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stimmung im land ist veraendert (Gelesen: 5034 mal)
big4
Member***
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Beiträge: 360
01.12.06 um 03:31:43
 
seit der neuen hauptstadt ist die stimmung im land spuerbar angespannter.
die hauptstadt hat soviel geld gekostet, dass eine erhebliche preis- und steuererhoehung stattgefunden hat..
das staatlioche benzin z.b. hat vorher 350 k per gallone gekostet, nun 1500k.
das bier ist pro glas um 50-100 k gestiegen. die flasche im einkauf von 1100 auf 1250.
per verordnung muss jeder einen neuen personalausweis haben: 50.000k.
hat er keinen, kann er seinen wohn- oder berufsort niocht veraendern.
fruehrere private kerditgeber an den staat verweigern die kreditvergabe;
der touiristische abzockmechanismus wird perfektioniert, weil man den tourismus als eine haupteinnahmequelle ausbaut.

meine ehrliche meinung: wenn es einen heble gibt, diese regierung zui veraendern, dass durch einen solidrischen boykott aller touristen. ich war vorher anderer meinung. ich sehe taeglich, dass die zeit dafuer jetzt am guenstigsten scheint. das land ist pleite!!!!
bin von den 3 monaten nun schon 6 wochen hier und meist unter einheimischen.
ich weiss, wovon ich rede.
mehr, auch meine odysse zur visumverlaengerung, die ich bis heute noch nicht habe, nach 6 wochen bearbeitung, mehr dazu, wenn ich wieder zu hause bin.
gruss
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mhnessie
Member****
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Beiträge: 537
Antwort #1 - 01.12.06 um 09:36:46
 
big4 schrieb am 01.12.06 um 03:31:43:
seit der neuen hauptstadt ist die stimmung im land spuerbar angespannter.
die hauptstadt hat soviel geld gekostet, dass eine erhebliche preis- und steuererhoehung stattgefunden hat..
das staatlioche benzin z.b. hat vorher 350 k per gallone gekostet, nun 1500k.
das bier ist pro glas um 50-100 k gestiegen. die flasche im einkauf von 1100 auf 1250.
per verordnung muss jeder einen neuen personalausweis haben: 50.000k.
hat er keinen, kann er seinen wohn- oder berufsort niocht veraendern.
fruehrere private kerditgeber an den staat verweigern die kreditvergabe;
der touiristische abzockmechanismus wird perfektioniert, weil man den tourismus als eine haupteinnahmequelle ausbaut.

meine ehrliche meinung: wenn es einen heble gibt, diese regierung zui veraendern, dass durch einen solidrischen boykott aller touristen. ich war vorher anderer meinung. ich sehe taeglich, dass die zeit dafuer jetzt am guenstigsten scheint. das land ist pleite!!!!
bin von den 3 monaten nun schon 6 wochen hier und meist unter einheimischen.
ich weiss, wovon ich rede.
mehr, auch meine odysse zur visumverlaengerung, die ich bis heute noch nicht habe, nach 6 wochen bearbeitung, mehr dazu, wenn ich wieder zu hause bin.
gruss



Hallo Big4,

da bin ich ja mal gespannt wie ich das im Januar empfinden werde....
50.000 K sind eigentlich für einen Großteil der Bevölkerung ja nicht oder kaum machbar.
Kann mir aber für mich nicht vorstellen das ich jemals einen Tourismus-Boykott befürworten könnte, dafür hängen mir dann doch zuviele Jobs und Existenzen daran und desweiteren zeigt ja auch die Erfahrung das es nicht wirklich durchschlagend was bringt und eben die falschen trifft.
Mal sehen was unsere burmesischen Bekannten dann so erzählen....
Dir noch eine gute Zeit da unten !

