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Beitrag begonnen von Ort am 04.04.06 um 15:29:15

Titel: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 04.04.06 um 15:29:15
Hallo diesen Link habe ich gefunden.
http://www.salweenwatch.org/downloads/Dammed.pdf
Es ist ein Graunen.
Es ärgert mich maßlos, dass ich mich von Reisebüchern wie S. Loose einlullen ließ.
Ich bin auf meine eigene verklärten Haltung hereingefallen.
Es ist unglaublich wie naiv ich und viele andere nach Burma reisen und sich alles so zu recht legen, damit der Urlaubsspass ja nicht verdorben wird.
Ah, die Menschen sind ja so lieb, kuck mal wie rückständig und die tollen Tempel.
Verklärter Mist eben.
Im Hinterland und überall dort wo der Touri nicht hin darf und in Romantik schwelgen kann herrscht Mord und Todschlag.
Die Junta geiselt nach Belieben und willkürlich das Volk, das aus über 160 Stämmen mit Gewalt zum Nutzen Weniger zusammengehalten werden.
Ich könnte kotzen, dass ich dort war und dem Militär meine Dollars in den Rachen geschmissen habe.
Ach, und immer dieser Quatsch, dass man dem Volk ja was Gutes tut, wenn man sein Geld ausgibt.
An die Bevölkerungsschichten, denen es wirklich dreckig geht, kommen wir Touris gar nicht erst ran.
Die verstecken sich nämlich vor dem Mitlitär im Dschungel oder Soldaten hindern einen dort hinzufahren.

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von mhnessie am 04.04.06 um 18:11:09
...sehr interessanter Link bzw. interessantes bzw. nachdenklich machendes  Dokument.
Aber was willst Du uns jetzt damit sagen ?  ::)
Sollen alle zuhause bleiben, möchtest Du "nur" zum allgemeinen Nachdenken anregen.......?
Ich für meinen Teil hatte mich bewußt DAFÜR entschieden dorthin zu reisen, auch in dem Bewußtsein dort auf keine große Kultur der Demokratie zu treffen.
Desweiteren bin ich mir sicher das sich sehr viele Myanmar-Reisende vorher über das Land informieren und damit auseinandersetzen.
Eine Reise nach Myanmar muß doch nicht grundsätzlich mit einer Verklärung der Tatsachen einhergehen oder wie erklärst Du Dir das sich viele im Anschluß nach einem Besuch oder auch schon vor Antritt der Reise nach konkreten Möglichkeiten der Hilfe informieren ?

Das es sich bei der Regierung von Myanmar um eines der schlimmsten und brutalsten Regimes handelt die wir zur Zeit auf dieser Erde haben bleibt davon doch unberührt und ist eigentlich auch recht bekannt.

Isolation und Boykott ist m.E. keine Lösung !  :(

Gruß

Marco

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von ulf28 am 05.04.06 um 13:10:30
Hallo,

nicht alle sind politisch interessiert und informieren sich. Da
hat ein Artikel wie Deiner schon seine Berechtigung, um sie
aufzuwecken! Aber zur Sache:

Wenn auch viel Touristengeld bei den alten Seilschaften hängen
bleibt, so kommt doch wenigstens ein kleiner Teil davon bei denen
an, die es brauchen. Glaubst Du, daß ein Tourismusboykott auch
nur im Geringsten eine Änderung in Myanmar begünstigen könnte?
Oder umgekehrt gefragt, glaubst Du, daß der Tourismus die
Herrschaft der Diktatur festigt? Ich glaube beides nicht.

Die Bevölkerung ist viel zu schwach, um auf die Diktatur Einfluß
nehmen zu können. Jedoch kamen wesentliche Änderungen eines
Systems oft aus ihm selbst heraus. Das wichtigste Beispiel dieser
Art ist der Niedergang der Sowjetunion und die damit einhergehende
Befreiung der "sozialistischen Bruderländer", z.B. der DDR. Die
letzten Überbleibsel dieses Systems, zu dem auch Burma zählte,
kommen auch an die Reihe, wenn die Zeit reif dafür ist.

Mit oder ohne Tourismus, da bin ich sicher!

mfg.
Ulf



Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 06.04.06 um 01:11:27
Danke für die Reaktionen auf mein Schreiben.
Vorerst noch mir wichtige Links, die bei der Reiseentscheidung nützlich sein können.
http://www.asienhaus.de/burma
http://www.irrawaddy.org/
http://de.wikipedia.org/wiki/Than_Shwe  

Meine Wortwahl ist sehr emotional und etwas mehr Zurückhaltung wäre vielleicht eher angebracht.
Ich will nicht zum Reiseboykott aufrufen.
Was mich sehr erregt, dass in diesem Forum Beiträge zu lesen sind, die die politische Situation verharmlosen oder ausblenden.
Darauf macht auch der Initiator 'Andreas' aufmerksam.
Da ist vom Mückenschutz die Rede und was das Nightlive so bietet.
Es entsteht das Klima als ginge es um eine Reise nach Mallorca, nur exotischer und billiger.

Meine Frau und ich waren letztes Jahr für drei Wochen dort und erlebten ein Wechselbad der Gefühle.
Auf den touristischen Hauptrouten mit den First-Class-Hotels und allen Bequemlichkeiten, von denen wir Abstand nahmen, kam uns die Situation problemlos vor, aber sobald wir uns weg davon bewegten, wie z.B. zum Indawgyi See, wehte uns ein anderer Wind entgegen. Viele Checkpoints wo wir und die Pässe kontrolliert wurden, Mitlitäpräsenz deutlich sicht- und spürbar, Terminvorgaben wann wir wo sein sollten und ständig die Unsicherheit, ob da jemand nun freundlich oder ein Spitzel ist.

Es gab auch wunderschöne Momente und Eindrücke.
Interessant fand ich oft die kuriosen Szenen wie ein Büchermarkt in Mandalay. Alles uraltes Zeug, zerflettert und eigentlich Altpapier, das eher an vergammelte Magazine erinnerte als an fest gebundene Bücher. Erst später erfuhr ich, dass das eine Konfrontation mit Burmas Bibliothekenwesen war.

Im Punkto Finanzierung des Gewaltaparats durch Tourikohle gibt es leider keine Entschärfung.
Es ist nun mal so, dass jeder Tourist mit seinem Geld die Junta unterstützt.
Da kann man sich noch so sehr bemühen die Bevölkerung zu unterstützen. Es bleibt immer noch genug für die Machthaber übrig. Und das sind kein Peanuts, sondern das geht in die Millionen.
Wenn jeder Touri min. 400 Dollar da lässt, sind das bei 200.000 pro Jahr 80 Mio..
Wieviele Touristen waren eigentlich 2005 in Burma?
Außerdem entsteht durch die Reiselustigen ein seltsames Klima von Vertrautheit und bestätigt die Junta in ihrer Haltung. Solange niemand unmittelbar mitbekommt was in den Folterkellern und Mördergruben geschieht, kann sich der Tourist in seiner heilen Welt einrichten und bei Myanmar-Beer und Mandalay-Rum entspannen.

Über 160 Volksstämme werden vom Militär gewaltsam zusammengehalten und nach außen hin ein Bild vom einigen und starken Myanmar projeziert.

Ich gestehe mir ein, dass es für mich reizvoll war eine Reise zu tut, die noch nicht jeder unternommen hat.
Wir haben viele Traveller kennengelernt, die es schon auf 10 Besuche gebracht haben und damit auch eine deutliche Zuspitzung und Verschlechterung der Lage für die Bevölkerung beobachten konnten. Natürlich sind sie fasziniert von Land und Leute und einem Flair, das einzigartig ist. Aber auch sie schwenken in ihrem Denken allmählich um, ob die blosse Anwesenheit nicht bereit ethisch anstössig ist, da mit der Duldung der Zustände suggeriert wird, das dies und das noch in Ordnung sei. Es ist reine Beschwichtigung. Ausser ein paar Mitbringsel und Geldgaben bleiben die Hände gebunden. Das ist sehr wenig gegen das Leiden und die Gräueltaten.

