So, hier nun mein Reisebericht.
Zuerst ein paar Vorbemrkungen:
Ich war nicht zum ersten mal in Burma/Myanmar, ich war schon zwei mal dort: 1982 und 1985. Lange her, damals durfte man nur für 7 Tag ins Land.
Ich unterstütze zudem seit Jahren zwei Kinderheime in Kathmandu/Nepal und ausserdem wohnt
inzwischen ein guter Freund von mir in Thailand.
Somit bot es sich an, eine "Rundreise" zu machen : 1 Woche Nepal, 2 Wochen Burma, 1 Woche
Thailand. Der Reisetermin war schon lange fixiert, Visum für Burma war schon da - und dann kamen die
Nachrichten von Nargis.
Daraufhin hab ich meine (Unterstützungs-)Pläne geändert, und beschlossen, einen Teil meines für Nepal
gesammelten Spendengeldes für Burma einzusetzen.
Zudem wollte ich auch versuchen, Dinge mitzunehmen, die vor Ort jetzt gebraucht werden, z.B.
Madikamente und Wasserentkeimungsmittel. Also: Die Fa. Katadyn angerufen, sie Situation erklärt -
und sie haben mir sofort 40 Prozent Nachlass auf ihr Produkt Micropur gegeben ( Sorry, das soll keine
Schleichwerbung sein, aber ich fand das wirklich gut, danke an dieser Stelle). Auch Thai Airways war
sehr nett und erlaubte uns pro Person (2) 15 kg Übergepäck mitzunehmen , auch hier Danke !
Betreffend Medikamenten wusste ich, dass diese in Südostasien erheblich billiegr sind als bei uns, dazu
dann später.
Am 8. Mai - bepackt wie Esel - über BKK nach KTM, dort die Kindersachen "abgeladen" und
"aufgetankt": Ich ging in ein grosses Krankenhaus, erklärte meine Situation und mein Anliegen und hab
dann mit Unterstützung einer Ärztin dort Medikamente für rd. 250 Euro eingekauft - das war ein
ganzer Seesack voll, mehr ging nicht.
Dann am 16. Mai über BKK nach Yangon.
Ehrlich gesagt : bei der Einreise nach Burma ging mir schon die Muffe.
Wenn die einen Blick in mein Gepäck geworfen hätten wäre ich schon in gewisse Erklärungsnöte
gekommen. Aber es ging alles glatt, erstaunlich glatt sogar. Keinerlei Kontrolle am Flughafen, und dann
waren wir schon in Burma.
Erster Eindruck bei der Fahrt ins Hotel Savoy in Yangon: Erinnerungen an Lothar !
Ich wohne in Böblingen, und da ist vor etllichen Jahren mal ein Sturm namens Lothar durchgezogen, mit
rd. 200 km Geschwindigkeit - und da sah es hier am nächsten Tag genauso aus.
Überall umgestürzte Bäume, zerfezte Reklameschilder, abgedeckte Dächer.
Aber hier waren ja schon zwei Wochen vergangen, und es sah immer noch reichlich chaotisch aus .
Ich hatte "Rangoon" noch als "grüne Stadt" in Erinnerung! Aber nun : so um die 70-80 Prozent aller
Bäume waren umgeblasen worden. Und wenn ich Bäume sage, dann heisst das auch solche mit einem
Umfang von 4-5 Metern, also richtige Baumriesen ! Und die umfallenden Bäume hatten natürlich auch
die Telefon- und Elektrizitätsmasten sowie Mauern und Häuser mit eingerissen. Ganz zu schweigen von
den vielen (Blech-) Dächern, die einfach fortgeflogen waren.
Aber das Leben schien dennoch fast wie gewohnt zu laufen - irgendwie etwas seltsam.
Im Hotel : Generator-Betrieb, nur stundenweise, um Diesel zu sparen.
Katie, die deutsche Managerin ( wurde hier im Forum ja schon erwähnt) hatte aber alles recht gut im
Griff.
Dann 4 Tage in Yangon. Die Stadt ist immer noch schön, aber sie ändert ihr Gesicht - und verkommt zugleich. Insbesondere im Zentrum verfallen die Gebäude zusehends. Die Strassen sind meist in einem
erbärmlichen Zustand, der Verkehr ist grausam - aber es fahren immer noch die alten Busse wie schon 1982, nicht zu fassen.
Für die Sehenswürdigkeiten muss man heutzutage Eintritt bezahlen ( 5 $ für die Swedagon) , hat mir irgendwie gestunken, insbesondere, da die Swedagon schon um 18 Uhr abends geschlossen wurde.
Zudem war auch das burmesische Nationalheiligtum durch Nargis reichlich mitgenommen worden, viele der kleinen Tempel war beschädigt, die Spitzen abgerissen - aber es wurde schon wieder fleissig am Aufbau gearbeitet.
Ich hab dann wg. der Medikamente etc. versucht herauszufinden, wie man am besten helfen kann,
und Katie sowie die Leute von Uniteam haben mir dabei geholfen. Ergebnis :
wir kamen mit Leuten einer privaten burmesischen Organisation zusammen, Metta heisst sie
( findet man im Netz).
Metta arbeitet eigentlich als eine Art "Entwicklungshilfe-Projekt" und arbeitet hauptsächlich daran,
Projekte zur Selbsthilfe aufzusetzen ( z.B. nach dem Zunami, etwa mit Micro-Krediten) aber jetzt
unterstützen sie hauptsächlich die Nargis-Opfer im Delta.
Ich hab dort meine Sachen abgegeben und auch noch 300 $ Bargeld dazu.
Und: die Sachen sind auch am nächsten Tag bei den Opfern angekommen, das hat mir inzwischen ein
Journalist geschrieben, der auch in Yangon im Hotel war, und am nächsten Tag mit Metta heimlich ins
Delta gefahren ist - ich wollte dieses Risiko nicht auf mich nehmen. Denn , so sagte man uns : die
Kontrollen an allen Zugangsstrassen zum Delta sind fast lückenlos, die Regierung lässt niemand Fremdes
hinein.
Wir haben uns dann entschlossen, einen Tag nach Bago/Pegu zu fahren, ca. 80 km von Yangon entfernt.
Es war verblüffend : ca. 25 km ausserhalb Yangons hörten die Zerstörungen auf, in Bago selbst war von
Nargis so gut wie gar nichts zumerken.
So, das reicht erst mal für heute , mehr ( u.a. Baga, Mandalay) in Kürze.
Gruss, Lutz