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Reiseboykott Ja/Nein? (Gelesen: 4513 mal)
aschi54
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Beiträge: 3
23.12.03 um 09:35:14
 
Meine Frau und ich sind am 13.Dez.2003 von unserer 3 wöchigen Reise aus dem wundervollen Myanmar mit seinen unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Menschen zurückgekehrt. Wir waren als nicht vorausorganisierte Einzeltouristen unterwegs. Ausländer waren nur selten zu sehen und alle Hotels in denen wir waren sind stark unterbelegt.

Vor Reisebeginn hatten wir uns lange das Für und Wider einer Reise in dieses Land mit diesem schrecklichen Militärregime überlegt. Jetzt sind wir aber überzeugt davon, dass es richtig ist in dieses Land zu reisen. Da Myanmar soviele Rohstoffe (Oel, Kupfer, Drogen!!, etc), Bodenschätze und Land (nur die Hälfte des fruchtbaren Lands wird genutzt) hat bringt ein Boykott überhaupt nichts. Das Land ist absoluter Selbstversorger und ein Boykott trifft nur die Bevölkerung, denn das Militär kann locker vom Reichtum des Landes leben und muss nur geringe Geldeinbussen hinnehmen. Eigentlich ist es ja eine Kunst, in einem so reichen Land, die Bevölkerung so arm zu halten! Elend aber haben wir nirgends gesehen. Die Leute sind zwar nach unseren Massstäben arm, aber da das Land so reich ist, muss niemand hungern und die Burmesen sind ein stolzes, arbeitsames, friedfertiges und freundliches Volk. (Das ist auch ihr Schicksal. Da sie so friedfertig sind, ist es leicht, sie zu unterdrücken.)

Durch den Tourismus wird das Geld breit im Land gestreut und da bereits fast alle touristischen Einrichtungen in privaten Händen sind, kommt das Geld auch in der Bevölkerung zu Gute. Durch den Tourismus wird auch der Informationsfluss aus dem Land begünstigt und das Militär muss immer damit rechnen, dass ihre "Aktionen" publik werden und kann nicht mehr unbemerkt unterdrücken. Wir haben auch mit verschiedenen Birmanen gesprochen und fast alle die wir trafen wollen, dass Touristen ins Land kommen. Man sollte natürlich auch darauf achten, möglichst keine staatlichen Institutionen zu unterstützen. 

An einem kleinen Beispiel sieht man wen ein Boykott trifft:
Jetzt sind ja wegen dem Boykott der Amerikaner, die Kreditkarten nicht mehr nutzbar. Die Folge davon ist, dass die kleinen Läden ihre Waren nicht mehr verkaufen können, da die Leute kein Geld haben um zusätzlich etwas zu kaufen. So leiden unter diesem Boykott wieder nur die kleinen Leute wie immer.
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vorort
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Beiträge: 392
Antwort #1 - 07.01.04 um 12:17:08
 
hallo aschi54,

nun will ich mich auch mal politisch aeussern:
turismusboykott ist das letzte was dieses land braucht! grund: vom turismus leben eine ganze menge ganz normale menschen, haben davon unterhalt, sprich, was zu futtern. dank der us sanktionen, ist die wirtschaftslage mies genug. etliche firmen - speziell textilindustrie - haben das land verlassen und zigtausende von arbeitslosen zurueckgelassen. sozialnetz gibt es nicht, dafuer jetzt aber bluehende prostitution, denn etwa 90% der in der textilindustrie beschaeftigten waren junge frauen, die ihre familien versorgt haben.
vom turismus leben unglaublich viele menschen hier: angestellte in den hotels, handwerker, haendler, fahrer usw. turismus bietet die chance, dass sich ein gewisser mittelstand bildet, der nicht alles mit sich machen laesst. turismus bietet auch die chance fuer die einheimische bevoelkerung mit anderen ideen in kontakt zu kommen, gedanken anderer menschen zu hoeren.
der spiegel hat mich als freund der militaerregierung beschimpft. ich denke aber, dass man als bewusster deutscher schlecht irgendwelche sympathien fuer irgendwelche diktaturen haben kann - aber man kann sich sehr wohl dafuer interessieren, wie ein weg aus der misere aussehen koennte damit es den menschen besser geht. die meisten turisten sehen doch gar nicht, wie schlimm es aussieht hier. menschen leiden - aber nicht an einem mangel an freiheit, das interessiert erst mal nicht! wichtig ist essen, dach ueber dem kopf, ausbildung und medizinische versorgung. nichts davon wird durch sanktionen gefoerdert, sondern das genaue gegenteil erreicht!
also, turisten kommt hierher, helft den menschen mit euren euros und us dollars. klar verdient die regierung auch mit, aber eben nur mit. das grosse geld wird mit rund 130 000 turisten pro jahr wirklich nicht gemacht, oder?
gruss
vorort
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Baba
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Beiträge: 2
Antwort #2 - 11.01.04 um 15:57:16
 