Ich will nicht moralisieren, irgendwie schadet man immer, auch beim Schifahren in den Berge.
Bei Burma bin ich allerdings vorsichtig geworden – es gibt graduelle Unterschiede in der Beihilfe zur Vernichtung von Natur und menschliche Lebensbedingungen.
Ich will mit meinem Geld die Unterdrückung in Burma nicht mehr fördern.
Es geht nicht unbedingt um die Höhe des Betrags, sondern um das Prinzip.
Ich spende ja auch nicht an die NPD bzw. DVU oder nehme ein Sonnenbad in einem Gefangenenlager.
Sich die Situation schönreden ist naiv und kalt.

Ich will unbedingt wieder nach Burma, und versuche gerade einen Weg zu finden mich Vorort nützlich zu machen um die Menschen dort in ihrem Widerstand und im Durchhalten zu unterstützen. Es gibt Wege, aber sie sind anstrengend und kompliziert. Mal sehen ob es klappt. Einfach weiterhin Urlaub unter Wölfen nur des Abenteuers wegen kommt für mich in diesem Land nicht mehr in Frage.

Auf die Gefahr hin als Spielverderber zu gelten, wünsche ich mit dem Background, dass die Junta mit Tourigeld auch Gewehre anschafft mit denen Karen ermordet werden, wärend Soldaten ihre Töchter vergewaltigen, viel Spaß am Ngapali Beach.


Viele Grüße
Ort


P.S.: Eine ähnliche Problematik existiert in Kuba. Da wir einige Migranten kennen, wissen wir, dass auch dort vieles nicht im rechten Licht betrachtet wird. Z.B. ist der Anteil an Sextouristen explosionsartig gestiegen und im Hinterzimmer wird getorben, weil Medikamente fehlen. Viele wissen nicht, dass auch in Myanmar die Prostitution floriert. Es ist bekannt dass man nirgens billiger Liebe machen kann.

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von HaPe(Guest) am 06.04.06 um 11:57:16
Hallo Ort,

es mir bei jeder Art von Extremismus unwohl zumute. Auch Deine Posting tendieren eher zu Konfrontation und Eskalation - mündet (bei konsequenter Umsetzung) letztendlich zur Destabilisierung einer ganzen Region. Das kann nicht der Weg sein. Noch nie in der Geschichte hat die Eskalation eines Konfliktes zu dessen nachhaltiger Beseigung geführt. Nur zu Verlagerung der Schauplätze und zu noch größerer Not für die ärmsten der Armen. Noch nie wurde ein sozialer, ein kultureller, ein etnischer oder ein politischer Konflikt vollständig durchdrungen und verstanden, indem die Zusammenhänge durch einfache Schwarz-/Weiß-Malerei derart simplifiziert wurden. Die jüngsten Kriege sind ein beredtes Zeugnis dafür

Ganz große Probleme habe ich ehrlich gesagt aber, wenn wir Westler - feist und satt - in die Welt ziehen um einer uns völlig unbekannten Kultur zu erklären, wie sie zu leben und was sie zu glauben hat. Wer meint, die östliche Mentalität durch ein halbes Dutzend Urlaube in die Region und die Lektüre einige Reiseführer verstanden zu haben, ist massiv auf dem Holzweg. Will sagen: Dein Engagement ist sicher gut gemeint und in bester Absicht, es fehlt mir aber etwas die Selbstkritik - die Relativierung der eigenen Wahrnehmung - die Distanz zu den eigenen Emotionen. Nur so lässt sich wenigsten ein Bodensatz von Objektivität herstellen.

Das Land braucht Reformen. Ganz klar. Ob mit _diesen_ Machthabern oder mit _anderen_ ist dabei gar nicht mal die Frage. Was zählt sind die Ergebnisse für die Menschen. Mit dem aktuellen Status Quo sind solche Reformen nicht machbar. Das Land ist weitgehend isoliert, wird boykottiert von der letzten verbliebenen Supermacht. "Coaching" wäre das Zauberwort. Nachdem das Land aber über keine nennenswerten, ausbeutungswürdigen Bodenschätze verfügt reicht es, es in die Kategorie "Achse des Bösen" zu stecken. Und selbst bei uns in Deutschland ist es ein weißer Fleck auf der Landkarte. Schlicht nicht vorhanden. Eine kleine Umfrage im Familien- und Freundeskreis wird ergeben, dass die wenigsten auch nur annähernd wissen, wo dieses Land liegt, geschweige denn dass man 3 oder 4 Sätze darüber sagen könnte. Was immer passieren muss, damit sich die Menschenrechtssituation in Myanmar verbessert, es wird - leider - ein langer Weg sein. Und der erste Schritt zur nachhaltigen Veränderung ist es, eine beiderseitige "Öffentlichkeit" herzustellen. Und dazu gehört es IMHO auch, in das Land zu reisen und mit den Menschen in Kontakt zu treten.

Ciao
HaPe

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 06.04.06 um 18:44:50
Hallo HaPe,

danke für Deinen langen Beitrag.
Ein wenig kann ich Deine Aggression verstehen. Ich habe mein Schreiben bewußt mit Emotionen aufgeladen um wahrgenommen zu werden. Damit habe ich scheinbar viel Angriffsfläche zur Verfügung gestellt. Schade, finde ich allerdings, dass Du mir Schwarz-Weiss-Denken unterstellst. Eigentlich dachte ich, dass die von mir angegebenen Links dazu verhelfen Objektivität zu schaffen. Hast Du sie angeklickt? Ich sehe für meine Person nur unzureichende Möglichkeiten kompetente und seriöse Informationen zur Lage in Burma mitzuteilen. Ich empfinde mich eher als Sprachrohr für diese Organisationen und verstehe, dass Du mir als Privatperson, die Du nicht kennst, misstraust, aber meinen Beitrag als Extremismus abzutun ist zu einfach und trifft nicht den Kern. Die Lage in Burma ist bereits eskaliert; da brauche ich nichts hinzu tun. Wenn Du als Tourist davon nichts mitbekommst, dann nur weil das Regime das so will und einen offenen Austausch verhindert. Freie Meinungsäußerung gibt es nur im Untergrund; wer sich nicht daran hält, lebt gefährlich. Ich gebe Dir recht, dass ein Einwirken von Aussen problematisch ist. Allerdings bist Du als Tourist ebenfalls von Draussen und damit verändert auch Dein Handeln. So schaffst Du durch Dein Auftreten Bedürfnisse und ein Ungleichgewicht. Nur den wenigsten in Burma lebenden Menschen ist es gegeben reisen zu dürfen und aufgrund finanzieller Mittel überhaupt möglich.

Es bleibt die Frage wie und was soll sich ändern. Mit dieser Frage bin ich überfordert und genau deshalb forsche ich in unterschiedlichen Quellen. Die NLP ist am 27. Mai 1990 bei Parlamentswahlen mit 392 von 485 Sitzen vom Volk gewählt worden, doch die Militärjunta erkannte das nicht an und Schluss. Die NLP beschwört seit Jahren die Weltgemeinschaft, nicht alleine die USA, zu einem Total-Boykott gegen Burma. Also der Boykott-Aufruf, der mir hier unterstellt wird, wächst auf ganz anderem Boden. Solange andere Länder mit Myanmar (so der Name den die Junta wiedereingeführt hat) Handel treiben, wird das Regime in seinem Tun bestätigt. China ist ein wichtiger Partner, Russland rüstet die Armee auf und Thailand nützt Burmanesen als billige Arbeitskräfte aus oder vertritt wirtschaftliche Interessen der Holz- und Erdgasindustrie. Die USA steht an einer ganz anderen Stelle – daher auch der Vergleich mit Kuba–, schon alleine deshalb, weil sich Burma seit dem zweiten Weltkrieg kommunistisch orientiert hat. Dein Bemühen die USA für bestimmte Entwicklungen in Burma verantwortlich zu machen ist daher zu pauschal und tendenziös. Mag sein, dass die US-Regierung und die Lobbiisten oft ihre Hände im Spiel haben, wenn es etwas zu verteilen gibt, aber in diesem Fall funktioniert die Kapitalismus-Kritik nur unzureichend. Auch was die Bodenschätze betrifft, bist Du im Unklaren. Burma verfügt über einen zunehmend schwindenden Reichtum an Tropen- Teakhölzern, erschließt Erdgasvorkommen, hat Edelsteinmienen, schürft Gold, besitzt fischreiche Fanggründe und exportiert in ganz Asien geschätzten Reis, weiterhin sind Erdölfunde in der Andamanen-See registriert. Warum also überall im Land diese Mangelwirtschaft? Wo ist das Geld aus den Exportgeschäften? Wenn Du die USA und alle Westler als feist und fett bezeichnest, warum lässt Du das nicht für die Machthabenden in Burma gelten? Mir fällt diesbezüglich G. Orwells (Burma Days) Animal Farm ein: All (animal) are equal, but some (animal) are more equal (than others).
Ich frage mich gerade wer von uns mit zweierlei Maß misst.