Gruß

Marco


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Kern
New Member
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Beiträge: 23
Antwort #2 - 05.12.06 um 13:39:21
 
Hallo ans Forum,

diesbezüglich habe ich hier bereits viele unterschiedliche Haltungen kennengelernt, die mir sehr geholfen haben mich versierter und weniger emontional mit der Situation in Burma auseinanderzusetzen, was mir zugegebenermassen schwer fällt.
Als Newsletter-Abonnent der Burma-Initiative-Asienhaus habe ich ebenfalls eine Verschärfung und Anspannung wahrgenommen. Das betrifft nicht nur den Finanzhaushalt, sondern auch die Duldung von Menschenhilfsorganisationen, die der Junta immer stärker ein Dorn im Auge zu sein scheinen.
Meiner Ansicht nach unterstützt jeder Tourist, ob er nun will oder nicht, mit einem Teil seines Reisebudget auch die Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung.
Aber abgesehen von den Devisen profitiert das Militärregime vorallem und in erheblichem Mass von der Verklärung Burmas zu einem Traumreiseziel (s. 'Das Traumschiff', Wh. 01.01.2007). Und das funktioniert sehr gut. Mittlerweile höre ich von allen Ecken von Leuten, die nach Burma reisen – fast alle organisiert mit Reisegruppen, entweder als sogenannte Studienreise oder gleich zum First-Class-Tarif mit Rund-um-sorglos-Paket vom Feinsten.
Ein Paradoxon, da werden hier von einer kleinen Schar die Möglichkeiten diskutiert, wie man seine paar Dollars sinnvoll und an der Junta vorbei den Einheimischen zu Gute kommen lässt und auf der anderen Seite reisen Tausende und wahrscheinlich bald Millionen pauschal verbucht ins Land ihrer exotischen Träume. Um Missverständnisse erst garnicht aufkommen zu lassen, ich will diese Reiselustigen nicht verurteilen, jeder wie er will und kann, und ich bin nicht der Meinung, dass ich ein Besser-Touri bin, aber genau auf diese Zielgruppe hat es Than Shwe und seine Bluthunde abgesehen. Dafür wurden 5-Sterne-Hotels – z.B. der Tower mitten im archiologischen Areal von Bagan (Weltkulturerbe) – und -Resorts am Strand hochgezogen, klimatisierte Allradfahrzeuge angeschafft und u.a. ein Schiff vom Rhein für Irrawaddy-Fahrten angeschleppt. Das zahlungskräftige Klientel scheut sich nicht 3.000 Dollar für 10 Tage hinzublättern, als Trinkgeld verteilen sie 1000 Kyat-Noten oder gleich One-Dollar. Da können sich hier die Individualtouristen noch so sehr den Kopf über Anstand und politisch korrektes Verhalten zerbrechen, dieser Andrang und die Freude auf Exotik mit einem Hauch von Abenteuer, wobei das Risiko natürlich wohl kalkuliert ist und spätestens auf der Suite und beim Absacker zur Anekdote verkommt, drückt die kleinen humanitären Initiativen nieder. Diese Flut an Neugierigen, und da rechne ich mich hinzu, beschönigt die Situation und verharmlost das totalitäre System.
Nach meinem Wissen hat die Öffnung des Landes für den Tourismus zu keiner maßgeblichen Aufweichung harter Strukturen und einer deutlichen Verbesserung der Situation der Einheimischen geführt. Sicher haben Einige was davon, dass sie an der Reiseindustrie partizipieren dürfen, aber für das Gros hat sich wahrscheinlich wenig geändert oder sogar verschlechter, sofern das überhaupt noch möglich war.
Ob eine Brandmarkung und Stigmatisierung etwas Positives bewirken kann, ist Spekulation und von geschichtlichen Analogien hergeleitet eher zu bezweifeln. Sicher würde eine Tourismus-Boykott zu einer Konfrontation führen, die die einheimische Bevölkerung hart treffen könnte. Dazu drei Fragen: Ist diese im Sinne einer langfristigen Verbesserung der Lebensbedingungen überhaupt noch zu vermeiden? Ist das Hinnehmen des aktuellen Reisegebahrens, das einer Akzeptanz der Junta gleichkommt, ethisch vertretbar? Ist ein Verzicht auf eine Burmareise ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern und ein klares Nein zu den skrupellosen Machthaben und Despoten? Ich möchte hier keinen Boykott – eine sehr aggressive Maßnahme – befürworten, aber einen Streik!
Ein Streik ist freiwillig und gewaltlos. Er fordert heraus, zeigt Haltung und Misstände auf. Er lädt zum Gespräch ein ohne den Anderen dazu zwingen es gleich zu tun. Ich appeliere an eine Verantwortung gegenüber den Menschenrechten und ein kühles Überdenken, ob eine Reise nach Burma zur Zeit nicht doch recht leichtsinnig ist.
Burma ist mit oder ohne Tourismus in einer prekären Lage, die wir wahrscheinlich nur unzureichend beeinfussen können, ob wir nun hinfahren oder wegbleiben. Dennoch, ich will nicht unreflektiert mein Geld ausgeben, sondern wissen was damit  passiert, in welche Hände es gerät. Das kann ich in Burma nur eingeschränkt nachvollziehen. Genauso wie die Dollars einer bescheidenen Existenz nützen, werden davon auch die Taschen der Junta gefüllt und Waffen gekauft, mit denen Regimegegner ermordet werden.

