hat.
Ich werfe hier einmal die sehr polarisierende Meinung in den Raum : Jedes Volk bekommt
die Regierung die es verdient , das es in 50 Jahren  keiner schafft was Neues ( nicht unbedingt was besseres ) auf di Beine zu stellen , finde ich schon sehr mager !!

Ich erwarte Eure sehr interessanten Meinungen

Eskimo hä?
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vorort
Member***
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Beiträge: 392
Antwort #3 - 25.01.07 um 11:48:32
 
Hallo Eskimo,

du sprichst ein grundproblem der oppositionsgruppierungen an: Ausser schreien - aber so wie es washington will damit das geld weiterfliesst - ist wenig erkennbar. Ein grossteil der opposition, die ja im ausland stationiert ist, hat auch das gefuehl dafuer verloren, wie es im land wirklich aussieht und wie es hier wirklich zugeht.
Selbst kraefte, die sich fuer einen ernsthaften dialog mit der regierung einsetzen, stehen doch vor dem dilemma, dass china ernsthafte demokratiesierungsbewegungen in myanmar hintertreibt, da sie keine demokratie an ihrer suedgrenze wollen. Indien kuemmert sich einen dreck um sanktionen da sie geld mit handel machen wollen. Und jetzt noch die riesigen erdgasfunde. Womit will man denn drohen?? Das gas wollen alle haben!
Selbst als ASSK frei war und sie von freunden befragt wurde, wie es denn weitergehen soll, kam nichts anderes als sanktionsgemurmel. Das war schon mehr als enttaeuschend!
Wenn diese Menschenrechtsgruppen, die - vollkommen zu recht - die zustaende hier anprangern, ihrem anspruch gerecht werden wollen, dann sollen sie sich um wege kuemmern, wie den menschen hier effektiv geholfen werden kann. Sanktionen treffen nur die schon am meisten benachteiligten! Ich bin immer noch der ansicht, dass ein ehrlicher und sinnvoller dialog der einzige ausweg aus der krise ist, aber dafuer muessten etliche kreise - auch und gerade innerhalb der eu - ganz heftig umdenken und zur leisen diplomatie finden.
Glaube mir, wenn ich in all den jahren hier initativen der opposition gesehen haette, die wirklich zukunftsweisend gewesen waeren, dann haette ich die mit allen mir zur verfuegung stehenden mitteln unterstuetzt, aber leider komplette fehlanzeige. Und nicht zu vergessen, der machthaber hier hasst ASSK.

gruss
vorort
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mhnessie
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Beiträge: 537
Antwort #4 - 25.01.07 um 16:13:53
 
vorort schrieb am 25.01.07 um 11:48:32:
Und nicht zu vergessen, der machthaber hier hasst ASSK.

gruss
vorort


Hier wird man sicher auch mal abwarten müssen was passiert wenn die aktuelle No.1 wirklich ins Gras beißt.
Uns wurde mehrmals erzählt das er sich zur Darmkrebs Behandlung zur Zeit vornehmlich in Singapur aufhält, seine Erkrankung allerdings nicht mehr therapierbar sei.
Sollte dem so sein wird man abwarten müssen ob die Hardliner weiter die Oberhand behalten oder ob es wenigstens vielleicht dann im Zuge der Nachfolgeregelung wieder eine zarte Dialogbereitschaft mit den oppostitionellen Gruppen möglich ist.
Ich glaube allerdings das ASSK deutlich überbewertet wird, sie mag aufgrund der auf ihrem Vater basierenden Popularität sehr wohl eine Gallionsfigur der Opposition sein, aber in der Tat sind auch von Ihr bis auf angemahnte Sanktionen durch die Weltgemeinschaft wenig Ansätze bzw. Konzepte erkennbar.
Und mal ganz unpopulär gedacht und gemutmaßt - bei einer Demokratisierung des Landes erscheint mir so nach meinen Erfahrungen die Wahrscheinlichkeit eines bürgerkriegsähnlichen Zustands kurzfristig sehr real.
Die Vielzahl der einzelnen, unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen und die damit verbundenen Spannungen werden nach dem Wegfall der Militärjunta offen zum Ausbruch kommen.
Auch die Ressentiments der Burmesen gegenüber den Chinesen, die auch in Myanmar den Großteil der Geschäfte abwickeln bzw. in der Hand haben, würden dann sicher "ausgelebt" werden.
Dies soll um Himmels willen keine Rechtfertigung oder Akzeptanz dieses verbrecherischen Regimes darstellen sondern vielmehr möchte ich vorort und eskimo beipflichten das zum Status Quo aktuell wenig bessere Alternativen erkennbar oder zumindest schlecht sichtbar sind - und das ist erschreckend...  Ärgerlich Griesgrämig