Wenn Dir die inneren Prozesse von Burma am Herzen liegen, dann macht Dich schlauer als nur meinen Beitrag zu lesen, z.B. unter  http://www.asienhaus.de/public/archiv/BN6-2006-04-05.htm

Es geht hier nicht um mich oder was ich denke, sondern um die Menschen in Burma. Ich nehme nicht für mich in Anspruch zu wissen was richtig oder falsch ist. Es gibt viele Organisationen, die sich für Burma einsetzten. Sie finden nur deutlich weniger Gehör wie die Unkenrufe der Tourismusunternehmen. Was die Lektüre von Reisebüchern betrifft, verhält es sich übrigens genau umgekehrt. Die Reiseführer bewegten mich erst nach 'Myanmar' zu fliegen. Es ist doch klar, dass ein Reisführer sich nur gut verkauft, wenn er dazu einlädt das beschriebene Land zu besuchen. Die spätere Recherche nach anderen Informationsquellen verschaffte mir zusätzliches Wissen und seither hat sich mein Standpunkt verändert. Ich wollte hauptsächlich nach Burma um die relativ ursprüngliche Verbindung von der alltäglichen Lebensweise und dem Teravada Buddhismus zu erleben. Dass daraus eine Erkenntnisreise über den Aufenthalt in einem totalitär geführten Land entstanden ist, war nicht beabsichtigt und mit der Kenntnis aus Reiseführern nicht absehbar.

Als wir in Burma unterwegs waren und von einem Mitarbeiter von National Geographic erfahren hatten, dass nur mit Gewalt der verordneten Staatenbund aufrecht erhalten werden kann, empfand ich spontan, dass es schade wäre, wenn des Land nach einem Sturz des Regimes zerbrechen würde und wahrscheinlich die USA und China als erste darum kämpfen wer die Vorherrschaft für sich gewinnt. Dieser Gedanke hat mich nachdenklich gemacht. So formulierte ich für mich die Hoffnung, dass es vielleicht einen Weg gibt, der eine Eigenständigkeit mit meschlichem Antlitz ohne Gewalt ermöglicht. Also einen Weg von Innen heraus, der einen selbstbewußten Staat formt, der nicht gleich von andernen Mächten kassiert werden kann. Als ich zuhause mit meiner Recherche anfing, wurde mir bald klar, dass die Scheinunabhängigkeit von Burma einen hohen Preis hat und vorallem dem Regime dient, das immer wohlhabender und gefestigter wird, wärend der Rest der Bevölkerung deren Willkür ausgeliefert ist. Als Folge der Inflation ist im April geplant die Gehälter von sogenannten Regierungsangestellten, angehörige des Regimes, zu verzehnfachen, dabei ist die rechtmäßig gewählte Regierung (NLP) überhaupt nicht im Amt.

Eine Simplifizierung oder einen Mangel an Selbstkritik kann ich bei meinen Beitägen nicht erkennen. Richtig ist allerdings, dass eine Vereinfachung und die unkritische Betrachtung der Situation in Burma existieren. Wichtige Tatsachen werden nur unscharf oder gar nicht wahrgenommen. Das geschieht nicht aus Mutwilligkeit, sondern aufgrund von Desinformation und der geringen Verbreitung von glaubwürdigen Nachrichten. Wenn um den Strandabschnitt vor den Resorts am Ngapali Beach Stacheldraht und Landminen installiert wären, würde sich wohl kaum jemand finden, der dort Urlaub machen will. Aber an der Grenze zu Thailand existiert genau dieser Zustand – aber das ist ja weit weg. Wir Menschen sind nun mal so, und damit will ich mich oder andere nicht verurteilen, dass wir nur von dem unmittelbar und tief betroffen sind, was wir mit den eigenen Augen gesehen haben. Die Konfrontation mit dem Elend wünsche ich niemandem, aber ignorieren finde ich auch keinen erstrebenswerten Weg. Wer von uns kann es heute noch nachvollziehen, wie die deutsche Bevölkerung und die Diktatoren bis zu Letzt behaupten konnten, dass es keine Judenvernichtung gab. Was das nun ein Leugnen, ein Wegschauen oder Selbstschutz?

Wer will, soll nach Burma reisen, ob er nun ein Träumer ist oder nicht. Der Wermutstropfen, was für ein Land er da besucht und was auch mit seiner Unterstützung mittels Devisen geschieht, bleibt. Jeder ist für sein Handeln alleine verantwortlich und da ist es gut so viel zu wissen wie möglich. Mein Informationsstand war für meinen Teil zu dürftig oder ich habe mich verschlossen. Hinter her zu behaupten nichts gewußt zu haben ist bitter und unglaubwürdig.


Viele Grüße
Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Andreas am 06.04.06 um 19:28:39
Hallo Ort,

zuerst einmal vielen Dank für Deine ausführlichen Beiträge.

Es trägt einen Teil dazu bei, dem(n) Besucher(n) von diesem Land eine andere Sichtweise zu verschaffen. Genau das ist es, was dieses Forum vermitteln soll. Einen möglichst weitreichenden Wissensstand. Denn nur das ist für meine Begriffe relevant. Die eigene Meinung zu allen Themen muß sich anschließend jeder selber bilden.

Das hier im Forum über alltägliche Fragen (Mückenschutz etc.) diskutiert wird, gehört genauso dazu. Auch das kann ich akzeptieren, bzw. sollte jeder akzeptieren. Wenn ich jedem schreibe, er muß sich vor einer Reise in diesen Land informieren, dann ist das eine Diktatur. Er kann es tun, und es wird ihm helfen... tut er es nicht, ist es seine Entscheidung. - Das ist Demokratie.

Soll heißen: Emotionale Beiträge bringen absolut nichts. Wer etwas ändern möchte der tut das auf einer völlig anderen Ebene. Wirkliche Änderungen zu einer Situatuion geschehen nicht in Foren wie in diesem.

Sorry, aber ich denke Du bist auf dem falschen Weg....

Andreas




Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von HaPe(Guest) am 06.04.06 um 23:56:58
Hallo,


Andreas schrieb am 06.04.06 um 19:28:39:
Sorry, aber ich denke Du bist auf dem falschen Weg....

sorry, aber ich denke, Andreas hat da recht. So hart wie das klingt. Du fährtst nach Myanmar um etwas über den Theravada Buddhismus zu lernen und kommst mir einem Herzen voller Hass gegen irgend etwas oder irgend jemand wieder zurück. Da muss mächtig was schief gelaufen sein, bei dieser Reise.

Deine Motivation mag ja in Ordnung gehen, aber nicht Deine Methode. Es geht nicht um Dich, sondern um die Menschen in Myanmar. Und die brauchen keine Hitzköpfe. Davon haben sie schon genug. Deine Schwarzweiß-Malerei lässt IMHO keinen Raum für Lösungen. Sie schafft neue Schieflagen und neue Eskalationen. Und nachdem Du meinen bescheidenen Beitrag auch noch als "aggressiv" bezeichnest (eine Gemütsregung, die mir im alltäglichen Leben völlig fremd ist ... so auch im letzten Posting), muss ich annehmen, es ist so ziemlich gar nichts von dem angekommen, was ich versucht habe zu formulieren. Ich denke ich mal, wir kommen da nicht zusammen. Für mich ist der Thread hiermit abgeschlossen.