Grüße
Gerald
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big4
Member***
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Beiträge: 360
Antwort #3 - 05.12.06 um 16:21:20
 
hi kern,
ein lesens- und beachtenswerter beitrag!!!
man koennte soviel dazu sagen... ich wage nicht anzufangen.. ich sehe ja, wie lang dein beitrag geworden ist. ich muss dauernd damit rechnen hier in  RGN , dass der strom ausfaellt oder der server nicht mehr will.
deshalb nur einen gruss
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Mueller
Ex-Mitglied
Antwort #4 - 06.12.06 um 14:39:22
 
Wird micht kontrolliert was für Seiten du besuchst, könnte das dann nicht Probleme geben?
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HeikoJT
New Member
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Beiträge: 24
Antwort #5 - 10.12.06 um 12:04:11
 
Da hat sich gewaltig viel geaendert. Ich war 1986 das erste Mal in Myanmar, da trauten sich die Leute nicht mit einem zu sprechen.
Jetzt reden sie offen mit einem und kritisieren auch ganz ungeniert die Regierung.
Die Praesenz westlicher Einfluesse ist ueberraschend. Insofern sehe ich eine positive En twicklung, hervorgerufen durch die Einfuehrung der Privatwirtscaft, die Ausweitung des Tourismus, und die nicht aufzuhaltende Information durch die Medien, insbesondere des Internets.
Es gibt schon eine gesunde Mittelschicht, wenn auch der Grossteil der Bevoelkerung in bitterer Armut lebt und taeglich um das nackte Ueberleben kaempfen muss, vom Zugang zu sauberem Wasser und Elektrizitaet ganz zu schweigen. Da wo es Generatoren gibt, funktionieren sie oft nicht wegen des Fehlens von Ersatzteilen. Ein Handelsembargo trifft immer die Kleinen, nicht die Inhaber von Macht und Geld.
Also Leute reist in das Land und tragt dazu bei, dass die Tuer noch ein Stueck weiter geoeffnet wird.

HeikoJT
www.heiko-trurnit.de
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Tom99
New Member
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Beiträge: 19
Antwort #6 - 10.12.06 um 21:29:03
 
In vielen Reiseländern auf dieser Welt regieren grausame Diktaturen. Denken wir nur an das kommunistische China, wo Gefangene zum Tode verurteilt werden , wenn auf der Warteliste für Nierentransplantation in Shanghai ihre Blutgruppe auftaucht.
Bei großen Ländern mit viel Macht interessiert das unsere Gutmenschen keinen Deut.
Bei kleinen Ländern ohne Einfluß wird das "Gewissen" entdeckt. Wohlgemerkt ich verurteile die sozialistische Diktatur in Burma auch - aber wer deshalb nicht dahin reist, der sollte auch alphabetisch sortiert seine Empörung über folgende Länder so äußern:

Ägypten, Bolivien, Cambodia, China, Marokko, Rußland, Syrien, Türkei, Venezuela, Vietnam, Türkisch-Zypern und viele andere.