Viele Grüße

Marco
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Eskimo
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Beiträge: 9
Antwort #5 - 25.01.07 um 17:56:53
 
Hallo mhnessie ,

Deine präzise , auf den Punkt gebrachte Einschätzung spiegelt so ziemlich genau meine
eigene Meinung zu diesem Thema wider !
Auf welchen kleinsten gemeinsamen Nenner lassen sich die Burmesen ein , wenn es um
Ihre GEMEINSAME politische Entwicklung geht . Ich möchte hier ausdrücklich die Religion
außen vor lassen. Mir scheint die jahrhunderte lange Eintrichterung von :
- Gebt den Mönchen eure letztes Hemd
- Im nächsten Leben wird alles besser , wenn Ihr euch jetzt fügt
ist ein sehr großes Hemmnis um die Menschen hier zum Umdenken zu bewegen .
Dies soll keine Abwertung zum Ausdruck bringen . Aber wo hat die Religion schon jemals im Umgang mit Andersdenkenden zum Frieden beigetragen.

Vielleicht kann - VORORT - etwas dazu sagen , er kennt die Menschen "vorort" bestimmt besser als Ich  Smiley

Da ich jetzt im März meinen Urlaub in Myanmar bin , freue ich mich sehr auf das Land und
seine Einwohner . Das macht ein fundierteres Mitreden in diesem Forum sicher leichter ! Zwinkernd

Grüße Eskimo
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HaPeRieger
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Beiträge: 265
Antwort #6 - 25.01.07 um 18:52:06
 
Hallo Eskimo,

Eskimo schrieb am 25.01.07 um 17:56:53:
Aber wo hat die Religion schon jemals im Umgang mit Andersdenkenden zum Frieden beigetragen.

Sag´ es, wenn es nicht stimmt, aber es hat den Anschein, als ob Du den "Buddhismus" als "Christentum oder Islam mit anderen Mitteln" siehst. Das trifft es meiner Meinung nicht.

Unabhängig davon wie in einem konkreten Land eine konkrete Religion gelebt wird, scheint mit gerade der Buddhismus ein enormes Potential zu besitzen, die Menschen zu einem Umdenken mit friedlichen Mitteln animieren zu können. Nicht mit der Brechstange, sondern mit Geduld und Nächstenliebe. "Vorort" hat schon mal in einem Posting berichtet, dass er auf das "buddhistische Gefühls-Gedusel" der Europäer nicht allzuviel gibt, weil die von ihm beobachtete Realität dann doch oft ziemlich "unreligiös" ist. Trotzdem würde ich die buddhistischen Wurzeln der Menschen in der Region gerne als Grundlage für ihre Zukunft sehen. Wenn der Buddhismus tatsächlich ein Hemmnis für das Umdenken ist, dann möchte ich nicht wissen, wie ein Myanmar ohne Buddhismus aussehen müsste.

Viele Grüße
HaPe
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georg
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Beiträge: 23
Antwort #7 - 25.01.07 um 19:35:09
 