HaPe

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 07.04.06 um 01:54:09
Hallo Andreas,

eventuell hast Du recht und ich bin hier an die falsche Adresse geraten.
Ich hatte mich bereits dafür entschuldigt, dass meine Wortwahl sehr emotional ist. Ebenso habe ich betont, dass es nicht um mich geht, sondern um die Menschen in Burma. Warum das nicht wahrgenommen wird, verstehe ich weniger. Provokation ist ein Mittel um Aufmerksamkeit zu erzeugen – das war wohl ein bisschen zu viel des Guten. Ich übe noch und für das Training danke ich dem Forum. Dass meine Schreibweise anstössig ist, ärgert mich sehr, denn es führt vom Thema weg.

Natürlich bereichert eine Vielfalt an Positionen und Themen dieses Forum und ich will mich nicht darüber hinwegsetzen was andere Reisende beschäftigt. Dein Kommentar zu den Beiträgen in diesem Forum hat mich ermutigt ebenfalls dazu bezug zu nehmen.

Mein Herz ist weder voller Hass noch fühle ich mich berufen über Andere zu urteilen. Es ist mir lediglich wichtig meine Erfahrung mitzuteilen und Diskutanten zu finden, mit denen ich mich austauschen kann. Es hätte mir vor meiner Reise zu einem deutlich besseren Einblick verholfen, wenn ich detailierteres Wissen über die politische Situation erfahren hätte als Urlaubsberichte, die sich auf wie komme ich wo hin und wo schläft man gut usw. konzentrieren. Das sind auch wichtige Informationen, allerdings gibt es davon eine Fülle und sie sind leicht zugänglich.

Meine Aufenthalt in Burma war eine sehr spannende Reise, die ich genossen habe und die mich immer noch beschäftigt. Sonst würde ich mich nicht engagieren.

Es ist schade, dass wir hier nicht über die Informationen, die man über die Links erfahren kann, diskutieren. Ich bin selbst unentschlossen, ob eine Reise nach Burma empfehlenswert ist. Daher bemühe ich mich um Informationen aus erster Hand und das sind für mich auch die Betroffenen des Regimes und nicht alleine Erfahrungsberichte von Touristen. Natürlich soll jeder seine eigenen Schwerpunkte setzen. Tut mir leid, wenn es so ankam als wollte ich dazu bekehren nicht nach Burma zu reisen. Im Gegenteil, ich bitte darum mir Argumente zu liefern, die Grund geben trotz der Zustände es zu tun.

Ich hoffe mich nun verständlich ausgedrückt zu haben. Im Wesentlichen geht es um die Informationen unter den Links, die nur einen Ausschnitt dessen darstellen, was man über die Militärdiktatur in Erfahrung bringen kann.


Viele Grüße
Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von rosenhof-werner am 07.04.06 um 03:07:16
Hallo,zusammen ,verfolge eure gespräche die ganze zeit,was denkt ihr eigentlich glaubt ihr,ihr seid besser nur weil ihr westlichen einflüssen folgt,wir haben das dilemma irak usw.von jugoslawien und palästina gar nicht zu sprechen,USA mit ihren bevölkerungsschichten was glaubt ihr was in china los wäre ohne eine regierung die das volk zusammenhält,wir haben das in jugoslawien erlebt manchmal muß auch eine regierung ein volk zusammen halten um es nach vorne zu bringen.keiner dieser großen vielvölkerstaaten schafft es ohne präzens von oben,aber nach und nach geht es auch ohne militär und einmischung von außen,viele die etwas erreichen wollen haben es mit kleinen schritten versucht,um in den familien etwas zu helfen oder auch wie bekannt starke investitionen ,brunnen zu bohren,abwasserleitungen, usw.in klöstern oder waisenhäuser zu investieren,und nicht nur die große klappe aufzureißen...
Ich möchte alle die durch diese Beiträge ins zweifeln gekommen sind auffordern nach Myanmar zu reisen,das Land und die lieben Menschen und alles was dazugehört kennenzulernen,sich eine eigene Meinung bilden und von Fanatikern aus dem Westen sich nicht ablenken zu lassen.
In jedem Land gibt es viele Sachen die man nicht gut findet,aber als besserwisser und moralapostel aufzustreten finde ich nicht gut........
in diesem sinne eine gute zeit in myanmar wünscht..
günni


Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von mhnessie am 07.04.06 um 09:48:55

schrieb am 07.04.06 um 01:54:09:
.....Im Wesentlichen geht es um die Informationen unter den Links, die nur einen Ausschnitt dessen darstellen, was man über die Militärdiktatur in Erfahrung bringen kann.


Viele Grüße
Ort


Lieber Ort,

Deine Links sind mehr als interessant, auch wenn sie für mich nicht unbedingt alle neu waren.
Der Newsletter des Asienhauses ist wirklich zu empfehlen, allerdings scheint man dort eher einen Boykott zu unterstützen was überhaupt nicht meine persönliche Meinung wiederspiegelt.

Die politischen Umstände kann keiner von uns Ausländern ändern, aber wenn Du Dein bemerkenswertes Interesse und Engagement für soziale Projekte in diesem Land einsetzen magst wirst Du sehr schnell für Dich gute Gründe finden warum es sich eben doch lohnt dieses Land zu bereisen und erfahren das man konkret helfen kann und diese Hilfe auch ankommt.

Das es eben auch Touristen gibt die gedankenlos Länder bereisen ohne sich mit Land, Kultur und Menschen auseinanderzusetzen ist ja nun wirklich kein Phänomen das nur in Myanmar vorkommt.
Aber selbst die können durch Ihre Trinkgelder oder die Nutzung diverser Dienstleistungen, gewollt oder ungewollt, zum Erhalt mancher Existenz beitragen.
Das hier und da das korrupte Regime die Hand aufhält wird sich nie verhindern lassen.
Und würde man dann noch alle Länder z.B. (touristisch) boykottieren die nicht unserem staatspolitischen Verständnissen und Maßstäben genügen würde die Welt sehr schnell sehr klein werden.
Ich persönlich freue mich darüber wenn sich jemand wie Du so sehr für dieses Land und die Umstände dort interessiert.
Allerdings hilft es der Sache nicht wenn Du zu sehr überspitzt und provozierst, Du erreichst mehr Menschen auf der sachlichen Ebene.
Es gibt eben auch Grautöne die zwischen Schwarz und Weiß liegen und in diesem Bereich bewegt man sich halt wenn man Länder wie Myanmar bereist.
Den Grundgedanken sich über sein Reiseziel zu informieren teile ich ausdrücklich mit Dir, die Entscheidungen ob und warum man sich dann aber für eine Reise entscheidet sind immer individuell unterschiedlich und auch das sollte man tolerieren und akzeptieren.

Viele Grüße

Marco



Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von cleesinho am 07.04.06 um 13:16:19
Hallo ,

ich finde die Beiträge von ORT weder überspitzt, provozierend und auch nicht auf einer unsachlichen Ebene vorgetragen, wie ihm gerade vorgeworfen wird.

Wer nach Myanmar reist, muss sich mit den herrschenden Verhältnissen auseinandersetzten, ob in der Vorplanung oder Vorort.

Dass auf dieser Plattform kontrovers diskutiert wird, viele Meinungen gelten, macht für mich den Reiz dieses Forums aus.

Auch wenn ich partiell zu anderen Schlussfolgerungen komme, wie ORT, sind seine Beiträge wichtig, wozu sonst sollte es denn eine Sektion „Politik“ geben, wenn nicht zur offenen manchmal kontroversen Diskussion.

Mich stört der Ton, dass Ort als „Fanatiker“, „Besserwisser und Moralapostel aus dem Westen diskreditiert wird.

