Aktuelle wirtschaftliche Lage und Folgen
Ich war jetzt zum dritten Mal innerhalb von 2 Jahren in Myanmar. Die wirtschaftlichen Lage in Myanmar war noch nie gut, aber meiner Einschaetzung nach noch nie so schlecht wie dieses Mal:
* Selbst in den Grossstaedten Yangon und Mandalay sowie der "VIP-Zone" Bagan gibt es wenn ueberhaupt nur wenige Stunden am Tag Strom. Ohne Diesel-Generatoren laeuft fast gar nichts mehr
* In der letzten Regenzeit fiel in den meisten Gegenden viel weniger Regen als sonst. In der Gegend westlich von Bagan sind schon jetzt viele Brunnen in den Doerfern versiegt und die Menschen muessen das Wasser zu Fuss oder mit Ochsenkarren teilweise ueber 20km weit transportieren. Und dabei dauert die Trockenzeit noch ein paar Monate.
* Im noerdlichen Chin-State gibt es eine Hungersnot, da letztes Jahr Bambusbluete war (nur einmal alle 50 Jahre) und sich daraufhin die lokale Rattenpopulation stark vermehrte. Da die jetzt nichts mehr zum Essen haben, machen sie sich ueber die Vorraete der Menschen her
* Es sind viel weniger Einheimische unterwegs. Auf dem Boot von Bhamo nach Mandalay waren nur ca. 20 Fahrgaeste, auch haben wir nicht allzuviel Fracht mitgenommen. Die Busse sind oft nur zur Haelfte belegt. In den Zuegen ist die Upper Class nur noch zur Haelfte belegt, in der Ordinary Class hat jeder einen Sitzplatz
* War vor zwei Jahren noch eine fast endlose LKW-Kolonne zwischen Mandalay und Lashio unterwegs, haben wir diesmal auf der Hin- und Rueckfahrt jeweils keine 10 LKW's ueberholt
* Auch auf der Schiene sind fast kaum noch Gueterzuege unterwegs. Stauten sich vor einem Jahr noch die Gueterzuege in Bago, hatte ich diesmal in drei Tagen gerade mal zwei Gueterzuege gesehen
* In Lashio sind viele Geschaefte geschlossen, auf dem Markt ist tote Hose. Der Handel mit China ist mehr oder weniger zum Erliegen gekommen
* Polizisten und andere oeffentliche Angestellte bekommen oft seit laengerer Zeit keinen Gehalt mehr. So werden inzwischen sogar im MTT-Buero presents verlangt und auf dem Weg von Lashio nach Mandalay wurden wir dreimal von Polizisten angehalten und mussten Geld bezahlen. Mein Guide erzaehlte mir, dass das auch frueher schon oefters mal passiert sei, aber dass sie bisher keine Autos mit Touristen angehalten haetten. Im Chin-State wurden vor meinen Augen mein Fahrer von der Polizei und mein Guide von der Geheimpolizei festgehalten und nur gegen Bargeld wieder entlassen
* Auf der Grossbaustelle Naypitaw ist an vielen Stellen die Arbeit aktuell eingestellt. Der neue Bahnhof im Nirgendwo ist z.B. groesstenteils fertig, die Zuege halten dort aber noch nicht. Einige Teile, insbesondere das Gleisbett ist schon wieder in einem so schlechten Zustand, dass es die naechste Regenzeit wohl nicht uebersteht.
Das gesamte Land und praktisch alle Bevoelkerungsgruppen sind betroffen, auch die Regierung. Die Rohstoffpreise werden in naher Zukunft wohl nicht steigen und die wirtschaftlichen Probleme der Nachbarstaaten China und Thailand werden noch weitere, massive Folgen fuer Myanmar haben. Die Zukunft sieht also eher duester aus.