hallo zusammen,
also ich bin sicherlich nicht der fachmann für die politische situation in myanmar. dennoch habe ich zu dem hier aufgegeworfenen thema eine eigene sicht der dinge. sicher, keine militärjunta auf der welt ist erstrebenswert und ich bin kein freund der politischen situation in myanmar. ich gebe aber zu bedenken, dass eine demokratie (was wir im einzelnen auch immer darunter verstehen, das "vorbild" europas, das der usa?) erst gelernt werden muss wie wir aus unserer eigenen geschichte schmerzhaft erfahren haben. eine demokratische ordnung kann nicht von außen quasi aufgestülpt werden (a la irak etc.) sondern muss von innen heraus entstehen. da weiß ich nicht wie es in myanmar drum bestellt ist. mein eindruck jedenfalls war, dass das land noch nicht reif für eine demokratie ist, da die inneren strukturen gerade wegen der militärjunter fehlen. das heißt nicht, dass ich diese befürworte oder gar unterstütze. aber die politsiche entwicklung eines landes braucht zeit und der wandel vollzieht sich langsam, das ist in der brd nicht anders. ich glaube daher, dass eine demokratische ordnung, wie auch immer sie in myanmar dann aussehen wird, nur mit der junta möglich ist, aber nur dann wenn sie bereit sind diese entwicklung langsam - im sinne des lernens - mitzutragen und hierdurch reformen einleitet. alles andere könnte meiner meinung nach im chaos enden. gibt es eigentlich innerhalb der militärischen führung liberale kräfte oder tendenzen?
gerade in diesem prozess der veränderung sollte der buddhismus aufgrund seiner toleranten auch andere menschen, lebensweisen und religiösen richtungen akzeptierenden weise eine wichtige, ja, integrierende rolle spielen. meiner meinung nach könnte er daher gerade den impuls, oder den nährboden für eine tolerante gesellschaftsform bieten (ich meine nicht in form einer sakralen staatsform!)
wie ist eure meinung hierzu?

viele grüße
georg
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HaPeRieger
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Beiträge: 265
Antwort #8 - 25.01.07 um 20:48:16
 
Hallo Georg,

das hast Du meiner Meinung nach ganz ausgezeichnet auf den Punkt gebracht.

Trotzdem noch mal nachgefragt: (1) Es bewegt sich momentan ja nicht allzu viel im Lande. Wie (und durch wen) könnte Deiner Ansicht nach dieser Prozess in Gang gebracht werden? Und (2) wie könnte eine für Myanmar befriedigende Staats- und Wirtschaftsform überhaupt aussehen? Wo geht die Reise hin? Eine Demokratie nach westlichem Vorbild? Wollen das die Menschen überhaupt? Eine Marktwirtschaft wie unsere, die nur funktioniert wenn sie jedes Jahr wachsen kann und ansonsten zusammenfällt wie ein Kartenhaus? Passt das mit der Geschichte und der Philosophie des Landes zusammen? (3) Die langfristige Perspektive ist die eine Sache, das akute, persönliche Leid jetzt lebender Menschen die andere. Was kann man tun, um die Lebensbedingungen der Menschen jetzt zu verbessern? (4) Wie denkst Du, sollte sich die internationale Staatengemeinschaft gegenüber Myanmar verhalten? Die Isolation von den internationalen Märkten nützt letztendlich niemandem und stärkt eher die Machthaber und deren Stagnations-Politik.

Viele Grüße
HaPe
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Eskimo
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Beiträge: 9
Antwort #9 - 25.01.07 um 21:18:19
 
Hallo HaPeRieger

[Sag´ es, wenn es nicht stimmt, aber es hat den Anschein, als ob Du den "Buddhismus" als "Christentum oder Islam mit anderen Mitteln" siehst. Das trifft es meiner Meinung nicht.

Ich als gelernter Ossi hab es nicht so mit Religion , aber das muß Du mir erkären was bedeutet " mit anderen Mitteln " ? hä?
Versteh mich nicht falsch , ich glaube die grundlegenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Religionen zu kennen , aber ich würde niemals behaupten der Buddismus nutzt die Menschen so aus wie das Christentum früher , oder radikalisiert die Menschen wie der Islam heute .
Aber er läßt vielleicht - speziell in Myanmar - wenig Raum für andere Ideen und Auffassungen.Die derzeitigen Machthaber nutzen die tiefe religiösität der Menschen
konsquent für sich aus !!
Es will mir nicht in den Kopf , das die Leute kenn Geld für nichts haben . Aber an den Pagoden und Buddhas hängt tonnenweise Gold !!