Dieses Forum ist ganz ausgezeichnet und soll auch weiterhin die  beste Adresse sein, sich gezielt über Reisen nach Myanmar ein Bild zu machen.

cleesinho

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 07.04.06 um 16:18:40
Hallo Marco,

... die Entscheidungen ob und warum man sich dann aber für eine Reise entscheidet sind immer individuell unterschiedlich und auch das sollte man tolerieren und akzeptieren. ...

Darin stimme ich mit Dir vollkommen überein. Ich habe betont, dass nicht ich zum Boykott aufrufe, sondern die NLP.

Dass einige Diskutaten in diesem Thread ihre Beiträge an meiner Person festmachen, lenkt leider vom Wesentlichen ab; daher freud es mich sehr, dass sich eine Wendung abzeichnet.
Für mich ist es wichtig die Umstände zu kennen, denn nur so kann ich mich gut für eine Resie vorbereiten. Ich will mit dem Bewußtsein reisen, dass ich weiss, wem ich die Hand geben bzw. mit wem ich Bekanntschaft machen werde, das gilt auch für Burma. Die Menschen dort sind meiner Frau und mir sehr nahe und ich denke darüber nach wie ich mich auf meine Weise nützlich machen kann. Und wenn es nur ein Wirken von Aussen ist.

Ich war schockiert als ich erfahren habe wir vermögend die Familie um Than Shwe ist. Selbstverständlich gibt es ähnliche Ungleichverhältnisse auch anderen Orts, aber wir sind hier im Myanmar Forum. Ich hatte bereits beschrieben, dass ich ebenfalls die Vorstellung hatte, dass es vielleicht richtig ist das Land von Oben zusammenzuhalten, damit es nicht zerfällt und später unter einflussreichen Mächten aufgeteilt wird – mit dem Tenor, dass es mir nicht zusteht mich einzumischen. Dem Glauben an Selbstheilungskräfte steht allesdings gegenüber, dass die Junta das Land und besonders seine Bevölkerung eher als Melkvieh betrachtet um sich selbst zu bereichern. Zumindest vermitteln die Organisation, die von Burnamese initiiert werden oder unter deren Mitwirkung aktiv sind dieses Bild. Es handelt sich also bei den Berichten und Dokumentationen nicht um einen westlichen Blick. In Burma herrscht eher die Auffassung, dass die Anliegen und Anstrengungen der Bürgerrechtsbewegung im Westen, insbesondere in Europa nicht so ernstgenommen werden wie es notwendig wäre. Für ihre politischen Interessen erhalten sie aus ihrer Sicht vom Westen kaum Unterstützung.

Ich wiederhole, es existiert eine demokratisch gewählte Partei, die NLP. Sie setzt sich aus Vertretern der einzelnen Volksstämme zusammen, die alle an einem Strang ziehen wollen mit dem Ziel ein einiges Burma zu schaffen, in dem alle Rohstoffe und wirtschaftlichen Güter gleich verteilt werden. Das verhindert seit 15 Jahren die Militärjunta unter der Führung von Than Shwe. Als ersten Schritt um ihre Vormacht zu demonstrieren haben sie die designierte Präsidentin von Burma, Aung San Suu Kyi (Friedensnobelpreisträgerin) unter Hausarrest gestellt. Da sitzt sie mit Unterbrechung noch heute. Als der malaysische Aussenminister sie kürzlich besuchen wollte, wurde ihm das von der Junta untersagt.

Dass meine Beiträge hier auf großen Widerstand stoßen, erkläre ich mir damit, dass die Informationen zur Situation im Burma unbequem sind und nicht zu einem Reiseidyll passen. Ich will hier niemandem seine Erlebnisse versauen und Viele haben für sich einen eindeutigen Standpunkt eingenommen, mit dem sie eine Reise nach Burma vertreten können. Das will ich niemandem nehmen. Ich habe erst jetzt die Kehrseiten der Medallie entdeckt. Das beschäftigt mich; ich will mich deshalb aber nicht unangemessen einmischen, belehren oder maßregeln, sondern erstmal kennenlernen, dann verstehen und eventuell, wenn ich es leisten kann und der Wunsch danach besteht die Möglichkeit wahrnehmen zu unterstüzen.


Viele Grüße
Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von ulf28 am 08.04.06 um 00:14:18

Zitat:
Sorry, aber ich denke Du bist auf dem falschen Weg....
Andreas


Hallo Andreas,

natürlich ist zu respektieren, wenn Du den thread an dieser
Stelle kappen willst. Ist schließlich Dein (lobenswertes) Forum.
Aber ehrlich gesagt überzeugt mich Deine Begründung nicht.
Kannst Du da etwas nachschieben?

Gruß
Ulf


Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Andreas am 08.04.06 um 08:33:17
Hallo Ulf,

ich will diesen Thread nicht kappen oder löschen. Das war nur mein Beitrag dazu.

Andreas

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von hep(Guest) am 11.04.06 um 12:59:37
Die Beiträge von Ort kann ich nur unter dem typisch deutschem Charakterzug zusammenfassen: "Am Deutschem Wesen soll die Welt genesen!"

Eine Eigenart, die sich wie ein roter Faden durch die Deutsche Geschichte von Kaisers Kolonien bis hin zur Visa-Verschleuderung der abgewählten Regierung zieht.
Solange Birma nicht unter dem Einfluss des Grundgesetzes steht, muss man sich halt mit aktiver Einflussnahme zurückhalten. Wem es nicht passt (aka Ort) kann auch sehr fein einen schicken Urlaub im demokratischen Spanien machen!

Das Chaos möchte ich nicht sehen, wenn sich China, Russland, Indien und die USA am Golf von Bengalen einen Stellvertreter-Krieg liefern!

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 11.04.06 um 17:53:23
Hallo hep,

ich finde es erstaunlich was Sie hier projezieren. Mit meinen Beiträgen will ich in keinster Weise dieses Land mit meinem Denken in irgend einer Form retten. Diese Anmassung wäre absurd. Ich kann Sie allerdings nicht daran hindern mich auch gegen die Gesetze der Logik missverstehen zu wollen.

Auf den Folgeseiten des Politik-Forums sind einige Diskussionen mit ähnlichen Inhalten zu finden, die zeigen, dass es vielen Reisenden Probleme bereitet, was sie in Burma erlebt haben und sie versuchen durch einen Austausch, den dieses Forum bietet, besser damit umgehen zu lernen. Es ist nun mal ein menschliches Bedürfnis Erfahrungen mitzuteilen.

Wenn Sie andere Eindrücke mitgebracht haben oder gerade erleben und es Ihnen damit gut geht, sei es Ihnen von Herzen gegönnt. Ich frage mich nur, warum Sie den Wunsch haben über meine Beiträge zu richten und was Ihr Urteil mit dem Leid der Bevölkerung zu tun hat.

Nach der Beschäftigung nicht allein mit dem Thema der Unterdrückung und Ausbeutung in Burma, habe ich für mich Einiges gelernt.
Und dazu gehört mit Sicherheit, dass es keinen Sinn macht westliches Denken oder sonstige Einflussnahme als Maßstab für Gerechtigkeit und Freiheit anzuwenden. Im Gegenteil, Finger weg von Sanktionen und eher hin zum Dialog.

Was Sie allerdings mit Ihrem Beitrag geleistet haben, behindert eine Auseinandersetzung auf verbaler Ebene und entspricht meiner Ansicht nach eher den Methoden einer Militär-Junta, die heissen: die Meinung und Anliegen Andere für eigene Zwecke umdeuten um damit deren eigentlichen Inhalt zu zerstören.