Hurra,
hier kommen endlich mal zwei Fachleute zu Wort, die wissen, was das Land braucht.Und ich weiß endlich, welche Geisteshaltung es möglich macht, das sich Diktaturen etablieren können. Nun ja, es ist ja auch schon 70 Jahre her, als sich ein kleiner schnauzbärtiger Österreicher mit dem Versprechen an die Macht brachte, dem Deutschen Volke wieder Arbeit und Brot zu geben. Keiner hat gefragt, woher das Geld kam, mit dem die A1 gebaut wurde.Alle waren froh, das es wieder aufwärts ging. Auch hinterher hat es kaum jemanden interessiert, das die aus der Schweiz kommenden Kredite mit jüdischem Zahngold und anderen dem Juden gestohlenen Wertgegenständen bezahlt wurden. In Burma läuft es etwas anders, aber das Ziel ist das gleiche. Unterdrückung von Meinungsfreiheit, politischer Arbeit und selbstbestimmtem Leben. Das Militär bekommt keine Auslandskredite (zumindest nicht offiziell), also prügelt man das Volk in den Straßenbau. Wer die Schnauze aufmacht, wird erschossen oder in Ketten gelegt.Und das nötige Geld für die Unterhaltung von 500 000 Soldaten beschafft man sich durch Drogenhandel und Tourismus.Nur läuft das nicht so richtig mit dem Tourismus. Denn von den erwarteten 1 000 000" ich seh nichts, ich hör nichts, ich weiss nichts" Touristen kommen dank  Oppositionsparteien und vieler NGO´s jährlich gerade einmal 120 000 ins Land.Und trotz Aufhebung des Eintrittsgeldes von 200 Dollar pro Kopf werden es wohl auch nicht mehr werden.
Und da müssen ausgerechnet wieder ein paar deutsche Deppen daherkommen und etwas von "alles halb so schlimm" daherstammeln. Diese beiden Beiträge zeigen, das ihre Autoren nichts, aber auch garnichts über die politische und wirtschaftliche Situation Burmas wissen.Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los,als wenn die beiden Herren das nachbeten, was vor einiger Zeit schon der Rechtsaußen Friedhelm Ost von sich gab. Nun ja, da gab es auch mal einen FJS, der Nelson Mandela als Terrorist bezeichnete. Aber diese Art des Denkens ist vor dem Aussterben bedroht, meine Herren. Ob der Wirtschaftsboykott der USA ausreicht, die Militärregierung zu Fall zu bringen, mag dahingestellt bleiben. Aber die Amerikaner für die Wirtschaftsmisere in Burma verantwortlich zu machen, ist schlichtweg dumm. Lesen Sie einmal nach, wie es mit der Wirtschaft vor 1962 aussah, als das Militär noch nicht an der Macht war.

Baba
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vorort
Member***
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Beiträge: 392
Antwort #3 - 12.01.04 um 04:14:08
 