Klärt mich bitte auf  unentschlossen

Grüße Jens
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HaPeRieger
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Beiträge: 265
Antwort #10 - 25.01.07 um 22:23:09
 
Hallo Eskimo

Eskimo schrieb am 25.01.07 um 21:18:19:
Klärt mich bitte auf

Es besteht zwischen den östlichen und den westlichen Religionen ein derart fundamentaler Unterschied, dass man guten Gewissens beide Weltanschauungen nicht miteinader vergleichen kann, ohne dem einen oder anderen bitter unrecht zu tun. Während die westlichen Religionen (Christentum, Islam, Judentum, etc.) einen personalisierten Schöpfergott kennen, oder eine eine endliche Weltzeit (alpha ... omega) oder eine Fremd-Erlösung, steht bei den östlichen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, etc.) das eigene Streben nach Prinzipien und Idealen im Vordergrund. Die Welt kennt hier weder ein Anfang noch ein Ende, sondern alles ist eingebunden in einem ewigen Kreislauf, den man nur durch eigenes Handeln durchbrechen kann.

Speziell der Buddhismus erklärt - auch für westliche Ohren sehr plausibel - worin das Verhängnis unserer Existenz begründet ist und gibt konkrete Vorschläge für die persönliche Weiterentwicklung. Er überzieht seine Anhänger dabei nicht mit Dogmen oder Strafandrohungen sondern erklärt geduldig die Mechanismen von Ursache und Wirkung und wie jeder selbst sein Schicksal aktiv gestalten kann. Besondere Eile besteht nicht, da jedem Lebewesen zu seiner Verwirklichung eine ausreichende Zahl von Leben zur Verfügung steht. Zentrales Element des Buddhismus ist dabei Schulung und Übung des eigenen Geistes, der Achtsamkeit und Handlungen gegenüber anderen, die - ausreichend trainiert - geradezu in Liebe, auch Nächstenliebe und Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen münden muss.
Immer wieder schön ist es zu beobachten, wenn buddhistische Würdenträger mit westlichen Naturwissenschaftler diskutieren und man feststellt, dass beide durchaus das gleiche Weltbild vor Augen haben. Lediglich interessieren sich die Naturwissenschaftler für das "Wie" einen Phänomens, während der Buddhist das "Warum" in den Vordergrund rückt. Beide zusammen ergänzen sich wunderbar und so ist es leicht erklärbar, dass sich gerade der Buddhismus im Westen steigender Beliebtheit erfreut.

Weder die zugrunde liegende Motivation, noch die Riten oder die Zielsetzung des Buddhismus haben irgend eine Ähnlichkeit mit der christlichen Religion. Deshalb treten beide nicht in Konkurrenz zueinander und in der Geschichte ist es immer wieder vorgekommen, dass die buddhistische Lehre nicht eine vorhandene Religion verdrängt, sondern sie nutzbringend ergänzt hat. Die Geschichte des indischen König Ashoka ist ein wunderbares Beispiel dafür. Das geht soweit, dass man den Buddhismus strenggenommen nicht zu den Religionen (in unserem Sinne) zählen dürfte. Es ist eine Mischung aus Psychologie und Philosophie mit einem gerüttelt Maß an Lebenshilfe, die jeder .... JEDER ... von uns bitter nötig hat - auch wenn er sich noch so integriert in unserer Gesellschaft führt.

Deshalb würde ich eine Staats- und Gesellschaftsform sehr begrüßen, die sich ihrer buddhistischen Wurzel und Tradition bewußt ist und aufbauend auf diesen Idealen eine moderne Nation wird - vielleicht sogar als leuchtendes Vorbild für die restliche Welt.

