Ich weiß, dass das Thema der muslimischen Bewohner in Rakhaine State heikel ist. Dennoch möchte ich hier einen Beitrag aus meiner Sicht leisten, der gerne zur Diskussion anregen soll.
Meine Frau stammt aus dem Süden von Myanmar, wir haben dort Grundbesitz und reisen regelmäßig dorthin. Ich habe daher einen etwas anderen Blick auf das Land als manche Journalisten, Touristen oder Medienkonsumenten.
In den meisten aktuellen Medienberichten wird leider verschwiegen, dass die Ansiedlung muslimischer Anwohner im ehemaligen Königreich Arakan (heute: Rakhine) durch britische Kononialkräfte betrieben wurde und dass diese Ansiedlung von Anfang an von der vorwiegend buddhistischen Bevölkerung abgelehnt wurde.
Was auch in der Medienberichterstattung oft fehlt ist die Tatsache, dass die vielfach seit ca. 20 Jahren verwendete Bezeichnung „Rohingya“ historisch nicht belegt ist. Die von offizieller Seite in Myanmar verwendete Bezeichnung „Bengali“ („Bengalen“) ist eigentlich korrekter.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Rohingya in Myanmar nicht nur in ihrem unmittelbarem Umfeld, sondern im ganzen Land extrem unbeliebt sind. Fraglich ist daher aus meiner Sicht die von vielen Medien immer wieder erhobene Forderung an Aung San Suu Kyi, sich wie auch immer für die Rohingya einzusetzen. Sie hätte sofort ihr gesamtes Volk gegen sich, und in dem bis dato stolzen (und weltweit einzigartigen) 135-Ethnien-Staat Myanmar wäre ein Bürgerkrieg die unausweichliche Folge. So gesehen, ist sie eine kluge und versierte Politikerin - trotz der aus westlicher Sicht tragischen und humanitär sicher zu verurteilenden Vertreibung der Rohingya.
Hinzuzufügen ist, dass sich der Hass der burmesischen Bevölkerung wirklich vorwiegend auf die in Rakhaine lebenden Rohingya, nicht aber auf die vereinzelt in anderen Landesteilen lebenden Muslime richtet. Im Raum Dawei, wo meine Frau zuhause ist, sieht man vereinzelt auch verschleierte Muslime. Sie erzeugen bei den buddhistischen Einwohnern zwar ein gewisses Unverständnis, das aber in keiner Weise zu Gewalt führt.
Daher ist es bei "uns" im Raum Dawei auch bis heute ruhig wie eh und je...