Baba,

schade, schade, dass auch Sie von der allgemeinen krankheit erfasst sind: erst mal den anderen diffamieren, dann braucht man sich ja gar nicht mit den argumenten auseinandersetzen. zumindest was meine aeusserung vom 07.01. anbetrifft angeht, kann ich nicht erkennen, dass sie diese auch nur richtig gelesen hast.
"dass man als bewusster deutscher schlecht irgendwelche sympathien fuer irgendwelche diktaturen haben kann" sagt doch wohl eindeutig, dass ich keine sympathien fuer eine diktatur habe. ich lebe seit jahren in diesem land und sehe das leid der menschen. Aschi54 du hast bei einigem nicht genau hingeschaut, leider wie so viele touristen.
fuer mich steht eines fest: gewalt ist das falsche mittel um eine aenderung herbeizufuehren, denn gewalt endet zwangslaeufig in blutvergiessen. es besteht ja wohl kein zweifel, dass ausschliesslich das militaer die gewehre hat, oder?
baba, nennen sie mir bitte den konkreten fall, wann jemand von der regierung aus politischen motiven in den letzten 36 monaten gezielt erschossen wurde. bitte keine thailaendischen quellen, sondern vertrauenswuerdige wie UN oder IKRK.
baba, zu ihrer info: ich war dabei, als Friedhelm Ost seine rede hier in yangon hielt und sagte ihm auch direkt anschliessend was ich davon halte: im prinzip richtig, nur falscher zeitpunkt und falscher ort.
baba, ohne diffamierung kann man wesentlich besser meinungen austauschen und auch eventuell zu einem gemeinsamen ergebnis kommen! hau drauf mag ich nicht, egal von wem. andere nur zu anzupoebeln zeugt nicht gerade von geistiger souveranitaet. klare fakten bitte, und dann koennen wir wieder reden.

vorort
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mhnessie
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Beiträge: 537
Antwort #4 - 12.01.04 um 11:25:12
 
@Baba:

Dann will ich mich mal als einer der
"...ich sehe nichts, ich hör nichts, ich weiss nichts- Touristen .." OUTEN.

Ich werde in ca. 14 Tagen nach Myanmar reisen und habe mich im Vorfeld sehr wohl, soweit möglich, über Lage und Umstände die im Land herrschen informiert.

Fakt scheint doch zu sein, das selbst die Opposition (ausgenommen Aung San Suu Kyi) Touristen durchaus
wohlwollend begegnet und begrüßt.

Sehr wohl werde ich während meiner Reise versuchen möglichst viele Eindrücke zu sammeln und ganz bewußt wahrzunehmen was um mich herum geschieht.

Ich erwarte allerdings nicht, so schlau sind die Militärs dann schon, Zeuge irgendwelcher Repressalien etc. zu werden.

Trotzdem denke ich das (auch) Touristen bzw. ein grundsätzlicher Austausch mehr bewirken als reine Isolation bei der den Militärs dann gar keiner mehr "auf die Finger" schaut, wobei das bitte nicht wörtlich zu nehmen ist.

Nordkorea ist desweiteren ein gutes Beispiel das Isolation auch
das Gegenteil der ursprünglichen Absicht bewirken kann.

Desweiteren drängt sich dann in letzter Konsequenz auch die Frage auf, welche Maßstäbe ich zur Beurteilung heranziehe ob ich ein Land als Tourist bereisen darf ?

Reisen in die/den....

U.S.A. - nein, die führen Angriffskriege ohne UN Mandat und setzen weiter die Todesstrafe um.

Naher Osten(bewußt pauschaliert) - nein, ebenfalls Todesstrafe, Frauen werden unterdrückt (nach unserem verständnis)

China - nein, ignorieren ebenfalls die Menschenrechte, Todesstrafe etc, etc.

Vietnam - nein, usw, usw, usw....

Da bleibt dann wohl nur die Nord- oder Ostsee als Reiseziel  Zwinkernd

Wie auch immer: Ich werde reisen und versuchen mir die Frage ob es richtig war NACH der Reise selbstkritisch zu beantworten.

Als "...ich sehe nichts, ich hör nichts, ich weiss nichts- Tourist .." verstehe ich mich daher trotzdem nicht.


Gruß

Marco




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martina7
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Beiträge: 10
Antwort #5 - 15.01.04 um 19:18:56
 
ich kann mich zwar nur als "weiß fast nichts, seh fast nichts tourist outen" aber ich fahre am montag, organisiert. früher reiste ich recht viel (mit rucksack), war auch in burma. immer verdrängte ich das gefühl, ein wenig fehl am platz zu sein, trug ich doch vermutlich das jahresgehalt eines normalen einheimischen spazieren (um im ernstfall einen Rückflug kaufen zu können).
damals habe ich burma nicht schlecht gefunden, 7 tage visum, legt euer geld ab und verschwindet wieder. nicht macht den einheimischen lange zähne!
ich bin mir nicht sicher, daß rucksacktouristen besser sind als neckermänner, die nur in ghettos gesperrt werden.