Aber die grenzenlose Heuchelei unserer "Gutmenschen" macht`s wie auf dem Schulhof: immer nur auf die kleinen!
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Stefan(Guest)
Gast
Antwort #7 - 11.12.06 um 12:56:05
 
Hi, da kann ich Tom nur recht geben. In China beispeilsweise werden die Menschenrechte derartig verletzt, dass sich dies mit den Menschenrechtsverletzungen in Burma in nichts nachsteht. Zum Beispiel wird das Tibetische Volk durch zwangsabtrieb, Zwangsterilisationen, Ausbeutung, Ausgrenzung usw versucht systematisch auszurotten. Doch China hat im Vergleich zu Burma einen derartigen Einfluss auf die Weltwirtschaft, so dass Länder wie USA, England, Deutschland ... da doch gerne mal wegschauen. Auch das Olympische Komitee schaut da gerne mal weg. Oder könnt ihr euch vorstellen, dass die Olympischen Spiele demnächst in Burma stattfinden??
Gruß Stefan
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mingalaba2006
Member*
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Beiträge: 66
Antwort #8 - 11.12.06 um 14:41:29
 
Hallo, wer Interesse hat: in der FAZ von heute (11/12/06) findet sich auf S. 10 ein Bericht über die Beziehungen Indiens zu Burma ("Im strategischen Blickfeld")
Mingalaba
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Kern
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Beiträge: 23
Antwort #9 - 12.12.06 um 17:07:16
 
Vollkommen richtig, auch in anderen Lädern existiert Terror, Unterdrückung und Ausbeutung. Mir ist kein Land der Erde bekannt, in dem diese Machtauswüchse nicht auf irgend eine Weise – egal was sie für einen Namen haben (s. democracy for a free world) – vorkommen. Und deshalb ist es sinnvoll darauf zu achten wer einen abzocken will, um seinen perfiden Ideen nachgehen zu können, und wen die Kohle unterstützt damit klar zu kommen, dass das nun mal der Lauf der Dinge ist. Einige Möglichkeiten wurden hier aufgezeigt, die bemerkenswert und ermutigend sind. Trotzdem glaube ich nicht an eine Heilung durch Tourismus. Weder in China, in den USA, in Deutschland noch in Myanmar. Der Tourist macht sich zum Bestandteil des Systems. Das ist unvermeidbar, aber ein vorsichtiges Abwägen macht es zumindest möglich so zu reisen, dass der Schaden gering gehalten wird.
Apropos Gutmensch: Zynismus hift immer nur dem eigenen Ego.

Gerald
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verito
New Member
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Beiträge: 3
Antwort #10 - 19.12.06 um 23:01:50
 
hallo zusammen,
ich verfolge seit einiger zeit die postings in diesem forum (vielen dank an dieser stelle!!!-wirklich vielseitig), im besonderen die politische situation und die kontroversen über pros und contras eines touriboykotts...
nun,- da ich in wenigen tagen selbst in burma sein werde, -auch wenn die entscheidung zur reise ink. flug usw. ohne ausreichendes wissen um die dortigen umstände entstanden ist (vielleicht wäre die entscheidung dann auf ein anderes reiseziel gefallen)-, werde ich dieses land SEHR AUFMERKSAM bereisen.
Beim lesen der unterschiedlichen meinungen fällt es mir ausnahmsweise schwer, einen klaren standpunkt einzunehemen, so folge ich Soiku Shigematsu´s (Zenmeister) Rat:
       Kratz dich erst,
       juck später.

Zwinkernd,
verito
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HaPeRieger
Member***
Offline
Beiträge: 265
Antwort #11 - 20.12.06 um 16:16:53
 
Hallo verito,

letztendlich muss bei so einem kontrovers diskutiertem Thema jeder selbst seine Schlussfolgerungen ziehen. Ich meine: Wenn Deine Entscheidung für ein anderes Reiseziel gefallen wäre, würde Dir ein unglaublich spannendes Land entgehen. Deine Wirkung im Land auf die Menschen und die Machthaber ist die eine Seite der Medaille, die Wirkung der Menschen und des Landes auf Dich die andere Seite. Und unbeeindruckt kommt meiner Meinung nach niemand aus Myanmar zurück.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Freude und Inspiration im Land und unsere (neidischen) Gedanken werden Dich begleiten Smiley

Gruß
HaPe
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