In Burma sterben Menschen, weil Andere sich über sie hinwegsetzen und nichts auf deren Leben geben. Wenn ich das empörend finde, hat es nichts mit der Feststellung eines Mangels an Demokratie zu tun, den man auf schnellsten Wege mit Gewalt und Repressalien von Außen beheben muss. Ob die westliche Vorstellung von Freiheit und dem damit verbundenen Begriff der Demokratie überhaupt für andere Länder und Völker relevant ist, welche Staatsform für alle am gerechtesten ist und damit eventuell Allgemeingültigkeit bestitzt, bleibt bis jetzt ungeklärt und ist vielleicht nie lösbar. Aber es gibt jenseits von Moral ethische Grundwerte, auf deren Grundlagen sich Gesellschaften mit sozialen Strukturen entwickelt haben, die ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen. Daher ist es für mich verständlich, dass ich darauf reagiere, wenn diese missachtet werden. Ich empfände es als abgebrüht und gefühllos, wenn mich ein Verstoß gegen die Menschlichkeit nicht berühren würde.

Mit Ihrem Beitrag geben Sie mir zu verstehen, dass Sie es unangebracht finden auf die Gräueltaten in Burma einzugehen. Nun, das ist Ihr Standpunkt, aber Ihr Konstrukt, das Ihnen ermöglicht mir Deutschtümelei zu unterstellen ist, mit Verlaub, verwerflich.


Ort


Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von mhnessie am 11.04.06 um 20:29:42
Zitat hep: ".....Die Beiträge von Ort kann ich nur unter dem typisch deutschem Charakterzug zusammenfassen: "Am Deutschem Wesen soll die Welt genesen!"

Eine Eigenart, die sich wie ein roter Faden durch die Deutsche Geschichte von Kaisers Kolonien bis hin zur Visa-Verschleuderung der abgewählten Regierung zieht.
Solange Birma nicht unter dem Einfluss des Grundgesetzes steht, muss man sich halt mit aktiver Einflussnahme zurückhalten. Wem es nicht passt (aka Ort) kann auch sehr fein einen schicken Urlaub im demokratischen Spanien machen! ...."

Sorry, ganz direkt formuliert: Absoluter Blödsinn  >:(
Die von Ort angeregte Auseinandersetzung mit dem Umständen in Myanmar halte ich für grundsätzlich richtig und unterstützenswert, die Art und Weise des Vortrags seiner Argumente ist allerdings hier und da sicher sehr diskutabel.
Den von hep kritisierten Ansatz konnte ich allerdings nirgends herauslesen, ....   :o ::)

@ und Zitat Ort: "....Was Sie allerdings mit Ihrem Beitrag geleistet haben, behindert eine Auseinandersetzung auf verbaler Ebene und entspricht meiner Ansicht nach eher den Methoden einer Militär-Junta, die heissen: die Meinung und Anliegen Andere für eigene Zwecke umdeuten um damit deren eigentlichen Inhalt zu zerstören. "

Und dieser Vergleich, lieber Ort, ist auch nicht nur knapp daneben....  ;)

Ich fand dieses Thread bisher eigentlich aufgrund der kontroversen Meinungen und trotz der teilweise sehr "direkten" Argumentation sehr interessant und spannend.
Bin mal gespannt ob der Thread noch mal in die Spur zurückkommt....?  ;)


Viele Grüße

Marco


Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von jukia(Guest) am 12.04.06 um 08:54:23
Guten Morgen an alle,

ich schneide mal kurz ein anderes Thema an, hängt natürlich damit zusammen.
Tourismus hin oder her, jeder kennt glaube ich hier die Situation in Burma und weiß wen er mit seinem Besuch unterstützt. Ob man nach Burma reist oder nicht bleibt schließlich jedem selbst überlassen. Ich war bereits zweimal in Burma und habe mich dazu entschlossen das Land nicht mehr zu bereisen. Aufrgrund meiner Erlebnisse in Burma habe ich mich dazu entschlossen, dass ich nicht da sitzen, Kaffee trinken und zusehen kann. Auf den Punkt gebracht heißt das: eure Diskussion hier ist zwar schön und gut aber den Menschen in Burma hilft sie rein garnichts. Ich will mich hier nicht als Weltverbesserin oder Mutter Theresia hinstellen aber ich denke mir einfach nur, viele von euch scheint das Thema ja zu interessieren warum dann nicht auch aktiv darin arbeiten.
Und da kann ich euch nur, für alle Österreicher und auch Deutsche, das Austrian Burma Center (www.austrianburmacenter.at) ans Herz legen. Wir sind eine österreichische NGO und unser Ziel ist die Sensibilisierung der österreichischen Öffentlichkeit, wir arbeiten auch mit vielen anderen NGOs in Europa zusammen. Wir freuen uns immer über Fragen, Anregungen und vorallem auch über freiwillige Helfer. Wenn ihr Lust habt, meldet euch einfach bei mir.

Ich wünsche euch noch ein freudiges Diskutieren hier,
Lg,
Jukia

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von mhnessie am 12.04.06 um 15:15:45
Hallo Jukia,


vielen Dank für den sehr interessanten Link und den dort zu findenden Lesestoff.
Allerdings halte ich den (Tourismus)boykott weiterhin für einen Irrweg der nichts verändert und so manchem Bedürftigen seine mehr als bescheidene Existenz ruiniert.
Ich frage mich darüber hinaus auch wie ich diesem Land und vor allem seinen Menschen helfen kann wenn ich von Europa aus Kampagnen und Aktivitäten betreibe aber durch den Boykott mit der Bevölkerung nicht mehr in Berührung komme......? :-? ::)
Nur am Rande seien dabei auch die zahlreichen infrastrukturellen Hilfsprojekte (Bildung, medizinische Versorgung) erwähnt.
Sollen die auch unter den Tisch fallen ?

Desweiteren bin ich der Überzeugung das die noch immer sehr überschaubaren Touristenzahlen nicht solche Summen produzieren die darüber entscheiden ob sich ein solches Regime an der Macht hält oder nicht, mit der Opiumproduktion und dem Raubbau an natürlichen Ressourcen (Stichwort Holz + China) werden sicherlich ganz andere Summen bewegt.

Es bleibt schwierig.......  >:(  :(

Viele Grüße

Marco



Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 12.04.06 um 19:10:15
Hallo Jukia,

danke für den Link.

>Zitat Jukia: Aufrgrund meiner Erlebnisse in Burma habe ich mich dazu entschlossen, dass ich nicht da sitzen, Kaffee trinken und zusehen kann. Auf den Punkt gebracht heißt das: eure Diskussion hier ist zwar schön und gut aber den Menschen in Burma hilft sie rein garnichts.<

Ich kann mir ebenfalls nicht mehr so richtig vorstellen mit Urlaubsfeeling nach Burma zu reisen. Vor dem Handeln ist allerdings eine Analyse ratsam. Da sind Sie wahrscheinlich schon weiter. Ich betreibe noch Recherche nach verlässlichen Informationen, damit ich künftig mehr über die Prozesse und deren Entstehungsgeschichte weiss. Erst dann kann ich für mich entscheiden, ob und was ich eventuell tun will ohne Gefahr zu lassen von Anderen vorschnell beeinfusst zu werden. Das kann man natürlich nie ganz ausschliessen, aber eine intensive Bewußtwerdung kann schon vor Vereinnahmung schützen. Diese Diskussion hat zumindest bei mir bereits für Bewegung gesorgt und Ihr angefügter Link, den ich noch nicht kenne, gibt weitere Impulse.
Wenn ich Burma nochmals bereisen sollte, dann nehme ich all diese Anregungen und Überlegungen mit.
Ich bin mir übrigens nicht ganz so sicher, ob jeder die Situation im Land tatsächlich richtig einschätzt und kennt. Viele wissen, dass sich dort Bedenkliches ereignet, aber Genaues bleibt eher im Dunkeln. Daher finde ich ein So-viel-an-Information-wie-möglich, wozu dieses Forum beiträgt, enorm hilfreich. Betroffenheit allein bringt nur wenig, da stimme ich Ihnen zu.



