Es ist schon wahr... vielleicht wünchen sich viele Touristen, die das Land schon länger kennen, die "gute, alte Zeit" zurück, vergessen aber manchmal unter welchen Repressionen die Menschen zu leiden hatten.
Es war spannend und wenn wir bestimmte Bücher oder andere verbotene Dinge eingeschmusggelt haben, auch für uns ein wenig gefährlich - ähnlich wie die früheren Besuche in der DDR. Aber wir hatten das Glück nach dem Urlaub wieder in unser altes"freiheitliches" Leben zurück kehren zu können. Die Locals mussten bleiben und konnten nur auf bessere Zeiten hoffen. Ich werde nie vergessen, wie mich mein burmesischer Freund im Juni 2011 nach meiner Einschätzung gefragt hat, wann in seinem Land mit einem demokratischen Wandel zu rechnen sei. Er schrieb mir: "The progress in Myanmar might be slow. But we are patient enough." Als ich im Dezember 2011 wieder nach Myanmar flog, wurden schon überall T-Shirts von Aung san suu kyi verkauft und die Hotelpreise hatten spürbar angezogen.
Und dann ging es rasend schnell weiter... Nicht nur für uns Touristen ist alles teurer geworden, für die Bevölkerung auch - und zwar unverhältnismäßig hoch im Vergleich zu dem Einkommen, was sich nur minimal verbessert hat. Schon Ende 2012 sagte mir mein Freund, dass die Lebenshaltungskosten in Yangon explodiert seien. Jetzt sind die Mieten derart hoch, dass viele Familien an den Stadtrand ziehen müssen.
Für meinen Freund hat sich doch einiges positiv verändert, macht mir aber noch einmal deutlich wie unglaublich schnell alles gegangen ist. Er arbeitet nun als Interpreter für z.B. die worldbank oder die UN, aber hauptsächlich als guide für eine angesehene Travelagentur. Sein Einkommen als guide liegt bei 35 US$ pro Tag und da er oftmals sehr wohlhabene (Schweizer) Klienten hat, bekommt er auch schon mal 100 US$ Trinkgeld pro Tag. Als er mir das erzählt hat, ist mir die Kinnlade runtergeklappt... 2011 ist er mit 50 US$ im Monat ausgekommen!
Als er für die UN gearbeitet hat, wurde er mit bis zu 600 US$ pro Tag entlohnt, wohnte in den besten Hotels... Er war aber total entsetzt, weil die UN den Burmesen - meist Bauern - in ihr Quartier bestellte um sie zu befragen, ihnen aber keinen Cent für Ihren Arbeitsausfall bezahlt hat.
Als ich gehört habe, wie solche und andere Organisationen mit Geld umgehen, ist mir übel geworden...
Er erzählte mir von Land-Grabbing, von koreanischen Geschäftsleuten, die mit Geld um sich schmeißen, ihre Angestellten aber einen Hungerlohn bezahlen. Alles nichts Neues, aber dennoch desillusionierend, weil man sich für Myanmar was Besseres erhofft hat. Schließlich gab es da doch genügend gebildete und mutige Menschen, die sich jahrzehntelang nicht brechen ließen und die irgendwie eine Vision zu haben schienen...
Was ich damit sagen will - ich habe das Gefühl, dass die Schere zwischen arm und reich immer größer wird. Es hat schon lange ein Ausverkauf des Landes begonnen, der vielen Leuten sehr viel Geld, den meisten Locals aber nichts Gutes bringt.
Für die Reichen existieren offenbar keine Regeln, keine Vorgaben..Und niemand gebietet diesem Treiben Einhalt - auch bzw. erst recht nicht die frühere Ikone Aung San Suu Kyi...
Zum Thema Umweltverschmutzung: Ich fand es schon 2011 nicht besonders sauber - außer in Bagan flog überall Plastikmüll rum. Aber 2014 war es grauenhaft. Meine Freunde sagten mir, dass Umweltbewusstsein kein bisschen ausgeprägt ist. Früher wäre alles in natürliche Materialien eingepackt worden. Man hat es also einfach weg geschmissen und es verottete. Nun wird das mit Plastik - und anderen Müll genauso gemacht.
« Zuletzt geändert: 05.09.14 um 07:23:10 von octopus »