Viele Grüße
HaPe
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mhnessie
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Beiträge: 537
Antwort #11 - 26.01.07 um 09:55:56
 
Hallo HaPe,

sehr interessant und detailliert Deine Ausführungen, aber vielleicht mal wieder bezogen auf die Ausgangsfrage der (demokratrischen) Veränderungs und Entwicklungsmöglichkeiten für Myanmar läßt sich meines Erachtens aber festhalten das der Buddhismus auch ein Teil des Problems in diesem Land ist.  Schockiert/Erstaunt
Von den mächtigen instrumentalisiert (inklusive hoher buddh. Würdenträger) und verbunden mit der häufig durch diesen Glauben verstärkten, fatalistischen Grundhaltung trägt er meines Erachtens auch maßgeblich zum Erhalt des Status Quo bei.
Sehr häufig wurde ich schon mit der Antriebslosigkeit aufgrund einer gewissen Schicksalsergebenheit konfrontiert und desweiteren ist es hier und da natürlich auch interessant zu erfahren das eine Spende für einen Tempel o.ä. im Gegensatz zur Hilfe am Nächsten eben Meriten bringt und diesbezüglich eben auch präferiert wird.
Es scheint eben doch so zu sein das wir als westliche Besucher die mit dem Buddhismus in Berührung kommen stark verklärt die Realität aufnehmen und auch mich fasziniert bis heute das Treiben und die Stimmung in den Pagoden und Tempeln.
Im Alltag allerdings wird man schnell mit vielen negativen Dingen konfrontiert die aber auch dazu gehören, in der Bewertung sehr gerne vergessen oder schlicht nicht wahrgenommen werden.
Der Schlüssel für eine Entwicklung in Myanmar liegt m.E. im Bildungssystem bzw. daraus resultierend in einer wachsenden Anzahl gebildeter, junger Burmesen und einer in Maßen einhergehenden Säkularisierung ohne die Wurzeln zu vergessen.
Das Bildung, Information etc. maßgeblich für den Erhalt bzw. Sturz des Systems sind haben auch die Machthaber erkannt, weswegen eben bis heute immer wieder mal Universitäten geschlossen werden oder aber nach den letzten Unruhen regional bis zum Teil ins Hinterland verteilt und aufgeteilt wurden so das größere Versammlungen von Studenten sowohl numerisch als auch logistisch erschwert werden.
Zur "verdummung" tragen auch die Fernunis bei die von einer Vielzahl junger Burmesen "besucht" werden, da gibt es grandiose Abschlüsse in Physik, Mathe oder Chemie - alles was keiner braucht und das alles ohne echte Substanz und am wichtigsten: Ohne Zusammenkunft größerer Menschen-/Studentenansammlungen.  Augenrollen
Daher halte ich auch (Reise)Boykottforderungen für Käse, zementiert sie doch nur den Status Quo und unterbindet den Informationsaustausch.
Sehr positiv sehe ich auch die weiter wachsende Anzahl der Internetzugangsmöglichkeiten und die damit verbundenen Informationsmöglichkeiten.
Die jungen Burmesen sind nämlich sehr pfiffig wenn es darum geht die geblockten Inhalte für sich erreichbar zu machen  Zwinkernd
All dies kann mittel- und langfristig zur Veränderung des Systems führen, was dann aber kommt bleibt sehr fraglich, da kann ich mich nur wiederholen.
Da sich Pa-O, Karen, Wa und wie sie alle heißen untereinander nicht grün sind befürchte ich schon ein (gewaltsames) Auseinanderbrechen des Staates Myanmar.
Und da wird dann auch der Buddhismus leider keine verbindende Klammer mehr sein.


Viele Grüße

Marco



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georg
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Beiträge: 23
Antwort #12 - 26.01.07 um 18:16:46
 
