Danke für die Reaktionen auf mein Schreiben.
Vorerst noch mir wichtige Links, die bei der Reiseentscheidung nützlich sein können.
http://www.asienhaus.de/burma http://www.irrawaddy.org/ http://de.wikipedia.org/wiki/Than_Shwe
Meine Wortwahl ist sehr emotional und etwas mehr Zurückhaltung wäre vielleicht eher angebracht.
Ich will nicht zum Reiseboykott aufrufen.
Was mich sehr erregt, dass in diesem Forum Beiträge zu lesen sind, die die politische Situation verharmlosen oder ausblenden.
Darauf macht auch der Initiator 'Andreas' aufmerksam.
Da ist vom Mückenschutz die Rede und was das Nightlive so bietet.
Es entsteht das Klima als ginge es um eine Reise nach Mallorca, nur exotischer und billiger.
Meine Frau und ich waren letztes Jahr für drei Wochen dort und erlebten ein Wechselbad der Gefühle.
Auf den touristischen Hauptrouten mit den First-Class-Hotels und allen Bequemlichkeiten, von denen wir Abstand nahmen, kam uns die Situation problemlos vor, aber sobald wir uns weg davon bewegten, wie z.B. zum Indawgyi See, wehte uns ein anderer Wind entgegen. Viele Checkpoints wo wir und die Pässe kontrolliert wurden, Mitlitäpräsenz deutlich sicht- und spürbar, Terminvorgaben wann wir wo sein sollten und ständig die Unsicherheit, ob da jemand nun freundlich oder ein Spitzel ist.
Es gab auch wunderschöne Momente und Eindrücke.
Interessant fand ich oft die kuriosen Szenen wie ein Büchermarkt in Mandalay. Alles uraltes Zeug, zerflettert und eigentlich Altpapier, das eher an vergammelte Magazine erinnerte als an fest gebundene Bücher. Erst später erfuhr ich, dass das eine Konfrontation mit Burmas Bibliothekenwesen war.
Im Punkto Finanzierung des Gewaltaparats durch Tourikohle gibt es leider keine Entschärfung.
Es ist nun mal so, dass jeder Tourist mit seinem Geld die Junta unterstützt.
Da kann man sich noch so sehr bemühen die Bevölkerung zu unterstützen. Es bleibt immer noch genug für die Machthaber übrig. Und das sind kein Peanuts, sondern das geht in die Millionen.
Wenn jeder Touri min. 400 Dollar da lässt, sind das bei 200.000 pro Jahr 80 Mio..
Wieviele Touristen waren eigentlich 2005 in Burma?
Außerdem entsteht durch die Reiselustigen ein seltsames Klima von Vertrautheit und bestätigt die Junta in ihrer Haltung. Solange niemand unmittelbar mitbekommt was in den Folterkellern und Mördergruben geschieht, kann sich der Tourist in seiner heilen Welt einrichten und bei Myanmar-Beer und Mandalay-Rum entspannen.
Über 160 Volksstämme werden vom Militär gewaltsam zusammengehalten und nach außen hin ein Bild vom einigen und starken Myanmar projeziert.
Ich gestehe mir ein, dass es für mich reizvoll war eine Reise zu tut, die noch nicht jeder unternommen hat.
Wir haben viele Traveller kennengelernt, die es schon auf 10 Besuche gebracht haben und damit auch eine deutliche Zuspitzung und Verschlechterung der Lage für die Bevölkerung beobachten konnten. Natürlich sind sie fasziniert von Land und Leute und einem Flair, das einzigartig ist. Aber auch sie schwenken in ihrem Denken allmählich um, ob die blosse Anwesenheit nicht bereit ethisch anstössig ist, da mit der Duldung der Zustände suggeriert wird, das dies und das noch in Ordnung sei. Es ist reine Beschwichtigung. Ausser ein paar Mitbringsel und Geldgaben bleiben die Hände gebunden. Das ist sehr wenig gegen das Leiden und die Gräueltaten.
Ich will nicht moralisieren, irgendwie schadet man immer, auch beim Schifahren in den Berge.
Bei Burma bin ich allerdings vorsichtig geworden – es gibt graduelle Unterschiede in der Beihilfe zur Vernichtung von Natur und menschliche Lebensbedingungen.
Ich will mit meinem Geld die Unterdrückung in Burma nicht mehr fördern.
Es geht nicht unbedingt um die Höhe des Betrags, sondern um das Prinzip.
Ich spende ja auch nicht an die NPD bzw. DVU oder nehme ein Sonnenbad in einem Gefangenenlager.
Sich die Situation schönreden ist naiv und kalt.
Ich will unbedingt wieder nach Burma, und versuche gerade einen Weg zu finden mich Vorort nützlich zu machen um die Menschen dort in ihrem Widerstand und im Durchhalten zu unterstützen. Es gibt Wege, aber sie sind anstrengend und kompliziert. Mal sehen ob es klappt. Einfach weiterhin Urlaub unter Wölfen nur des Abenteuers wegen kommt für mich in diesem Land nicht mehr in Frage.
Auf die Gefahr hin als Spielverderber zu gelten, wünsche ich mit dem Background, dass die Junta mit Tourigeld auch Gewehre anschafft mit denen Karen ermordet werden, wärend Soldaten ihre Töchter vergewaltigen, viel Spaß am Ngapali Beach.
Viele Grüße
Ort
P.S.: Eine ähnliche Problematik existiert in Kuba. Da wir einige Migranten kennen, wissen wir, dass auch dort vieles nicht im rechten Licht betrachtet wird. Z.B. ist der Anteil an Sextouristen explosionsartig gestiegen und im Hinterzimmer wird getorben, weil Medikamente fehlen. Viele wissen nicht, dass auch in Myanmar die Prostitution floriert. Es ist bekannt dass man nirgens billiger Liebe machen kann.