übrigens meine ich, daß menschen, die nur vom tourismus leben, keine normalen menschen sind. das gilt auch für österreich, es gelingt uns halt nicht etwas anderes zu machen. oder findet ihr eine almhütte, die nur der beherbergung von snowbordern dient normal? oder die produktion von souvenir schnickschnack in z.B. afrika, regimenter von sinnlosen giraffen, die von mir aus recht hübsch sind?

martina
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vorort
Member***
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Beiträge: 392
Antwort #6 - 16.01.04 um 05:06:01
 
hallo martina,

nun mach dir mal keine sorgen, 99 prozent der burmesen heissen dich willkommen weil auch du dazu beitraegst, dass sie ein einkommen haben und ihre familien ernaehren koennen. ausserdem sind die leute hier sehr neugierig und wollen auch mit auslaendern reden, sofern beide seiten die sprachbarriere ueberspringen koennen.
bei den ganzen diskussionen wehre ich mich nur gegen die grundsaetzliche einstellung vieler, dass das prinzip vor dem menschen kommt. fuer mich kommt der mensch an erster stelle. wenn die grundbeduerfnisse des menschen befriedigt werden koennen in einem land, erst dann kann man weitersehen und sich uebergeordneten dingen widmen. diese uebergeordneten dinge (grundrechte wie zuverlaessige unabhaengige rechtsordnung, versammlungsfreiheit, redefreiheit) sind natuerlich enorm wichtig, aber man sollte in jenen laendern, wo die grundbeduerfnisse - meist -im uebermass sichergestellt sind, nicht immer den zweiten schritt vor dem ersten erzwingen wollen.
martina, komm hierher mit offenen augen und unbelastetem verstand und du wirst das schoene und das weniger schoene sehen und erkennen.
gruss
vorort
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gluecklichemomente
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Beiträge: 32
Antwort #7 - 23.02.04 um 23:50:13
 
So, da§ wŠre meine Meinung!
Als Individualreisender bist du zum einen viel aufwendiger zu "pflegen" und hast zudem engeren Kontakt.
Doch der grš§te Vorteil: Dein Geld landet (zum Gro§teil) nicht bei der Regierung (weil keine InlandsflŸge, Hotels, klimatisiere Expressbusse, andere Ziele etc.).
Au§erdem lassen Individualurlauber VIEL weniger Geld im Land. Es geht nicht darum, Geld zu bringen, sondern Hoffnung, VerŠnderung und Bildung.
Die Leute freuen sich ausdrŸcklich Ÿber AuslŠnder - auch ohne, da§ sie von ihnen leben (Stichwort "Lucky Money")! Durch diese erhalten sie nŠmlich auch einen Blick nach "drau§en".
Reist nicht zu den "Attraktionen", sondern zu den Menschen. Dorthin, wo die Dšrfer keinen Strom und kein Wasser haben.
Aber seid auf der Hut und traut keinem noch so "netten Freund" und Taxifahrer, Mšnch oder Studenten!
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pak_g
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Beiträge: 11
Antwort #8 - 15.04.04 um 11:18:38
 
Ich will hier keine eindeutige Antwort "Reisen Ja/Nein"geben .

Aber von wegen: es geht den Leuten nicht so schlecht....

Der 16-jährige Bruder einer burmesischen Freundin ist vor kurzem gestorben, weil es im Spital weder Medikamente noch Strom (!) gab! Ich kenne persönlich einige, die sich immer wieder monatelang im Dschungel verstecken müssen.. Wisst ihr was
"porters" sind? Es ist üblich, dass das Militär Leute aus Dörfern
entführt, die dann für die Armee als Träger arbeiten müssen. Und manchmal in Minenfelder vorgehen müssen... Schutzgelderpressungen sind an der Tagesordnung. Im Shan State wurde ein Dorfvorsteher, dessen Dorf nicht gezahlt hatte, bis in den Hals in den Boden eingegraben, und alle
Dorfbewohner mussten auf ihn eintreten (dokumentiert von Shan Women’s Action Network (SWAN) und Shan Human Rights Foundation (SHRF),  “Licence to Rape”).

Glaubt ihr wirklich, sie werden das den Touristen zeigen?

G.
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