hallo hape,
tja, du wirfst wirklich sehr gute fragen auf und es fällt mir sehr schwer diese zu beantworten, denn wie bereits gesagt, ich bin nicht der spezialist in politischen fragen/entwicklungen in myanmar, sondern versuche ganz laienhaft rückschlüsse aus meinen besuchen/beobachtunge im land und meinen allgemeinen politischen beobachtungen zu ziehen.
am einfachsten verhält es sich aus meiner sicht mit deiner vierten frage. ich denke, dass die internationale staatengemeinschaft sich grundsätzlich (nicht nur in myanmar) offen und dialogbereit verhalten sollte. boykotte treffen erstens nur die bevölkerung und zweitens werden sie in der regel eh irgendwie umgangen. möglicherweise oder soger bestimmt sind die nutznießer eines boykotts die personen die man eigentlich sanktionieren möchte. der vorurteilslose dialog bietet außerdem die möglichkeit einfluss zu nehmen und ggf. perspektiven aufzuzeigen. natürlich ist es notwendig die dialogbereitschaft an bedingungen zu knüpfen beispielsweise in dem minderheiten einbezogen werden. dies sollte aus meiner sicht ein gegenseitiger und mittelfristig angelegter prozess sein. das verdammen der militärjunta wird jedenfalls eher zur verhärtung der fronten führen und damit der bevölkerung schlussendlich wenig helfen oder sogar schaden.
die frage nach der myanmar befriedigenden staats- und wirtschaftsform ist möglicherweise von außen nicht zu beantworten und muss durch die menschen selbst beantwortet werden. in südamerika hat man in den 60er und 70er jahren die sogenante dependenztheorie verfolgt, ohne jedoch wirklich erfolgreich gewesen zu sein. sicherlich ein ergebnis der immer kleiner werden welt, der internationalen handelsverflechtungen, der macht der weltbank und insbesondere der politik der usa und in teilen europas etc. wie dem auch sei, ich glaube das verlassen auf die eigenen kräfte im wirtschaftlichen bereich und deren gezielte förderung bei gleichzeitiger sukzessive abzubauenden wirtschaftlichen abschottung nach außen bietet einige potenziale, auch und vielleicht gerade für myanmar. einfach alles nach westlichen vorbild nachzumachen oder es den chinesen zu überlassen wie in weiten teilen geschehen bietet m.e. keine alternative sonden nur weitere abhängigkeit, wirtschaftliche wie politische. diese nach innen gerichtete entwicklungsstrategie birgt auch die chance, dass die menschen "gebraucht" werden, soll heißen man muss der eigenen bevölkerung vertrauen, was wiederum bedeutet, dass sie sich einbringen müssen, sich weiter entwickeln und so sukzessive mehr einfluss erhalten, will sagen hierdurch wie auch immer geartete demokratische strukturen entstehen könnten.
da ich nicht soviel über die inneren strukturen weiß kann ich zu der frage wer diesen prozess in gang bringen sollte/könnte nicht wirklich was sagen außer, dass es wie es derzeit schein nicht ohne das militär geht, außer es wäre blutig...was keiner will. vielleicht kann hierzu vorort etwas berichten?
genug des aufsatzes...
viele grüße
georg
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Hauke
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Beiträge: 64
Antwort #13 - 02.02.07 um 19:35:12
 
Hallo Zusammen,

ich war länger nicht in diesem Forum unterwegs und bin jetzt gleich auf diesen Thread gestossen.
Ich muss schon sagen, das ist mit das "Gepflegteste", was mir bislang untergekommen ist. Respekt!
Ich denke, das Meiste ist gesagt, mich beschäftigt aber seit längerem eine etwas andere Sorge. Der Einfluß Chinas kam ja schon zur Sprache und ich denke der macht die Situation noch schwieriger, als sie es ohne schon ist. Der große nördliche Nachbar wird nichts dulden, was dessen Einfluss auch nur andeutungsweise gefährden könnte. Billiger können die einen Zugang zum indischen Ozean mit all seinen strategischen Vorteilen (wirtschaftlich - kürzere Wege nach Europa, militärisch - Nähe zum großen Gegenspieler Indien und Versorgungstechnisch - Erdgas) nicht bekommen. Nebenbei holen die Chinesen handelstechnisch raus was geht, schaut Euch mal den Handel (legal oder illegal) von Waren aus China an. Vieles kommt in burmesischen Armee-LKW.... und die Einheimischen raten einem, nicht zuviel Interesse an diesen Wagen zu zeigen. War jedenfalls vor 3 Jahren so in Hsipaw und Lashio.
Meine Befürchtung ist also, dass selbst wenn die Burmesen es schaffen würden ernsthaft gegen die Millitärs zu opponieren, die Unterstützung Chinas für die Banditen wäre gewiss und ich fürchte die würden dabei sehr weit gehen.
Und ich würde den Menschen dort so wünschen, dass sich ihre Situation etwas erträglicher gestaltet.

Gruss
Hauke

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