Hallo Marco,  

> Zitat Ort: "...Was Sie allerdings mit Ihrem Beitrag geleistet haben, behindert eine Auseinandersetzung auf verbaler Ebene und entspricht meiner Ansicht nach eher den Methoden einer Militär-Junta, die heissen: die Meinung und Anliegen Andere für eigene Zwecke umdeuten um damit deren eigentlichen Inhalt zu zerstören.<
> Zitat Marco: Und dieser Vergleich, lieber Ort, ist auch nicht nur knapp daneben....<

Hm, aber wie soll ich auf so einen Kommentar reagieren. Mit in Watte eingebauschten Worten? Werde darüber nachdenken. Diese Methoden gehören nun mal zum Repertoire von Dikaturen und nach dieser Antwort auf meine Beiträge habe ich mir die Frage gestellt, wer so etwas schreibt.


> Zitat Marco:Nur am Rande seien dabei auch die zahlreichen infrastrukturellen Hilfsprojekte (Bildung, medizinische Versorgung) erwähnt.
Sollen die auch unter den Tisch fallen ?<

Nein, die haben nichts mit Tourismus zu tun. Die werden von Organisationen betrieben, die zum Teil schon in Burma waren bevor die Grenzen für Reisende bis zu vier Wochen offen standen.


> Zitat Marco: Desweiteren bin ich der Überzeugung das die noch immer sehr überschaubaren Touristenzahlen nicht solche Summen produzieren die darüber entscheiden ob sich ein solches Regime an der Macht hält oder nicht, ...<

Es ist nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch der Qualität. Wen mit meinem Tourigeld lediglich eine Pistiole gekauft wird, bleibt es immer noch eine Pistole, auch wenn mit anderen Einkünften weitere Zweihundert gekauft werden. Wer A sagt muss auch B sagen.
Darüber hinaus wird der Tourismus von vielerlei politisch komplett unkommentierten Filmen und Berichten angeheizt. TV-Beiträge selbst in arte über Mönchsleben oder die Shwedagon-Pagode im Terra-X-Stil erzeugen Bedürfnisse und erhöhen die Nachfrage. Das lockt an, selbst wenn im Vorfeld ein kritischer Dokumentarfilm, ebenfalls Thema in diesem Forum, gesendet wurde.
Ich sehe nicht den Tourismus als problematisch als vielmehr ein Verklärung durch Beschönigung. Es besteht die Gefahr, dass ein verfälschtes Bild nach Aussen projeziert wird hinter dem sich ein Machtmissbrauch komfortabel einrichten lässt. Ich war erstaunt als das Traumschiff in Myanmar anlegte. Es wurden nur harmonisch romantisierende Bilder gezeigt. Da freud sich natürlich die Junta.
Was mir einleuchtet ist, dass der Austausch zwischen uns Touris und der Bevölkerung zu einer Öffnung beitragen kann; selbstverständlich nehmen die Reisenden ihre Erlebnisse mit nach hause und erzeugen so eine größere Öffentlichkeit für Burma. Um so wichtiger ist es damit verantwortlich umzugehen, aber dazu fiehlen bereits etliche Sätze. Nicht dass es dann so kommt wie im bereits bemühten Vergleich zur DDR, dass die Enttäuschung später groß ist, wenn bemerkt wird, dass der Westen nicht golden ist.


Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von rosenhof-werner am 12.04.06 um 23:22:20
hallo,alle zusammen
langsam beginnt hier eine schlecht atmosphäre zu entstehen, unterstellungen,diffamierungen danach sich wieder entschuldigen,so etwa--ihr verkennt mich.
dies ist keine gute art themen zu besprechen oder zu diskutieren.
ich glaube hier wird versucht unfrieden und ähnliches ins forum zu tragen,hintergründe ??
ich finde es vor allem sehr schlimm einigen mitgliedern ohne hintergrundwissen falsches zu unterstellen,warum...
günni

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von rosenhof-werner am 13.04.06 um 09:27:39
hallo,marco
tut mir leid wenn du dich angesprochen gefühlt hast,du warst aber ganz bestimmt nicht gemeint.
wünsch dir alles gute.
günni

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von hep(Guest) am 13.04.06 um 14:38:12
Ich wollte und will ja keinem was unterstellen...

Na ja, vielleicht doch: die unangenehme Eigenart für andere Länder und Kulturen den besseren Weg wissen zu wollen.
Dabei kann man natürlich die gewaltsame Unterdrückung und Vertreibung persönlich ablehnen, aber ich würde mir nicht herausnehmen, aktiv in die Geschicke anderer Länder eingreifen zu wollen noch gegenüber den Bürgern dieser Staaten innenpolitische Vorkommnisse zu kommentieren.

Ich bin bzw. war in Myanmar ein Gast, und habe viele schöne Dinge erlebt und gesehen. Ich finanziere direkt weder das Militär noch irgendwelche Kontras.
Und ich warne davor Partei für irgendeine Seite zu ergreifen!

Denn man schaue nur auf die Landkarte und es wird klar sobald Myanmar ins Wanken gerät, werden sich dort China, Indien und die USA (via Thailand womöglich) einen extrem brutalen Stellvertreter- und Verteilungskrieg liefern!


Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 13.04.06 um 18:53:05
Hallo hep,

> Zitat hep: die unangenehme Eigenart für andere Länder und Kulturen den besseren Weg wissen zu wollen. Dabei kann man natürlich die gewaltsame Unterdrückung und Vertreibung persönlich ablehnen, aber ich würde mir nicht herausnehmen, aktiv in die Geschicke anderer Länder eingreifen zu wollen noch gegenüber den Bürgern dieser Staaten innenpolitische Vorkommnisse zu kommentieren. <
Darin stimme ich Dir vollkommen zu!
Drücke ich mich so missverständlich aus?
Mir geht es um Information nicht um blinden Aktionismus aus einer Betroffenheitshaltung heraus. Ich denke, dass habe ich spätestens mit meiner Antwort auf Jukai kommuniziert.

> Und ich warne davor Partei für irgendeine Seite zu ergreifen! <
Auch diese Aussage könnte ich verantworten.

> ... Stellvertreter- und Verteilungskrieg ... <
Diese Bedrohung hängt wie ein Damoklesschwert über Burma und ich denke, dass das Militärregime in Burma ihre Vorgehensweise damit zum Teil begründet. Ein Argument, mit dem sich aber nicht jede Handlung rechtfertigen läßt um eine hypothetische Gefahr von Aussen abzuwenden. Oder heiligt der Zweck doch alle Mittel?
Die USA fühlen sich ständig bedroht und begründen damit ihre Kriege.
Für mich ist Gewalt immer ein Übel und durch nichts zu rechtfertigen. Ich finde es richtig darauf hinzuweisen von wem sie verübt wird und wo sie stattfindet.
Meine Überlegungen, die vielleicht nicht so einfach zugänglich und machmal komplexer als notwendig sind, sollen mir bei der Entwicklung einer Verantwortlichkeit behilflich sein, die es mir ermöglicht Schaden von Menschen fern zu halten. Deshalb interessiere ich mich auch für den Theravada Buddhismus und damit für Burma, in dem ich gewisse Übereinstimmungen mit von mir geschätzten Ideen erkenne.



Hallo günni,

> dies ist keine gute art themen zu besprechen oder zu diskutieren. <
Erklären Sie mir bitte die 'gute' Art.

> ich glaube hier wird versucht unfrieden und ähnliches ins forum zu tragen,hintergründe ? <
Meine Gründe sind, dass ich verstehen will. Das geschieht bei mir nicht geradlinie, sondern in Wellenbewegungen. Ich habe etwas angestoßen und im Verlauf der Diskussion versucht rüberzubringen worum es mir geht. Ich bin immer noch bei den Shan, die vom Salween River vertrieben werden und es wäre konstruktiv, wenn diese Diskussion wieder auf die aktuelle Lage in Burma eingehen würde.
Zu dieser Situation habe ich nämlich die Erfahrungen meiner Reise in Beziehung gesetzt und überprüfe im Moment ob es für mich tragbar ist nochmals nach Burma hinzufliegen.
Schade, günni, dass ich Sie damit nicht erreichen konnte, aber die Schlüsse, die Sie aus meinen Beiträgen ziehen, kann ich nicht nachvollziehen.


