@olepho
mich hat total genervt, dass nun offenbar jeder ein Smartphone hat und damit genauso sinnfrei umgeht wie z.B. die jungen Leute letztes Jahr auf den Philippinen. Überall wurde Krach gemacht, andauernd Selfies vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten. Es gab keine Palme, an die sich nicht eine Gruppe Mädels laut kichernd angelehnt hat um die Bilder anschließend gleich auf facebook zu posten.
Ich fand es überall dreckiger und lauter... Teurer sowieso... Ich war dieses Jahr aber wegen der unglaublichen Hitze nur in Yangon, Mandalay, Hsipaw und über 10 Tage lang am Ngwe Saung. Der hat sich für mich am meisten verändert.
Dort, wo man vorher kilometerweit am Strand laufen konnte, liegt nun mit dem Yacht club Marina eine riesige Hotelanlage. 2012 musste man einen kleinen Fluss mit einer Bootsfähre überqueren, wenn man zum Fischerdorf Simma wollte. Nun liegt da dieser Hotelkomplex und man muss einen riesigen Umweg über ein neues, aus dem Boden gestampftes Dorf nehmen...
Am anderen Ende des Ortes, nach dem letzten Hotel (Bay of Bengal) lag ein kleiner Strand - der ist immer noch da, aber gleich daneben beginnt eine meterhohe Mauer, an der man lang fahren muss, will man zum Chaunghta beach oder nur in die nächsten Dörfer z.B. zu Snake island. Der neue Eigentümer hat sein Gelände ca. 3 km lang derart gesichert, dass man nun keine Sicht mehr Richtung Strand hat... Erinnert mich echt an die Berliner Mauer und wie wir früher gleich daneben unsere Mauerspaziergänge gemacht haben. Tom Tom, bekannt aus dem Loose musste seinen Sandalwood Teashop an der Mainroad aufgeben, weil der Eigentümer nicht nur die Miete erhöht hat, sondern sie nicht mehr in Monatsraten sondern vorab als Gesamtsumme haben wollte. Auf den Straßen flanieren nun immer häufiger Touris mit nackten Oberkörper oder nur mit Bikinioberteil bekleidet. Es gab wohl auch die ersten Überfälle , was meine Freunde dort am meisten geschockt hat. Eine Touristin ist nachts allein am Strand lang gelaufen und wurde von zwei Mopedfahrern um Handy und Geld erleichert - die sollen aber wohl geschnappt woden sein.War natürlich leichtsinnig von ihr, und in jedem anderen Land würde man einsame Strandspaziergänge vermeiden, weil man um die Gefahren weiß. Aber in Myanmar war diese Art Kriminalität bislang immer noch sehr ungewöhnlich.
Ich war nun 3 Mal am Ngwe saung, zwei Mal davon mit meinem burmesischen Freund, und kenne dort mittlerweile jede Menge Leute - alle wünschen sich die " alten Zeiten" zurück. Es geht ihnen nicht besser und sie haben Angst vor der Zukunft. Ich kann sie verstehen - ich war selber ziemlich ernüchtert und habe beschlossen, dass ich für einen reinen Strandurlaub besser in Thailand oder anderswo aufgehoben bin.
Dort ist es billiger und man hat generell mehr Auswahl an low budget Unterkünften. Die gibt es an burmesischen Stränden nicht. Das wusste ich zwar schon vorher, aber mich hat die Erinnerung an die schönen Aufenthalte und die netten Menschen wieder an den Ngwe Saung getrieben. Und natürlich die unerträgliche Hitze mit 45 Grad in Mandalay. Ich werde in einigen Jahren bestimmt wieder hinfahren, aber nur wegen der Menschen, die mir lieb geworden sind.
In Hsipaw z.B. war von idyllischen und ruhigen "Bergdorf" als Ausgangspunkt für Trekkingtrips nichts zu spüren. Pausenlos rattern schwerbeladene LKW durch den Ort in Richtung China oder zurück.
Auch wenn ich mich jetzt so fürchterlich negativ anhöre - ich bin denoch diesem Land verfallen. Das hat auch persönliche Gründe, denn ich habe gute Freunde dort. Ich werde wieder hinfahren, aber nur um sie zu treffen - touristisch interessiert mich eigentlich nur noch Putao oder das Myeik Archipel.
Was ich hier geschrieben habe, sind persönliche Eindrücke - ich war dieses Jahr an sehr touristischen Orten und meine Erwartungshaltung nach zwei Jahren Abwesenheit war enorm hoch. Kein Wunder, dass ich enttäuscht wurde. Dennoch gab es objektiv gesehen, viele Veränderungen im Land, die mich von weiteren, regelmäßigen Reisen dorthin abhalten werden. Aber ob ich das durchhalten werde?