Wenn es fortgesetzt um die Art und Weise wie hier jemand schriebt und nicht um die Inhalte, die er vermitteln möchte, gehen sollte, dreht wir uns im Kreis.
Dann halte ich es lieber mit Jukias Statment: 'Eure Diskussion hier ist zwar schön und gut, aber den Menschen in Burma hilft sie rein garnichts.'


Viel Grüße
Ort







Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 13.04.06 um 19:18:09
Hallo hep,

eine Korrektur.

> Zitat hep: ... aber ich würde mir nicht herausnehmen, aktiv in die Geschicke anderer Länder eingreifen zu wollen noch gegenüber den Bürgern dieser Staaten innenpolitische Vorkommnisse zu kommentieren. <

Darin stimme ich Ihnen doch nicht uneingeschränkt zu.
Sobald jemand Fremdes, z.B. ein Tourist, auf Menschen und deren Kultur trifft, diese Begegnung vielleicht zum ersten Mal stattfindet, verändert sich bereits etwas. Das ist ein aktiver Eingriff in die bis dahin bestehenden Lebensverhältnisse. Demnach müssten Sie bei sich zuhause bleiben, wenn sie in Burma garantiert nichts verändern wollen.
Ihre Warnung vor einem Parteiergreifen ist selbstverständlich ein Kommentar zur Innenpolitik.


Viele Grüße
Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 14.04.06 um 14:56:58
Hallo hep,

> Zitat hep: Ich finanziere direkt weder das Militär noch irgendwelche Kontras. <

Das mit dem direkt ist so eine Sache.
Ich weiss nicht, ob diese Behauptung verifizierbar ist, ausser Sie meinten damit speziell eine unmittelbare Geldgabe z.B. in die Hände eines Soldaten.
Jeder Ausländer, ausser vielleicht Staatsgäste, der nach Burma kommt zahlt bei der Einreise eine Visagebühr und für die Ausreise nochmals. Die Hotels und Gastthäuser führen an den 'Staat' pro Kopf einen bestimmten Anteil ab. Nach Angaben eines Guesthousebesitzers am Inle See waren das 2005 ca. 20%. Die Unternehmer von privaten Bus-, Flug-, Boots- und anderen Verkehrsunternehmen zahlen ebenfalls einen Anschlag. Mich würde auch interessieren wie das bei den Geldtauschern (Sule-Pagode ua.), bei den Souvenirhändlern, den Kutschern in Bagan oder den Bootsfahrern am Inle See aussieht. Außerdem zahlen die Touristen zusätzliche Gebühren und Eintrittsgelder an den Attraktionen, trinken Bier, Whiskey und Rum, rauchen und kaufen auf den Märkten ein.

Zu diesem Thema auch wikipedia unter Than Shwe:
... Seine Familie ist in mannigfaltigen Unternehmungen beteiligt. Zum buddhistischen Neujahrsfest Thingyan erwartet die Familie Than Shwes von den myanmarischen Unternehmen großzügige Geldgeschenke, da es nach myanmarischer Sitte üblich sei, ehrenwerten Personen solche Geschenke zukommen zu lassen. Im Jahre 2004 soll die Summe bei 6 Milliarden Kyat gelegen haben, nach offiziellem Kurs über 700 Mio. Euro (die tatsächliche Kaufkraft liegt jedoch sehr viel niedriger). Für das Jahr 2005 erwartete die Familie den gleichen Betrag. ...

Dem zufolge würde ich mir nicht trauen zu behaupten wem ich auch mitbezahlt habe und wohin das Geld dann fließt.
Ich denke, es gibt kein Chance als Reisender der Junta kein Geld zukommen zu lassen, aber man kann sich selbstverständlich trotzdem darum bemühen soviel wie möglich den Menschen, die es am nötigsten brauchen zu geben, egal wer sonst noch davon profitiert.
Aus diesem Grund verstehe ich auch die Boykottgegner, die nicht wollen, dass diejenigen, die sich über den Tourimus etwas aufgebaut haben, dann am meisten darunter leider würden.

Das ist ein starkes Argument!
Es bleibt ein Hin- und Her, aber schliesslich ist der Kopf rund, damit er beim Denken die Richtung ändern kann.



Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von cedar am 15.04.06 um 12:45:50
Zitat: "Es bleibt ein Hin- und Her, aber schließlich ist der Kopf rund, damit er beim Denken die Richtung ändern kann."

Der bisher beste Satz in dieser, doch zeitweise sehr aus der Bahn geratenen Diskussion. Freue mich, daß der von Ort kommt, da ich wohl einer der wenigen bin, der seine ersten, von Andreas zu recht gelöschten Beiträge lesen konnte. Und die waren zweifelsfrei eine totale "Verbalendgleisung".
Lieber Ort, ich denke die Frage ob Du wieder nach Burma reisen solltest, hast Du Dir schon selbst beantwortet.
Zitat: "Sobald jemand Fremdes, z.B. ein Tourist, auf Menschen und deren Kultur trifft, diese Begegnung vielleicht zum ersten Mal stattfindet, verändert sich bereits etwas. Das ist ein aktiver Eingriff in die bis dahin bestehenden Lebensverhältnisse. Demnach müßten Sie bei sich zuhause bleiben, wenn sie in Burma garantiert nichts verändern wollen."
Boykotte haben leider noch kein einziges Regime jemals zur Aufgabe gezwungen. Nord Korea ist ein gutes Beispiel dafür. Die totale Isolation dieses Landes, auch auf dem Touristischen Sektor, hat sicher auch zur Folge, daß es dort nicht einmal eine nennenswerte Opposition gibt. Freiheit & Demokratie in Form von z.b. Touristen ist ein stärkeres, schleichendes & letztendlich tödlicheres Gift für Diktaturen, als Boykotte.
Auch wenn die Lady zum Boykot aufruft, muß man ja nicht zwangsläufig der selben Meinung sein.  Wir neigen  dazu all ihre Worte in den Stand der heiligen Unfehlbarkeit zu stellen. Aber auch sie ist nur ein Mensch mit politischen Entscheidungen oder auch Fehlendscheidungen.

In diesem Sinne, ein schönes Osterfest
Gruß Cedar

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Ort am 17.04.06 um 18:45:51
> Zitat Cedar: Lieber Ort, ich denke die Frage ob Du wieder nach Burma reisen solltest, hast Du Dir schon selbst beantwortet. <

Tja, da bin ich mir noch nicht so sicher. Was die Lady betrifft, möchte ich mich Ihrer Ansicht anschließen. Es ist schwer bis unmöglich sich objektiv zu informieren, wenn man nicht direkt und unmittelbar in Kontakt tritt, sondern Nachrichten aus zweiter Hand erhält. Das kann schnell zu Bedeutungsverschiebungen und Vereinnahmungen führen. Ein Boykott nimmt die Möglichkeit sich selbst ein Bild zu machen.

Ich bin froh, dass ich hier zum Thema Unterdrückung und den von vielen Seiten ausgesprochenen Warnungen und Hinweisen meine manchmal kantigen Gedanken und Überlegungen mit dem Forum austauschen konnte. Diese Diskussion ist in gewisser Hinsicht stellvertretend für die Problematik Länder mit politisch bedenklichen Verhältnissen zu bereisen.

Für mich gibt es keine optimale Entscheidung. Die Härten eines Boykotts werden den Menschen genauso wenig gerecht als eine Romantisierung Burmas zu einem Idyll.


Viele Grüße und weiterhin mit gemischten Gefühlen
Ort

Titel: Re: Unterdrückung und Staudämme
Beitrag von Hügel(Guest) am 28.06.06 um 13:21:29
Eigene Erfahrungen und Einschätzungen sind sehr wertvoll und wichtig.
Um die Situation in Burma in seiner ganzen Tragweite erkennen zu wollen bedarf es allerdings zusätzlicher Informationsquellen, die es wiederum zu prüfen gilt.
Die Verhältnisse sind zu komplex und wurden für Aussenstehende zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verdunkelt, so dass es kaum möglich ist einen objektiven Eindruck zu gewinnen.
Was sich hinter den Kulissen abspielt verdeutlich http://www.aappb.org/

Viele Grüße
Gerald

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